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2CV-Club Karlsruhe

Entenfahrer aus ganz Europa treffen sich beim Ostermeeting in Karlsruhe-Durlach

Zwei Zylinder, Luftkühlung, schmale Reifen: Der Citroën 2CV ist eine Legende der Automobilgeschichte. In Durlach führen Enten-Eigner beim Clubtreffen Benzingespräche.

Lebensgefühl 2CV: Die legendäre Ente von Citroen steht im Mittelpunkt des Clubtreffens am Durlacher Lenzenhubweg. Fabian, Eigner dieser gelben Kastenente, und seine Freunde Pascal und Lilly haben reichlich Spaß.
Lebensgefühl 2CV: Die legendäre Ente von Citroën steht im Mittelpunkt des Clubtreffens am Durlacher Lenzenhubweg. Fabian, Eigner dieser gelben Kastenente, und seine Freunde Pascal und Lilly haben reichlich Spaß. Foto: Jörg Donecker

Fabian ist 22, und seit 22 Jahren nimmt er regelmäßig an Ententreffen teil. Schuld sind sein Vater Ingmar und eine Entscheidung, die dieser 1986 getroffen hat. Damals kaufte er eine zwei Jahre alte Kastenente. Die besitzt jetzt der Filius – ach was: er lebt mit ihr. Denn ständig gibt es etwas zu tun.

Mal braucht das urige Vehikel einen neuen Anlasser, mal will die Hupe nicht mehr, und irgendwann hat sie auch einen komplett neuen Rahmen bekommen. Jetzt steht der 38 Jahre alte Citroën 2CV in der geräumigen Handwerker-Ausführung am Durlacher Lenzenhubweg, wo der 2CV-Club Karlsruhe sein Ostermeeting zelebriert.

An die hundert Exemplare des nostalgische Minimal-Automobils und ihre Eigner haben sich hier zusammengerottet. Es prasselt ein Feuer, man knabbert Croissants, die Leute führen Benzingespräche und sind vor allem eines: tiefenentspannt.

Flair und simple Technik machen Fahrer gelassen

Denn wer Ente fährt, ist von Haus aus gelassen. Vielleicht, weil 2CV-Bändiger wegen das schmächtige Zweizylinder-Motörchen und der rundlichen Haube Radarfallen nicht so ernst nehmen müssen. Vielleicht auch, weil sie selbst lange Touren stets in dem Bewusstsein antreten, alle denkbaren technischen Schwierigkeiten mit Bordmitteln beheben zu können.

Denn undurchsichtige Steuergeräte, Elektronik und Diagnosestecker kennt dieses französische Automobil nicht. Entenfahrer haben allein einen Angstgegner: den Rost.

Vom Nordkap bis zur Algarve mit der Ente

Weshalb Arne und Martina aus Köln ihrer tiefroten Ente eine Hohlraumversiegelung spendierten, sobald sie geschlüpft war. Richtig: Sie haben das Auto als Neuwagen erstanden, für 9.200 D-Mark. Das war vor 32 Jahren. Damals stellte Citroën die Produktion des Nachkriegsklassikers endgültig ein. Die Ente der Kölner hat in all den Jahren noch nie eine Werkstatt gesehen.

Was technisch anfällt, erledigt Arne selbst. Vom Nordkap bis zur Algarve sind sie mit diesem 2CV schon gefahren. Und während sie das erzählen, kocht Martina Kaffee: In den vergrößerten Kofferraum haben sie nämlich Gasherd und Spüle für den Open-Air-Betrieb integriert. Und dank nicht minder pfiffiger Umbaumaßnahmen wird ihre Ente nachts zum Doppelbett.

Ente mit Sattelauflieger kommt aus der Schweiz

Platzprobleme hat auch Bernd Geldmacher nicht. Der Schweizer aus dem Kanton Appenzell-Außerrhoden nennt einen besonderen Blickfang sein Eigen: Eine Ente mit einer Art Sattelauflieger. Der Trailer Marke Eigenbau bietet Platz zum Schlafen, Kochen und Leben. Unter der Haube des Zugfahrzeugs werkelt der Motor eines Citroën Visa.

Der hat mit 34 PS merklich mehr Leistung als die gemeine Ente. „Damit kann ich auf der Autobahn schneller sein als ein Lastwagen“, schwärmt der handwerklich begabte Eidgenosse, der im echten Leben als Informatiker tätig ist.

Anreise mit der Ente aus Paris

Anspruch auf eine besonders dynamische Fortbewegung haben Entenfahrer im Allgemeinen nicht. „Denn wenn eine Ente einen Hügel auch nur sieht, fährt sie sofort langsam“, berichtet Ingmar Suhrcke aus langjähriger Erfahrung.

Weltanschauung: Dass Entenfahrer Gelassenheit und Humor schätzen, lässt sich beim Clubtreffen in Karlsruhe-Durlach hautnah erleben.
Weltanschauung: Dass Entenfahrer Gelassenheit und Humor schätzen, lässt sich beim Clubtreffen in Karlsruhe-Durlach hautnah erleben. Foto: Jörg Donecker

Das kann auch einer bestätigen, den sie hier alle nur „Stöffle“ nennen. Stöffle ist einer von jenen Teilnehmern des Meetings mit besonders langer Anreise. Aus Paris ist er mit seinem „Deuxchevaux“ Baujahr 1988 angeschwebt. „Gute sieben Stunden braucht man schon“, erklärt er in lupenreinem Deutsch.

Denn der Mann mit dem Hut stammt ursprünglich aus Pforzheim. Der Liebe wegen lebt er seit gut 30 Jahren an der Seine. Seit gut 40 Jahren fährt er Ente – mittlerweile die dritte. Das Pariser Kennzeichen macht sein Exemplar besonders authentisch.

Ein Besitzer nennt seine Ente „Die Schöne“

Eigentlich war es für den Erwerb dieser dritten Ente noch zu früh, erzählt „Stöffle“. Wäre da nicht dieser unaufmerksame Lkw-Fahrer gewesen, der ihn einst mit seiner zweiten Ente in einer Autobahn-Mautstelle auf die Hörner nahm. Die Ente stürzte um und brach sich sozusagen die Flügel.

Also erstand Stöffle Ersatz. Dieser aktuelle 2CV heißt „Elanor“, wie ein Schriftzug am Wagenheck verrät. Den Namen hat sich Stöffle aus dem Herrn der Ringe von J.R.R. Tolkien geliehen. Die Elanor aus dem Fantasyroman hat dort den Beinamen „Die Schöne“. Wenn das nicht zu seiner Ente passt.

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