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Auf der Jagd nach Illegalem

So kommt das Karlsruher Hauptzollamt gefälschten Produkten auf die Spur

Von illegalen Waffen über Schwarzarbeit bis zu gefälschten Produkten: Ein Einblick in die Arbeit des Karlsruher Hauptzollamts.

Alina Holm, Pressesprecherin des Hauptzollamts in Karlsruhe, hält gefälschte Sportschuhe in ihren Händen.
Alina Holm, Pressesprecherin des Hauptzollamts in Karlsruhe, erkennt schnell, dass es sich bei diesen Sportschuhen um eine Fälschung handelt. Foto: Christoph Ruf

Auf den ersten Blick fällt es nicht leicht, sich einen Überblick über die Arbeitsnachweise des Karlsruher Hauptzollamtes zu verschaffen. Ganz links auf dem Tisch wären da drei Paar Turnschuhe nebst einem Sweatshirt mit „Harley Davidson“-Aufdruck.

Daneben Pelze und Waffen – vom Stilett bis zum Maschinengewehr –, die alles andere als harmlos aussehen. Und daneben jede Menge Skurrilitäten, vom mit Schnitzereien verzierten Walrosszahn bis zur kleinen Schnapsflasche, in der eine kleine Kobra ihren Tod gefunden hat.

„Schlangenwein aus Vietnam“, erläutert Pressesprecherin Alina Holm, die einen Einblick in die Arbeit des Zolls mit Sitz in der Philipp-Reis-Straße gibt.

900 Beschäftigte hat das Hauptzollamt Karlsruhe

Die über 900 Beschäftigten haben laut Holm neben Verstößen gegen Washingtoner Artenschutzabkommen und Ermittlungen gegen Schwarzarbeit seit Jahren auch viel mit Produktpiraterie zu tun, dem großen Markt gefälschter Waren.

Häufig finden die Beamten, die an den Flughäfen und Bahnhöfen der Region eingesetzt werden, solche Fake-Artikel in den Koffern, noch häufiger aber in beschlagnahmten Postsendungen: Von nachgemachten Sneakers mit unechtem Marken-Logo, wie sie hier auf dem Tisch liegen, bis hin zu Produkten, die über Leben und Tod entscheiden können: „Das ist ein Riesengeschäft für manche Menschen – und für deren Kunden zuweilen lebensgefährlich“, sagt Holm.

„Von gefälschten Potenzmitteln, die wir sehr häufig sicherstellen, über Dopingpräparate bis hin zum teuren angeblichen Krebspräparat, das nur aus Traubenzucker besteht, gibt es nichts, was es nicht gibt.“ Ebenfalls nicht ungefährlich: Billige „Original“-Ersatzteile fürs Auto, die den Sicherheitsanforderungen nicht entsprechen.

3.826 gefälschte Gegenstände hat allein die Karlsruher Behörde, deren Zuständigkeitsbereich von Ludwigshafen bis Nagold reicht, im vergangenen Jahr aus dem Verkehr gezogen.

Das ist ein Riesengeschäft für manche Menschen.
Alina Holm
Pressesprecherin Hauptzollamt Karlsruhe

„Man kann den Leuten nicht in den Kopf gucken“, sagt Holm, die es allerdings auch nicht sonderlich plausibel findet, wenn Menschen am Strand ein angebliches Markenprodukt für zehn Prozent des Listenpreises erstanden haben und dann überrascht sind, dass die Tasche, auf der „Dior“ steht, gar nicht von Dior produziert wurde.

„Aus den scheinbar günstigen Urlaubssouvenirs wird schnell eine enttäuschende Nachbildung, die viel Ärger bereitet“, heißt es deshalb in einer Infobroschüre des Zolls, die auch an Touristen verteilt wird.

Deutlich schwieriger als beim Angebot auf Basaren und an Stränden sei es hingegen, im Online-Handel zwischen seriösen und unseriösen Anbietern zu unterscheiden: „Viele Homepages sind sehr professionell gestaltet, die Produkte werden schön präsentiert“, sagt auch Holm.

Die böse Überraschung wartet dann nach dem Öffnen des Paketes, wenn sich der vermeintlich hochwertige Markenschuh zum Schnäppchenpreis als das entpuppt, was er ist: ein überteuert verkauftes Billig-Produkt. 

Handel mit gefälschten Produkten boomt

Weltweit boomt der Handel mit gefälschten Produkten – und das nicht zuletzt im hochpreisigen Bereich. Im vergangenen Jahr wurden allein in Deutschland 8,6 Millionen gefälschte Waren aus dem Verkehr gezogen. Armbanduhren, Designermode, Schmuck oder andere Luxusartikel machten einen großen Teil davon aus.

Kein Wunder, lassen sich doch beispielsweise bei Oldtimern siebenstellige Beträge erzielen. Derzeit wird gegen eine Firma aus dem Stuttgarter Umland ermittelt, die im Jahr 2019 einen gefälschten Mercedes Benz 300 SL Roadster an einen Oldtimerhändler verkauft haben soll – für 1,6 Millionen Euro.

Auch im Kunst- und Antiquitätenmarkt tummeln sich schwarze Schafe. Bereits 2009 wurden in Mainz über 1.000 Skulpturen konfisziert, die angeblich vom Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti stammen – keine davon hatte er je gesehen. 

Um mit den immer raffinierteren Methoden der Produktpiraten Schritt halten zu können, arbeitet der Karlsruher Zoll eng mit den Markenrechte-Inhabern zusammen. Zudem greift der Zoll auf Spürhunde zurück, die nicht nur Drogen und Bargeld erschnüffeln. Sondern auch Tiere, ob lebendig, halbtot oder auf den Pelz reduziert als makabrer Schmuck für menschliche Hälse.

„Außerdem gibt es ständig interne Fortbildungen in allen Bereichen“, sagt Holm, deren Blick nun ein letztes Mal auf die blauen Schuhe fällt, die angeblich von „Nike“ sein sollen. „Das ist wirklich eine plumpe Fälschung“, sagt sie und lacht. Wenn die Arbeit nur immer so leicht wäre.

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