Im Karlsruher Zoo lebt Eisbärin Charlotte vorerst allein. Ihr Partner Lloyd, der erst vor gut einem Jahr nach Karlsruhe gekommen war, ist am frühen 12. Mai ausgezogen. „Er musste nicht narkotisiert werden“, sagt Zoo-Sprecher Timo Deible. Lloyd sei selbst in eine Transportkiste gelaufen. „Das wurde vorher trainiert.“
Der Eisbär wird nach Ungarn gebracht. In Karlsruhe stehen nach Angaben des Zoos Umbauarbeiten im Eisbären-Gehege an. Danach soll ein alter Bekannter zurückkehren.
Lloyd war im April 2022 aus Bremerhaven nach Baden gekommen. Der damals 21 Jahre alte Eisbär folgte auf Blizzard, der zwei Monate zuvor nach Zoo-Angaben wegen einer angeborenen Nierenerkrankung gestorben war. In der aktuellen Mitteilung der Stadt heißt es erstmals, dass Lloyds Umzug in den ungarischen Sóstó Zoo schon für 2022 vorgesehen war. „Wir wussten von Anfang an, dass es eine Übergangslösung ist“, bestätigt auch Zoodirektor Matthias Reinschmidt.
Lloyd kommt in die nächste Zwischenstation
Eigentlich hätte der Eisbär direkt aus Bremerhaven nach Ungarn gebracht werden sollen, informiert die Stadt. „Dort hatten sich die Bauarbeiten für die neue Anlage jedoch deutlich verzögert, weshalb Karlsruhe für eine temporäre Unterbringung eingesprungen war.“
Es gehöre zum Zuchtprogramm dazu, dass sich die Zoos gegenseitig aushelfen, erklärt Reinschmidt. „Es muss Zwischenlösungen geben“, so der Zoodirektor. Insbesondere für Umbauarbeiten würden Tiere in andere Zoos ausgelagert – aktuell etwa die Karlsruher Giraffen, die im Opel-Zoo in Kronberg auf die Fertigstellung der neuen Karlsruher Afrikasavanne im Sommer warten.
Lloyds nächste neue Heimat ist allerdings noch immer nicht fertig. Vorerst wird der Eisbär deshalb nun nach Budapest gebracht, im Herbst steht vermutlich sein nächster Umzug an. So lange hätte er nach Angaben des Karlsruher Zoos nicht in Baden bleiben können – auch hier wegen „dringender Umbauarbeiten, zu denen maximal ein Bär im Zoologischen Stadtgarten verbleiben kann“. Laut Zoo-Sprecher Deible werden Beschichtungen an Wänden und Böden in der Anlage erneuert.
Karlsruhe will „mittel- bis langfristig“ wieder in die Zucht einsteigen
Wann sich wieder etwas an Charlottes Single-Leben ändern wird, teilt die Stadt nicht mit. Nur soviel: Es sei geplant, dass Eisbär Kap „in näherer Zukunft“ aus Hamburg nach Karlsruhe zurückkommt. Kap war im Sommer 2020 im Tausch mit Blizzard in den Tierpark Hagenbeck gebracht worden. Das aufgrund seiner Genetik bedeutsame Tier sollte dort für Nachwuchs sorgen.
Damit hatten die Hamburger Züchter Erfolg. Vor rund 21 Wochen brachte Eisbär-Weibchen Victoria ein Jungtier zur Welt. In Karlsruhe wird sich das nicht so schnell wiederholen. Charlotte sei nicht für die Zucht vorgesehen, heißt es in der städtischen Mitteilung. „Mittel- bis langfristig möchten wir selbst auch wieder in die Zucht einsteigen“, so Zoodirektor Reinschmidt. Dazu brauche es aber einen weiteren Eisbären-Tausch im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms.
Grüne fordern Ausstieg aus der Zucht
Kap wiederum kann nicht in Hamburg bleiben, da die dortige Anlage nicht für die Unterbringung eines Männchens und eines Weibchens mit Jungtier geeignet sein.
In den vergangenen Jahren hatten Zu- und Abgänge unter Eisbären im Karlsruher Zoo immer wieder Grundsatzdiskussionen ausgelöst. Die Grünen kritisierten beispielsweise zuletzt im April 2022 die Haltung und forderten den dauerhaften Ausstieg aus der Zucht.