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„I hätt do mol e Frog”

Leiden die Tiere in Karlsruhes trockenen Wäldern Durst?

Wenn es wochenlang nicht regnet und Hitze Karlsruhes Wälder austrocknet: Wie kommen dann wildlebende Tiere an Wasser? BNN-Leserin Friedhilde Schwitalla beschäftigt diese Frage, zumal sie auf den Höhen im Osten der Stadt eine staubtrockene Wildschweinsuhle entdeckt hat.

27.08.2020 am Oberwaldsee, zu Frageserie. Rechts Friedhilde Schwitalla, links der städtische Wildtierbeauftragte Stefan Lenhard
Naturverbunden: Am Oberwaldsee erfährt BNN-Leserin Friedhilde Schwitalla von Stefan Lenhard, dem Wildtierbeauftragten der Stadt, warum es Rehen und Hasen auch bei großer Hitze in Karlsruhe nicht an Wasser fehlt. Foto: Jörg Donecker

In der Natur in und um Karlsruhe ist die BNN-Leserin Friedhilde Schwitalla oft und gern unterwegs, auch mit dem Schwarzwaldverein. „Die Wasserläufe in den Karlsruher Wäldern sind total ausgetrocknet”, beobachtet sie jetzt. Der Frau aus Rintheim drängt sich die Frage auf: „Werden Tränken aufgestellt, damit Wildtiere und Vögel nicht verdursten?”

Karlsruhes Wälder sind voller Tiere

Tatsächlich sind Karlsruhes Wälder voller Tiere, bestätigt Stefan Lenhard. Der Wildtierbeauftragte der Stadt trifft sich mit Friedhilde Schwitalla am Oberwaldsee, weil sich die 73-Jährige unter der Rubrik „I hätt do mol e Frog” an die BNN gewandt hat. Oft dreht Lenhard leicht den Kopf, während er sein Wissen mit der Gesprächspartnerin teilt. Der Forst- und Jagdexperte hört: Da klopft ein Specht, andere Vögel tauschen in den Baumkronen Nachrichtenrufe aus. Vielleicht über die Menschen, die bei den blühenden Teichrosen stehen?

Wer Flügel hat, ist fein raus. Doch rund um Rhein, Pfinz und Alb fänden alle Tiere recht gut Wasser, zumal sie dafür kilometerweit ziehen, erklärt Lenhard. Wichtiger noch: „Nicht alle Arten brauchen Wasser wie wir.” Ist es heiß und trocken, reagieren wilde Tiere mit ihrem Verhalten. In den heißesten Stunden legen sie sich ab und ruhen aus. „Deshalb ist es so wichtig, sie nicht aufzuscheuchen”, betont der Forstmann.

Frische Knospen decken den Bedarf

Anpassung ist der Clou. Tränken stellten weder Förster noch Jäger auf, erläutert der Wildtierbeauftragte. Frische Knospen genügen Rehbock und Ricke selbst jetzt in der heißen Brunstzeit: „Rehe nehmen ganz wenig Wasser direkt auf.” Hasen kühlen sich ab, indem sie Blut in ihre Löffel pumpen. „Die langen Ohren funktionieren als Wärmetauscher.”

Lenhard weiß: „Im Oberwald leben viele Rehe.” Der künstlich geschaffene Oberwaldsee locke sie und jede Menge anderer Wildtiere als Tränke an. Dass es auch Menschen in ihrer Freizeit zum Beispiel an die Grillhütte zieht, irritiere die wilden Tiere nicht, solange Zweibeiner und Hunde auf den Wegen bleiben. Geschickt gehen Rehe in Deckung. „Bei Hitze ziehen sich die Tiere zurück hinter diese grüne Wand”, erklärt Lenhard und deutet auf die Laubbäume.

Ein Eimer Wasser für die Schlammpackung

Fürs Schwarzwild aber schleppt mancher Jäger doch mal einen Eimer Wasser in den Wald. Die Wildschweine saufen das Nass allerdings nicht. „Wildschweine werden bei Sommerhitze eher Vegetarier und fressen grüne Pflanzenteile”, sagt Lenhard. Unter Speck und Borsten wird es aber mächtig warm. Deshalb kippt der Waidmann Wasser in die Suhle. „Zur Abkühlung und gegen Parasiten tut eine Schlammpackung einfach gut.”

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