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Einblicke in eine dunkle Zeit

Mobiles Geschichtslabor des Lernort Kislau macht Station in Karlsruhe-Durlach

Mit dem mobilen Geschichtslabor „Wo fängt Unrecht an?“ ist der Verein Lernort Kislau im Durlacher Naturfreundehaus (LZW) zu Gast. Bis 4. April erhalten die Besucher dort die Gelegenheit, die NS-Diktatur zu gegenwärtigen Formen von Ausgrenzung in Beziehung zu setzen.

Leute im Museum
NS-Zeit im Fokus: Peer-Guide Hannes Schneider (rechts) führt Interessierte durch die Ausstellung im Durlacher Naturfreundehaus. Foto: Jörg Donecker

Die Besonderheit ist hierbei, dass die Vermittlung für Jugendliche über gleichaltrige Peer-Guides erfolgen wird. Hierbei sollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Mitmach-Ausstellung in ihrem Vereinsumfeld nutzen können. Und somit dort, wo sie noch immer einen Großteil ihrer Freizeit verbringen.

Hannes Schneider ist 20 Jahre alt und Elektroniker-Azubi. Dass er eines Tages in diesem Beruf auch arbeiten wird, ist zuletzt allerdings unsicherer geworden. Schuld daran könnte eine E-Mail sein, die Schneider im letzten Jahr erhalten hatte. „Ob ich da nicht mitmachen und Peer-Guide werden wolle“, sei darin gestanden. Das Mitglied der Naturfreunde lacht, denn natürlich wollte er.

Im Schulunterricht sei man gedanklich gerne woanders, während man hierher gezielt komme und sich durch die anschauliche Darstellung auch intensiver einbringe, fasst er seine Erfahrungen der letzten Monate zusammen. Negative Erfahrungen habe er noch keine gemacht.

Als Ausgangspunkt dienst das nordbadische KZ Kislau

Auffällig sei nur gewesen, als man am Ausstellungsstandort Malsch mal aktiv herausgegangen und auf der Straße Menschen angesprochen habe, ob man denn nicht hereinkommen wolle. Ältere Leute hätten oft in dem Sinne geantwortet, dass man schon alles wisse und gesehen habe. Schneider war enttäuscht: „Aber das ist eben falsch“, denn schließlich gebe es viele Bezugspunkte, die noch nicht bekannt seien.

Ihn selbst habe zum Beispiel überrascht, dass es nicht nur „vier oder fünf große KZs gab, sondern quasi bei jedem Deutschen vor der Haustür eines“. Auch die Erkenntnis, dass die Methoden bei klassischer Propaganda und modernen Fake News die gleichen seien, habe ihn überrascht.

Die optische und haptische Präsentation der Ausstellung ist hierbei hervorragend gelungen. Alles ist aus hellem Holz, die Farben sind hell und die Stationen, auf denen Themen wie „Propaganda oder Fakten“ oder „Widerstand und Verfolgung“ ihren zeitgemäßen Pendants „Fake or Fact“ und „Was macht die Demokratie stark“ gegenüber gestellt werden, altersgerecht und inhaltlich überzeugend umgesetzt.

Nahezu alles ist analog gelöst, ohne dass das heute digital gelieferte Spielerische verloren gegangen ist. Als geographischer wie historischer Ausgangspunkt dient bei all dem das nordbadische KZ Kislau.

Biographien von 25 Menschen für die Ausstellung in Durlach erarbeitet

Für die Ausstellungsstation Durlach hat Laura Pastal, FSJ-Kraft im Lernort, zusätzlich noch eine wertvolle Recherchearbeit geleistet und die Biographien von 25 Menschen aus Durlach und Umgebung, die nach Kislau verbracht worden waren, erarbeitet.

Die grundsätzliche Besonderheit des von 1933 bis 1939 existierenden Konzentrationslagers Kislau stellte Projektleiterin Andrea Hoffend heraus. Denn dies habe außergewöhnlich lange bestanden und seien daher Häftlinge aus unterschiedlichsten Gründen dort gewesen, dass man nahezu „die gesamte Schreckensherrschaft des NS nachzeichnen“ könne.

Die Mitmach-Ausstellung mit seinen besonderen Vermittlungsmethoden soll übrigens in Zukunft auch am geplanten Lernort Kislau zum Einsatz kommen. So habe das Land die benötigten Finanzierungsmittel inzwischen auf den Weg gebracht“, freute sich der Vereinsvorsitzende Dieter Bürk in seiner Begrüßung am Eröffnungsabend.

Zehn Jahre nach seiner Gründung im Jahr 2012 hätte der als „Lernort Zivilcourage & Widerstand“ gegründete und erst vor 4 Wochen in nunmehr „Lernort Kislau“ umbenannte Verein somit also sein Ziel erreicht, auf der nördlich von Bruchsal gelegenen Schlossanlage Kislau einen Ort der Aufklärung und Wissensvermittlung zu machen.

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