Das massige rote Sandsteindach ist schon restauriert, rings um das alte Brunnenhaus in Durlach ist Raum geschaffen, der Zweckbau des großen Baumeisters Weinbrenner wird herausgeputzt zu seinem 200. Geburtstag. Aktuell sind die Seitenwände dran.
Bald werden auch an der Zugangstür die gröbsten unsachgemäßen Eingriffe während des Zweiten Weltkriegs beseitigt. Dann gestalten Durlachs Stadtgärtner eine kleine Außenanlage, eine Sitzbank kommt – und eine neue Funktion soll das Brunnenhaus erstmals zu einer Adresse für Interessierte machen.
Geplant ist ein Wassertretbecken, gespeist von den Quellen, die Weinbrenner fassen ließ. Doch Weinbrenner-Kenner finden diese Idee nicht besonders spritzig.
Dickes Lob für Durlacher Verantwortliche
Ulrich Maximilian Schumann ist der Vorsitzende der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft. Deren Adresse ist im Institut für Baugeschichte des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Schumann stellt klar: „Wir sind von der Nutzung des Brunnenhauses als Wassertretbecken nicht überzeugt.“
Die Zusammenarbeit mit dem Stadtamt Durlach, das betont Schumann mehrfach, sei „sehr glücklich“ und außergewöhnlich. Die Verantwortlichen steckten viel Zeit und Energie in das Projekt Brunnenhaus – bei der Alten Münze und dem Rathaus am Karlsruher Marktplatz habe die Weinbrenner-Gesellschaft das nicht erlebt.
Die Weinbrenner-Gesellschaft sei in Durlach intensiv einbezogen worden bei den restauratorischen Arbeiten.
Kurze Nutzungszeit ist der Haupteinwand
Positiv sehen die Weinbrenner-Kenner auch den Ansatz, dem Brunnenhaus eine Funktion zu geben. „Eine Nutzung kann ihm gut tun“, sagt Schumann. Mit längeren Öffnungszeiten verbundene Ideen könnten aber das Umfeld des etwas versteckt neben der B3 liegenden Brunnenhauses stärker beleben und im besten Fall den Vandalismus reduzieren.
Werde ein Wassertretbecken in dem Brunnenhaus installiert, sieht Schumann hohen Aufwand für Finanzierung, Genehmigung, Technik, Unterhalt und Betreuung bei nur vergleichsweise kurzen Nutzungszeiten. Denn damit Besucher unter Weinbrenners Dach wassertretend die Füße kühlen können, muss jemand das Gebäude aufschließen und Aufsicht führen.
Zusatzbau mit Toilette?
Der Durlacher Peter Thoma, Experte in der Weinbrenner-Gesellschaft für die Restaurierung hochrangiger historischer Objekte, hatte im April 2021 bekräftigt, dass die Weinbrenner-Gesellschaft Überlegungen zu einer neuen, öffentlichkeitswirksamen Nutzung unterstütze.
Thoma regte vor gut einem Jahr sogar eine kleine, separate Ergänzung des Brunnenhauses an. Dies ermögliche auch Zusatzfunktionen, etwa eine Toilette.