
Die Fastnacht geht ins Freie: Karlsruhes organisierte Narren starten wegen Corona an der frischen Luft in die närrische fünfte Jahreszeit. Den Fastnachtsauftakt am 11.11., in diesem Jahr ein Freitag, verlegen sie vor die Rathäuser. Am Tag nach dem Ritual des Rathaussturms gehen Veranstalter in Durlach und Aue dann sogar grundsätzlich neue Wege.
An der Karlsburg steigt die Fastnachtseröffnung nun erstmals als mehrstündiges Programm, ausnahmsweise am Samstag, 12. November. Einem Programm für Familien folgt eine auf drei Stunden angesetzte Party.
Auf dem Festplatz von Durlach-Aue treffen sich exakt gleichzeitig die Durlacher Turmberghexen erstmals vor Publikum in einem Festzelt am Ende der Steiermärker Straße. Ab 14 Uhr absolvieren Neulinge den Aufnahmeprüfungen. Danach tanzen sich die Hexen warm für die Taufe um 19 Uhr mit Hexensud und waberndem Nebel um den beleuchteten Hexenkessel.
Das Organisationskomitee Durlacher Fastnacht (OKDF) und die 2019 gegründete Hexenzunft mit inzwischen 50 Mitgliedern hatten unabhängig voneinander festgelegt, so auf die Einschränkungen zu reagieren, die seit Fastnachtsausklang Februar 2020 gelten.
Open-Air-Fastnachtsparty mit „Magnesia“
An der Karlsburg dreht sich ab der närrischen Startzeit 14.11 Uhr alles um Familien. Ein Kinderkarussell befördert Passagiere kostenlos, die Freiwillige Feuerwehr Durlach zeigt und erklärt ihr Löschfahrzeug. Auf einer Bühne präsentieren sich Garden und andere Durlacher Fastnachtsaktive.
Von 19 bis 22 Uhr macht dann die Band Magnesia, die viele Besucher des Durlacher Altstadtfestes kennen, die Musik zur Party. „Wir wollen ein möglichst breites Spektrum der Fastnacht abbilden“, sagt Torsten Holzwarth, der Präsident des Organisationskomitees Durlacher Fastnacht (OKDF). „Wir müssen der Bevölkerung zeigen: Hurra, es gibt uns noch nach der langen harten Zeit der Verbote.“
Vorfahrt für den Martinsumzug
An der Karlsburg steigt das Programm laut Holzwarth bewusst nicht am Martinstag. Um den Martinsumzug, der besonders bei Familien beliebt ist, war diesmal intensiv gerungen worden.
Durlacher Fastnacht: eine Mixtur aus dem Altstadtfest, das im Juli Zehntausende in die historische Kulisse zieht, und dem Fastnachtsumzug mit ebenfalls regionaler Anziehungskraft? Das birgt eine gewisse Brisanz.
Die Straßenumzüge in Daxlanden und Neureut sind Geschichte, die Sicherheitsvorkehrungen nicht zuletzt gegen Folgen exzessiven Alkoholmissbrauchs überforderten die ehrenamtlichen Veranstalter organisatorisch und finanziell. Der Grötzinger Narrensprung startet deshalb nicht mehr abends, sondern bei Tag.
Mit Blick auf den Start des Kölner Karnevals gibt es aktuell Schlagzeilen wie „Saufexzess mit 30.000 Menschen“ oder „Das ist nicht Karneval. Das ist Ballermann.“ Aus Gesprächen mit Kölner Gleichgesinnten berichtet ein Karlsruher Fastnachter mit jahrelanger organisatorischer Verantwortung: „Die haben richtig Angst vor dem 11.11.“
Karlsruher Stadtamt begrüßt das Angebot an der Karlsburg
Thomas Rößler vom Stadtamt Durlach begrüßt die Veranstaltung an der Karlsburg als „ganz anderes Format“ und zusätzliches Angebot für die Bevölkerung. „Dass man ins Freie geht“, betont Rößler, „zeigt das Verantwortungsbewusstein des OKDF.“ Es sei gut, den Gruppen nach den für Fastnachter schwierigen Zeiten Gelegenheit zu geben, wieder aktiv zu werden.
„Wir hoffen, dass die Saalfastnacht wieder möglich wird“, sagt Rößler, schränkt aber ein: „Es ist noch angebracht, Vorsicht walten zu lassen.“
Versteigerung am Narrenbrunnen
Wieder spielt so der Rathaussturm am 11.11. um 11.11 Uhr in Durlach und um 16.33 Uhr in der City im Freien. Am Narrenbrunnen tauft um 11.11 Uhr mit Pauken und Trompeten der Festausschuss Karlsruher Fastnacht (FKF) neue Präsidenten.
Die Europäische Brunnengesellschaft übergibt dem FKF die Patenschaft für den Brunnen. Als Beitrag zu dessen Sanierung wird eine Brunnenkachel versteigert – Mindestgebot: 111 Euro.