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Forderung nach Fahrradstraße

Einmal Vorfahrt für Radler beim Basler Tor in Karlsruhe-Durlach

Überraschend findet eine große Radverkehrsaktion in Durlach statt: Der ADFC und der Fuß- und Radentscheid richten am Samstag am Rand der Durlacher Altstadt eine provisorische Fahrradstraße ein.

Am 5.12.2022 hat am Rand der Durlacher Altstadt eine Radfahrerin in der Basler-Tor-Straße wenig Platz zwischen parkenden Autos und einem entgegenkommenden Auto.
Am 5.12.2022 hat am Rand der Durlacher Altstadt eine Radfahrerin in der Basler-Tor-Straße wenig Platz zwischen parkenden Autos und einem entgegenkommenden Auto. Foto: Jörg Donecker

Radfahren in Karlsruhes bevölkerungsreichstem Stadtteil ist keine einfache Sache. Das liegt zum Teil am historisch geprägten Straßenzuschnitt.

Die empfohlene Radroute durch den Altstadtring ist ein Beispiel. Wer ihr folgt, fährt über Kopfsteinpflaster, Richtung Karlsburg auch zwischen Straßenbahnschienen. Entgegenkommende Motorisierte steigern die Anforderungen. Außerhalb der Altstadt finden Radfahrer Tempo-30-Zonen, aber kaum eigenen Raum.

Ein erster verkehrspolitischer Vorstoß ist nicht weit gekommen, allerdings nicht vom Tisch. Die Durlacher Grünen wollen die lange Kärntner Straße in Aue zwischen den Hauptachsen Brühlstraße und Westmarkstraße zur sogenannten unechten Fahrradstraße machen, ebenso die Grenzstraße und die Basler-Tor-Straße zwischen Rommelstraße und dem Basler Tor.

Die 400 Meter sind eine wichtige Verbindung zwischen Aue und der Durlacher Altstadt.

In sogenannten unechten Fahrradstraßen können Autos mit 30 Kilometern pro Stunde unterwegs sein, Radler haben aber Vorrang und dürfen unter anderem auch nebeneinander fahren.

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Älteste Fahrradstraße Karlsruhes dieser Art ist die Sophienstraße. Das Stadtplanungsamt will in Durlach und Aue jedoch keine Fahrradstraße ausweisen. Deshalb hat der Ortschaftsrat Durlach beschlossen, dass in den kommenden Monaten der Antrag der Grünen in diversen Ausschüssen geprüft und mit Experten aus den Fachämtern diskutiert wird.

Aktion am Samstagvormittag

Den Aktiven des Karlsruher ADFC und der Bürgerinitiative Fuß- und Radentscheid reagieren schneller. Am Samstag richten sie am Rand der Durlacher Altstadt von 9.30 bis 12 Uhr eine provisorische Fahrradstraße als sogenanntes Pop-up-Modell in der Basler-Tor-Straße in Durlach zwischen Rommel- und Gärtnerstraße ein. Zugleich kritisieren sie die ablehnende Haltung der Karlsruher Stadtplaner.

„Was mit Pop-up-Radwegen geht, geht auch mit Fahrradstraßen“, sagt Ulrich Eilmann, einer der Initiatoren. Die Basler-Tor-Straße kennt er als Durlacher bestens: „Sie verbindet die Durlacher Altstadt und mehrere Schulen mit Aue, wo viele Menschen wohnen.“

Sie ist Tempo-30-Zone, auf beiden Seiten parken Autos. Die Fahrbahn sei zu schmal, um Radfahrer vorschriftsgetreu mit mindestens 1,50 Meter seitlichem Abstand zu überholen. „Leider“, sagt Eilmann, „sind dort dennoch regelmäßig Autofahrer zu beobachten, die Radfahrer bedrängen oder eng überholen.“

ADFC will Platz für Radler statt fürs Parken

Eilmann widerspricht der Argumentation der Stadtverwaltung, die Basler-Tor-Straße sowie die beiden Straßen in Aue, die der Antrag der Grünen nennt, seien für eine Fahrradstraße zu schmal.

Würde in der Basler-Tor-Straße das Gehwegparken auf der östlichen Fahrbahnseite aufgehoben, wäre die Fahrbahn breit genug, sagt er.

Das Stadtplanungsamt hatte in seiner ablehnenden Antwort auf den Durlacher Radverkehrsvorstoß an den Beschluss des Karlsruher Gemeinderats erinnert, dass neue Fahrradstraßen den Qualitätsstandards des Landes Baden-Württemberg entsprechen müssen.

Dieser Standard sieht mindestens vier Meter Fahrbahnbreite vor und gegebenenfalls zusätzlich 75 Zentimeter Abstand zu parkenden Autos.

Qualitätsstandard als Hindernis?

Der ADFC sieht in den Qualitätsstandards kein Hindernis, im Gegenteil. „Sie würden sicherstellen, dass Fahrradstraßen auch ihrem Namen gerecht werden“, so Eilmann. „Viele Fahrradstraßen in Karlsruhe unterscheiden sich nur durch die blauen Schilder von einer normalen Zone 30 voller parkender Autos.“

Außerdem habe der Gemeinderat mit dem Karlsruher Programm für aktive Mobilität im Oktober 2021 auch Maßnahmen gefordert, die die Leichtigkeit der Autonutzung reduzieren und dadurch die Wende zu Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr fördern. Einen Teil der Parkplätze abzuschaffen, wäre so eine Maßnahme.

„Warum die Stadtverwaltung nur die ihr passenden Gemeinderatsbeschlüsse anwenden möchte, ist uns als ADFC schleierhaft“, kritisiert Eilmann.

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