Am Langos-Stand auf dem Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Durlach herrscht unter der Woche bereits um die Mittagszeit Hochbetrieb.
Dann stehen die Jugendlichen aus dem Markgrafen-Gymnasium Schlange und genehmigen sich ihr Mittagessen vor der Karlsburg. „Im Dezember gehen wir hier regelmäßig essen“, sagt eine Abiturientin und beißt in den dampfenden Teigfladen.
In den restlichen Monaten wird das Mittagessen selbst mitgebracht oder es geht zum Bäcker oder in einen Schnellimbiss. Eine Mensa gibt es im Durlacher Gymnasium nämlich keine, und dieser Umstand sorgt schon seit vielen Jahren für ein Grummeln bei Elternschaft und Schulleitung.
„Man hat sich damit abgefunden. Oder anders gesagt, man hat resigniert“, sagt etwa Elternbeirätin Katrin Flum. Denn ohne Mensa müssen sich Eltern und Kinder täglich selbst um die Mittagsverpflegung kümmern.
Kooperation mit dem KJH
Eine Möglichkeit für ein günstiges warmes Mittagessen gibt es auch für die Markgrafen-Schülerschaft, und zwar im Kinder- und Jugendhaus (KJH) Durlach des Stadtjugendausschusses Karlsruhe. Dort kommen täglich rund 40 bis 50 Schüler vom Markgrafen-Gymnasium und der Friedrich-Realschule zum Mittagessen vorbei, sagt KJH-Mitarbeiterin Heike Mühl.
Die meisten davon seien Unterstufenschüler. „Ab Klasse neun sind es nur sehr wenige“, so Mühl weiter. „Die gehen lieber zum Bäcker oder auf den Weihnachtsmarkt.“
Jetzt den Newsletter für Karlsruhe, Ettlingen und die Hardt abonniere
Wie geht es weiter mit dem Verkehr und den Baustellen in Karlsruhe? Was wird aus der Wohnungsnot und der Sicherheit in der Innenstadt? Was ist los in der Stadt und was bewegt ihre Bewohner?
Die wichtigsten Infos für Karlsruhe, Ettlingen und die Hardt und exklusive Hintergrundberichte: Das liefert der kostenlose BNN-Newsletter jeden Abend direkt in Ihr Postfach. Jetzt anmelden.
Für Joachim Inhoff ist die fehlende Mensa mittlerweile sogar ein Wettbewerbsnachteil. „Unser Einzugsgebiet reicht über Durlach hinaus in die Höhenstadtteile und nach Grötzingen“, sagt der Direktor des Markgrafen-Gymnasiums.
Wegen des achtjährigen Gymnasiums gebe es schon in der Unterstufe regelmäßig Nachmittagsunterricht und deshalb seien vor allem Kinder mit einem längeren Schulweg auf eine verlässliche Betreuung angewiesen.
Im KJH gebe es zwar ein „besseres und gesünderes“ Essen als in manchen Schulkantinen, so Inhoff weiter. Doch der Weg sei etlichen Schülern für einen täglichen Besuch am Ende doch zu weit. Deshalb würden sich Eltern bei der Suche nach einem Gymnasium auch immer wieder bewusst für Schulen mit einer Mensa entscheiden.
Sinkende Schülerzahlen in Durlach
Mittlerweile schlägt sich die fehlende Mensa auch in den Anmeldezahlen nieder. In den vergangenen fünf Jahren ging die Schülerzahl von 898 auf 820 zurück. Wenn der Trend nicht gestoppt werde, wirke sich das langfristig auf die Oberstufe aus, mahnt Inhoff. Dann könnten nicht mehr alle Kurse besetzt werden.
Einfach eine Mensa einrichten ist im historischen Schulgebäude wegen des fehlenden Platzes nicht möglich. Und laut dem städtischen Schulamt ist eine Mensa lediglich an Schulen mit Ganztagesbetrieb verpflichtender Teil des pädagogischen Konzepts.
Den Status quo akzeptieren will Inhoff trotzdem nicht, deshalb habe er sich an die Stadt gewandt und um eine zeitnahe Lösung gebeten.
Im Durlacher Ortschaftsrat stößt Inhoff bereits auf offene Ohren. „Eine Mensa ist etwas, was die Eltern heute von einer Schule erwarten“, sagte Grünen-Ortschaftsrat Ulrich Wagner in der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments. Um den Druck auf die Stadt zu erhöhen, soll auch ein interfraktioneller Antrag gestellt und das Thema in den Gemeinderat gebracht werden.
Standort für Neubau ist gefunden
Den geeigneten Standort für die Mensa hat die Stadt offenbar bereits gefunden. „Die bisherigen Planungen sehen vor, nach dem Erwerb des gegenüber liegenden Grundstücks Karl-Weysser-Straße 15 dort einen Neubau, der unter anderem eine Mensa enthalten wird, zu errichten“, teilte das städtische Presseamt auf Anfrage dieser Redaktion mit.
Der Kaufvertrag werde derzeit noch geprüft, eine Beurkundung sei bis Frühjahr 2023 geplant. Wann der Umbau beginne, stehe allerdings noch nicht fest, so das Presseamt weiter.
So bald wie möglich, bittet Inhoff. Gutes Mittagessen gewinne an Schulen immer mehr an Bedeutung, gerade auch, weil eine steigende Zahl von Kindern und Eltern dies von Ganztagesgrundschulen gewohnt sei.
Von den staatlichen Karlsruher Gymnasien hat außer dem Markgrafen lediglich noch das Bismarck-Gymnasium keine Kantine – dafür aber eine Kooperation mit der nur wenige Schritte entfernt gelegenen Mensa Moltke neben der Hochschule Karlsruhe.