„Der Dialekt ist ein kritisches Sprachinstrument, mit dem sich bestimmte Verhaltensweisen der Menschen überzeugender darstellen lassen“, sagte vor fast 40 Jahren Harald Hurst im Interview mit Doris Lott in dieser Zeitung.
Ganz ähnlich äußerten sich die Dichterinnen und Dichter, die an den sieben Stationen auf dem etwa zwei Kilometer langen Mundart-Dichter-Weg auf dem Turmberg mit Audiodateien erlebbar sind und zur offiziellen Einweihung durch Ortsvorsteherin Alexandra Ries (parteilos) am Samstagmittag für Fragen bereit standen.
„Wir gehen mit der Technik, der Turmberg wird nun noch durch Audiobeiträge verschönert“, so Ries. Der Anstoß dazu kam von der Bibliothekarin und Durlacherin Susanne Krauthauser. „Mit der Idee – Literatur to go während der Pandemie open air – wollte ich etwas Motivierendes schaffen, sodass die Mundart erhalten und im Blickfeld bleibt“, so Krauthauser.
Im stellvertretenden Ortsvorsteher Martin Pötzsche habe sie einen Mitstreiter gefunden, der die Idee in den Ortschaftsrat trug. Auch im Kulturbeirat seien offene Türen eingerannt worden. Durch Corona verzögert, habe das Stadtamt die Arbeiten nun „nebenbei erledigt“. Krauthauser sieht die Idee weiter ausbaufähig: „Warum nicht ein Poetry Slam auf Durlacher Mundart?“
Sie schreibe „seit Teenagerzeiten“, so Sabine Marona. „Mit dem Hochdeutschen habe ich mich nicht einig gefühlt, der Dialekt ist meine Wurzel.“
Ein „Bänkle“ fehlt noch am Mundart-Dichter-Weg in Karlsruhe-Durlach
Adin Hassa kam über die englischsprachige Folk Music seiner Band eines Tages zum Dialektdichten: „Warum nicht auf Badisch? In den Liedern habe ich dann über alles hergezogen, was in Karlsruhe schieflief.“
Iris Treiber habe „irgendwann vor 20 Jahren“ angefangen und schreibe, weil es ihr einfiele. Wolfgang Müller mit Hecker-Hut, der mit Fasanenfedern und Kokarde dekoriert ist, will „mit wenigen Worten was Wesentliches sagen“.
Das Söllinger Dialektwort „anneweg“ bedeute nichtsdestotrotz, zeige aber noch eine Richtung an. Für Klaus Eppele sind Dialekte wichtig, denn sie schaffen „Zusammengehörigkeit und eine Verbindung mit der Gegend, wo man herkommt“.
Nur eins fehle noch zum Zuhören an den Stationen, so Martin Pötzsche abschließend: „Ein Bänkle.“
Service
Die Scanner-App „blukii Info“ muss auf dem Smartphone installiert sein.