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Erste Reaktionen

Weiterfahrt der Turmbergbahn in Karlsruhe-Durlach gibt Streit um Neubau einen frischen Dreh

Dass die Turmbergbahn in Karlsruhe-Durlach nun doch mindestens noch sechs Monate länger fährt, kam überraschend. Was sagen Freunde des nostalgischen Bähnchens und Befürworter der geplanten modernen Nachfolgebahn?

21.10.2022 Die Turmbergbahn in Durlach ist die älteste noch betriebene Standseilbahn Deutschlands. Die gründliche Durchsicht der Technik hat jetzt ihre Betriebserlaubnis um zunächst sechs Monate verlängert.
Auf Zug: Die Turmbergbahn in Durlach, Deutschlands älteste noch betriebene Standseilbahn, fährt weiter dank frisch überprüfter Technik. Foto: Jörg Donecker

Mindestens sechs Monate länger als geplant fährt die Turmbergbahn auf Karlsruhes Hausberg. Die Neuigkeit überrascht Befürworter und Gegner der geplanten neuen Turmbergbahn.

Bisher hieß es, die Betriebserlaubnis erlösche unausweichlich am 31. Oktober, also kommenden Montag. Nun darf Deutschlands älteste noch betriebene Standseilbahn auch über den 1. November hinaus bis zur Walpurgisnacht vor dem 1. Mai 2023 auf Karlsruhes Hausberg fahren.

Warum jetzt passiert, was bisher als unmöglich galt, fragt sich unter anderem Lüppo Cramer, Stadtrat der Karlsruher Liste (KAL) im Gemeinderat. Aus den BNN hat er erfahren, dass die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) durch gründliche Prüfung der Technik eine Fristverlängerung bei den Aufsichtsbehörden erreicht haben.

Also war die Dramatik wohl doch nicht so stark wie dargestellt.
Lüppo Cramer, KAL-Stadtrat

Die beliebte Bahn rollt so doch noch in den Winterfahrplan. „Ich kapiere es im Grunde nicht“, sagt der erfahrene Kommunalpolitiker. „Es scheint ja auch auf längere Sicht möglich, dass die Turmbergbahn weiter fahren darf. Also war die Dramatik wohl doch nicht so stark wie dargestellt.“

Rund 300 Projektgegner hatten mit weißen Leintüchern im Sommer 2021 in der Bergbahnstraße demonstriert, welche Trennwirkung der vorgesehene Zaun beidseits der Gleisverlängerung bis zum Hangfuß haben würde.

Damals reihten sich neben Cramer auch die früheren Gartenbauamtsleiter Robert Mürb und Horst Schmidt ein. Die KAL-Stadträte Cramer und Michael Haug stemmten sich seinerzeit als einzige im Gemeinderat gegen das Projekt, die Standseilbahn durch eine größere, barrierefreie, autonom fahrende Nachfolgerin zu ersetzen.

Initiative Zukunft Turmbergbahn sieht neue Perspektiven

Gegen den Ausbau der Bergbahn argumentiert auch Gerd Gassmann von der Initiative Zukunft Turmbergbahn in der Debatte über die Bahn am Berg und die Perspektiven. „Ich kann mir vorstellen“, sagt der Durlacher Architekt, „dass die Turmbergbahn noch lange fahren kann, wenn man sie immer wieder überprüft.“

Die Verlängerung der Fahrzeit jetzt auf Grundlage einer gründlichen Revision lasse „vermuten, dass die Betriebserlaubnis so nicht automatisch erlischt“.

Pro Bahn vermisst Planungsfortschritt in Karlsruhe-Durlach

Überrascht von der aktuellen Wende ist auch Gerhard Stolz vom Verein Pro Bahn, ein erklärter Befürworter der neuen Turmbergbahn. „Ich bin traurig“, sagt er, „nicht, dass die Turmbergbahn länger fährt, sondern dass man vom Planfeststellungsverfahren gar nichts hört“.

Immerhin hätten die Verkehrsbetriebe alles, was sie für das Projekt bräuchten: die Beschlüsse von Ortschafts- und Gemeinderat und einen Spezialisten für Bergbahnbau.

Erfahren wie Cramer, denkt sich auch der ehemalige Grünen-Landtagsabgeordnete Stolz seinen Teil: „Ich hatte schon befürchtet, dass hinter den Kulissen ein bisschen mit den Plänen geschoben wird. Sollte das so sein, könnte man das mit den Argumenten der Öffentlichkeit mal sagen.“

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