Die ersten Schritte waren noch nicht gemacht, da prasselten schon die ersten Fragen auf Norman Bücher ein. Wie kann ich mich so motivieren, dass ich langfristig laufe? Muss ich mich dehnen? Wie stärke ich meine Beinmuskulatur? BNN-Leser aus ganz unterschiedlichen Orten des Verbreitungsgebietes durften dem Extremläufer aus Waldbronn bei einem Vormittag in der Günther-Klotz-Anlage Karlsruhe alle Fragen stellen.
Sie hatten sich am schnellsten für die freien Plätze unserer Aktion gemeldet. „Da lohnt sich das frühe Aufstehen”, scherzte einer der Teilnehmer.
Alle haben Erfahrung mit dem Laufen, doch alle haben auch Fragen mitgebracht. Schnell kommen die Läufer auf den inneren Schweinehund zu sprechen. „Den zu überwinden, fällt mir schwer”, sagt Günther. „Auch wenn ich regelmäßig laufe.” Renate, die schon seit 30 Jahren läuft, gibt zu: „Manchmal fehlt mir die Motivation.” Alleine, sagt Sonja, komme man schnell in einen Trott rein. Sie ballt die Faust. „Ich brauche einen Kick.”
Bringt das Dehnen etwas? Bücher lacht
Doch die vielen Fragen wollte Bücher lieber beim Lauf selbst beantworten. In eher ruhigem Lauftempo bewegte sich die Gruppe fort, und das war schon die erste Botschaft des Extremläufers. „Die Intensität sollte nicht zu hoch sein”, rät Bücher. Er selbst ist schon lange weg von den Tempoläufen hin zu den langen Läufen gekommen.
„Dehnen wir uns noch”, fragte eine Läuferin. „Und bringt das überhaupt was?” Bücher muss lachen. An dieser Frage scheiden sich die Geister. Manche Experten schwören auf das Dehnen, andere versprechen sich kaum einen Effekt. In jedem Fall zeigte Bücher den Läufern Dehnübungen für die Beinmuskulatur.
Kräftigung: Lieber weniger, dafür dauerhaft
Bei einem Zwischenstopp im Grün betont er: „Kräftigung wird unterschätzt.” Bücher legt für sein Projekt mehrere tausend Kilometer auf der ganzen Welt zurück und ist topfit, er gibt aber zu: „Ich bin ein fauler Hund, was Kräftigung angeht. Einfachheit ist für mich Trumpf.” Bücher setzt auf die klassischen Kräftigungsübungen: Kniebeuge, Liegestütze, Armstütze. „Lieber weniger als mehr”, sagt er. Dafür jeden Tag. „Eine Übung und ein Satz ist Minimum.”
Beim weiteren Laufen steigen die Temperaturen, doch die Teilnehmer bleiben am Ball. Bücher zeigt ihnen, welche Muskeln etwa durch Anfersen oder das Hochziehen der Knie besonders während des Laufens gedehnt und trainiert werden können.
Wie motiviere ich mich dauerhaft?
Für die wichtigste Frage der Teilnehmer nahm sich Bücher am Ende der Zwei-Stunden-Einheit ausführlich Zeit: Wie motiviere ich mich dauerhaft? Die eine Lösung gibt es nicht, ließ der Extremläufer durchblicken. Doch manchmal kann sie sehr pragmatisch sein: „Manchmal freue ich ich einfach auf ein Weizenbier danach”, sagt Bücher. „Es kann aber genauso gut Schokolade oder eine heiße Badewanne sein.” Belohnungen sind ein Mittel, damit können sich Sportler gedanklich schon während des Laufs motivieren.
Renate nennt ihren Motivationstipp: „Ich stelle mir immer vor, wie ich im Ziel einlaufe.” Immer, wenn ihr die Luft ausgeht, denkt sie an dieses konkrete Bild.
„Steckt euch lieber kleine Ziele als große”
Ohnehin glaubt Bücher, dass die Motivation einen immens großen Anteil am Erfolg ausmacht. Bei einem 160-Kilometer-Lauf hätten austrainierte und fitte Akteure nach 100 Kilometern aufgegeben. „Es hat bei ihnen einen Schalter umgelegt”, sagt er. „Körperlich ging es noch, aber im Kopf nicht mehr.”
Zum Abschluss riet er den BNN-Lesern: „Steckt euch lieber kleine Ziele als große.” Die kleinen Ziele führten dann oft zum großen Ziel.