Felix Banz ist gespannt: Der Geschäftsführer des Vereins Post Südstadt Karlsruhe (PSK) will schon im kommenden Jahr aus einer Photovoltaikanlage auf der vereinseigenen Tennishalle Strom abzapfen – und weniger für die Energie zahlen, als es heute der Fall ist. Planung, Installation und Betrieb jedoch liegen nicht in seiner Verantwortung.
Eine Bürgerenergiegenossenschaft Karlsruhe soll diese Aufgabe übernehmen. Die 125.000 Euro teure Anlage beim PSK ist nach dem Willen der Genossen auch nur die erste von vielen weiteren Solarflächen, die von der neuen Genossenschaft Bürgerenergie Karlsruhe (Benka) im Stadtgebiet errichtet wird.
Die Gründung der Genossenschaft ist formuliertes Ziel im Klimaschutzkonzept 2030 der Stadt, ebenso wie die Klimaneutralität der Stadt bis 2040.
Mit der Genossenschaft gegen den „Weißen Fleck“
Bürgermeisterin Bettina Lisbach (Grüne) hatte die Gründung beauftragt, da es bis jetzt noch keine Genossenschaft im Stadtgebiet gibt. Mit der Einrichtung soll ein „weißer Fleck“ getilgt werden, schreibt die Stadt.
Am Freitag soll das Vorhaben mit der knapp 30 Personen zählenden Gründerversammlung starten, und beim PSK soll das erste Vorhaben verwirklicht werden.
Dirk Vogeley, Geschäftsführer der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK), blickt auf die Entstehung der Benka zurück: „Erste Gespräche für die Genossenschaft mit möglichen Partnern wurden im Herbst 2020 geführt.“
Auch die Energiegenossenschaften Durmersheim und Kraichgau waren dabei mit im Boot – beide Zusammenschlüsse gibt es seit zwölf Jahren und sie betreiben schon Anlagen auf Karlsruher Dächern. Diese Erfahrung kam den Karlsruhern zugute.
Wir wollen mit Photovoltaik anfangen. Es ist am einfachsten umzusetzen.Sabine Hübner, Klimabündnis Karlsruhe
Was macht denn nun eine Bürgerenergiegenossenschaft? Sabine Hübner vom Karlsruher Klimabündnis erklärt: „Im Grund geht es darum, als Genossenschaft Energie zu erzeugen.“
Praktisch heißt das, mit den Mitteln der Mitglieder – der Genossen – Anlagen zur Stromerzeugung zu planen, zu installieren und auch zu betreiben. Das erwirtschaftete Geld soll in die Installation und den Betrieb neuer Anlagen fließen. Das Stammkapital stammt aus den Anteilen der Mitglieder. Für 100 Euro gibt es einen Anteil. „Wir wollten den Einstieg auch für kleinere Beträge ermöglichen“, sagt Hübner.
Effizienter bei der Energiewende als die Karlsruher Stadtverwaltung
Um die Ziele im Klimaschutzkonzept der Stadt zu erreichen, müsse man ambitioniert handeln, betont Hübner.
„Eine Energiegenossenschaft kann helfen, diese Ziele schneller zu erreichen“, ergänzt sie. So könnte der Bau von Photovoltaikflächen vorangetrieben werden, auf Dächern der Stadt, von Vereinen oder anderen Institutionen.
Die neue Genossenschaft soll das effizienter machen können als die Stadtverwaltung. „Wir sind gut vernetzt, können uns auf Planung, Installation und Betrieb konzentrieren“, erklärt sie weiter. „Photovoltaik deswegen, weil es relativ unkompliziert ist und die Erfahrung da ist“, erklärt Hübner.
Niedrige Dividende zwischen zwei und vier Prozent
Und wer verdient am Ende? KEK-Expertin Sonnenbichler veranschaulicht die Möglichkeiten: „Die Genossenschaft zahlt eine Pacht an den Flächenbesitzer und kann dafür den erzeugten Strom ins Netz einspeisen. Oder der erzeugte Strom wird ganz oder in Teilen vom Flächenbesitzer zu günstigeren Konditionen von der Genossenschaft abgekauft.“
Die Dividende der Genossen für das Projekt solle zwischen zwei und vier Prozent im Jahr liegen, schildert Sonnenbichler.
PSK-Geschäftsführer Banz hofft auf Kostensenkungen. Schon vor dem Ukrainekrieg seien die hohen Energiekosten Thema im Verein gewesen. „Wir haben einen hohen Verbrauch, alleine das Lokal bei uns hat schon fünf Kühlräume“, erklärt Banz.
Die Umsetzung einer PV-Anlage in Eigenregie habe sich als extrem anspruchsvoll herausgestellt, sagt Banz. Das könne man als Verein nicht leisten, betont er. „Unsere Aufgabe ist der Sport.“