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Kooperation mit Ämtern

Ehrenamtliche Hilfe für Ukrainer in Karlsruhe: Unterstützung in Behörden soll enden

Um den Flüchtlingen aus der Ukraine die Ankunft in Deutschland zu erleichtern, unterstützen in Karlsruhe ehrenamtliche Helfer die Behörden. Doch dieses Engagement soll absehbar enden.

Ein ukrainischer Reisepass
Eingereist nach Deutschland: Wenn ukrainische Flüchtlinge in Karlsruhe ankommen, erhalten sie Unterstützung im Rathaus an der Alb. Foto: Jens Büttner/dpa

Auch in Woche 13. des Ukraine-Kriegs geht den ehrenamtlichen Helfern im Rathaus an der Alb die Arbeit nicht aus – obwohl inzwischen nur noch vergleichsweise wenige Flüchtlinge neu in der Stadt ankommen. „Anfangs haben wir vor allem beim Ausfüllen der Anmeldung geholfen, das war quasi immer der gleiche Ablauf. Heute sind die Anliegen vielfältiger“, bilanziert Lüppo Cramer.

Der KAL-Stadtrat ist mit seinen Mitstreitern Tag für Tag in der Behörde vor Ort, das Team hat dort eigene Räume bezogen. „Wir wollen den Menschen aus der Ukraine helfen“, erläutert Cramer diese zu Kriegsbeginn geborene Kooperation mit einer Behörde.

Je länger die Schutzsuchenden hier sind, desto tiefer tauchen sie ein in die deutsche Bürokratie. Das bekommen ebenfalls ihre freiwilligen Unterstützer zu spüren. Die Ukrainer bekommen Post von der Zensus-Befragung oder von der GEZ. Oft sind sie damit überfordert.

„Rund 50 Leute suchen am Tag bei uns Rat. Wenn die Tür aufgeht, wissen wir nicht, bei was wir helfen sollen“, sagt Sonja Döring, die ebenfalls im Team mitwirkt. Mal gehe es um eine Klassenfahrt für ein Kind, mal um einen Sprachkurs. „Wir haben auch schon bei der Einrichtung von Online-Konten geholfen.“

Post vom Jobcenter in Karlsruhe häufiges Thema

Häufiges Thema sei das Jobcenter. Seit 1. Juni erhalten die Ukrainer von dort ihre Sozialleistungen. Die entsprechenden Briefe verschickte das Jobcenter an einem Freitag Anfang Mai, inklusive einer auf Mitte Mai datierten Antragsfrist. „Am Montag drauf standen plötzlich 100 Leute mit der Benachrichtigung in der Hand bei uns und fragten um Rat“, erinnert sich Döring. Cramer schlug Alarm.

Wenige Stunden später erhielt er Unterstützung: „Das Jobcenter schickte drei Leute ins Rathaus an der Alb.“ Bis Ende Mai blieben sie. „500 Anträge für Bedarfsgemeinschaften wurden in dieser Zeit bearbeitet“, bilanziert Döring. Oft halfen die Dolmetscher aus dem Team.

Cramer, Döring und Co. kennen inzwischen einige Fallstricke. Wer vom Jobcenter eine Leistung will, braucht eine sogenannte BG-Nummer. Fehle diese auf einem Antrag, führe das schnell in eine Sackgasse. „Eine externe Firma digitalisiert die Anträge“, berichtet Döring. Als die BG-Nummer auf einem beim Jobcenter eingereichten Mietvertrag fehlte, sei das Dokument nicht zurückgeschickt, sondern geschreddert worden. „Man erlebt groteske Dinge“, sind sich Cramer und Döring einig.

Ihr Wunsch ist es, den Familien zu helfen. Und das spricht sich rum. Ein Ukrainer sei von einer Umlandgemeinde an das Landratsamt, von dort an das Jobcenter und von dort ins Rathaus an der Alb geschickt worden – obwohl dieses nicht für den Landkreis zuständig ist. „Wir haben offenbar den Ruf, dass wir versuchen, Lösungen zu finden“, sagt Cramer.

Engagement soll Ende Juni enden

Die Jobcenter-Center-Mitarbeiter sind inzwischen wieder raus aus dem Rathaus an der Alb. Cramer und seine Mitstreiter verfolgen ebenfalls eine Exit-Strategie. „Wir haben ja alle auch Jobs“, so Döring. Der Plan sei, noch bis Ende Juni weiterzumachen. Dann soll Schluss sein.

„Richtig vorstellen kann ich es mir noch nicht“, gibt Cramer zu. Döring sagt: „Wir werden nie hier weggehen und sagen, jetzt ist alles perfekt. Aber wir müssen ein Stück loslassen.“ Bleiben sollen indessen einige Dolmetscher, die von Anfang an Teil des Freiwilligen-Teams waren. „Inzwischen bekommen sie eine Aufwandsentschädigung“, so Cramer.

Cramer versichert: „Unser Engagement hier wird anerkannt.“ Denn am Ende helfen die Ehrenamtler nicht nur den Ukrainern, sie entlasten ebenso die städtischen Mitarbeiter. „Die Sachbearbeiter sind extrem stark belastet“, sagt Cramer. Vor dem Ukraine-Krieg seien im Schnitt 40, 50 Neuanträge auf Sozialleistungen im Monat in der Behörde eingegangen. „Die kamen dann plötzlich pro Tag.“

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