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Nach Zwischenfällen in Vorwoche

Erhöhte Polizeipräsenz: So lief das Wochenende in der Karlsruher Innenstadt

Mit starken Kräften hat die Polizei am Wochenende im Innenstadtbereich Präsenz gezeigt. Hintergrund ist die zuletzt teils aggressive Stimmung mancher Nachtschwärmer. Von der war in den vergangenen beiden Nächten wenig zu spüren.

Rund ums Schloss sind die Beamten stets präsent. Dort war es eine Woche zuvor zu aufgeheizter Stimmung gekommen.
Rund ums Schloss sind die Beamten stets präsent. Dort war es eine Woche zuvor zu aufgeheizter Stimmung gekommen. Foto: Markus Gilliar GES

Im Schritttempo rollt der Streifenwagen durch den Schlossgarten. Es ist kurz vor 22 Uhr. Freundlich aber bestimmt sucht Lutz Schönthal das Gespräch mit einer größeren Gruppe Nachtschwärmer, die auf der Wiese nahe dem blauen Strahl lagern. „Bitte verlassen Sie jetzt den Park”, sagt der Polizeibeamte.

Die Angesprochenen geben sich verständig und räumen zusammen. Rund 1.500 meist junge Leute sind um diese Stunde noch hinter dem Schloss unterwegs. Das ist normal, erklärt der Chef des Polizeireviers Marktplatz. Eher ungewöhnlich ist, dass die Beamten für leere Wiesen und Wege sorgen.

Aggressionen vor einer Woche

Die Maßnahme ist Teil eines groß angelegten Konzepts von Stadt und Polizei, potenziell unerfreuliche Situationen oder gar Ausschreitungen wie zuletzt in Stuttgart und Frankfurt nicht aufkommen zu lassen, erläutert der Polizeidirektor.

Gut eine Woche zuvor waren die Beamten am frühen Sonntagmorgen mit aufkommenden Aggressionen konfrontiert. Anlässlich einer Polizeikontrolle auf dem Schlossplatz taten sich mehrere Dutzend Personen zusammen; viel fehlte nicht, dann wäre die Situation vielleicht aus dem Ruder gelaufen, berichtet Markus Enders.

Präventiveinsatz: Die Polizei zeigt am Wochenende in der Innenstadt starke Präsenz.
Präventiveinsatz: Die Polizei zeigt am Wochenende in der Innenstadt starke Präsenz. Foto: Markus Gilliar GES

Der Polizeioberkommissar und stellvertretende Dienstgruppenleiter hat die Situation als Polizeiführer miterlebt und im Lauf der Jahre ein feines Gespür für potenziell eskalierende Lagen entwickelt. „Im Vergleich zur Situation vor acht Tagen geht es jetzt entspannt zu”, schildert er zu nächtlicher Stunde seine Eindrücke am Denkmal für Großherzog Karl Friedrich.

Auch jetzt lagern und plaudern hier in der lauen Sommernacht mehr als hundert Menschen, noch mehr verteilen sich auf den Grünflächen hin zum Schloss. Doch Enders weiß sehr gut: Das kann sich rasch ändern.

Mit Blaulicht einen Raser gestoppt

Polizei und das städtische Amt für öffentliche Ordnung haben ihre Präsenz sichtbar gesteigert. Polizeidirektor Schönthal spricht von einem „reinen Präventiveinsatz”. Man fahre dabei ein niederschwelliges Konzept. Sehen und gesehen werden, so könnte man es beschreiben: Kaum irgendwo im Innenstadtgebiet vergehen in dieser Wochenend-Nacht gefühlt zwei Minuten, in denen nicht ein Streifenwagen oder ein Auto des kommunalen Ordnungsdienstes um die nächste Ecke biegt.

Das muss auch der eine oder andere Autofahrer zur Kenntnis nehmen, der mit brüllendem Motor und zu hohem Tempo die Karlstraße entlang schießt. Eine Streifenwagenbesatzung schaltet das Blaulicht ein und stoppt nahe der Münzstätte kurzerhand den jungen Raser mit seinem hoch motorisierten Wagen.

Nachtschwärmer im Blick: Die Beamten haben ein wachsames Auge auf die nächtlichen Ereignisse rund ums Schloss.
Nachtschwärmer im Blick: Die Beamten haben ein wachsames Auge auf die nächtlichen Ereignisse rund ums Schloss. Foto: Markus Gilliar GES

Solche so genannten Auto-Poser, wie sie in dieser Nacht vor allem zwischen Europaplatz und Mühlburger Tor anzutreffen sind, sind jedoch nicht die Haupt-Zielgruppe der Polizei an diesem Wochenende. Neben Schlossgarten und Schlossplatz hat die Polizei ein weiteres Augenmerk auch auf den Betrieb am Ludwigsplatz und im Hirschhof. Viele der dort Feiernden nehmen es mit den Corona-Regeln augenscheinlich nicht so genau; auch da müssen die Polizisten mitunter Aufklärungsarbeit leisten.

25 Polizisten zusätzlich im Einsatz

25 Beamtinnen und Beamten zusätzlich zum üblichen Personalumfang im Revier Marktplatz hat die Polizei aufgeboten, hinzu kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Amts für öffentliche Ordnung.

„Ich finde das gut”, sagt Mirjam Stankiewiecz, die weit nach Mitternacht mit ihren Freundinnen in der gut besuchten Innenstadt unterwegs ist. Sie waren auf dem Schlossplatz, wo bis 22 Uhr eine Art ambulanter Disco in Betrieb war, und verlegen ihre Aktivitäten nun in Richtung Ludwigsplatz.

Für den Einsatz am Wochenende hat die Polizei eigens personelle Ressourcen mobilisiert.
Für den Einsatz am Wochenende hat die Polizei eigens personelle Ressourcen mobilisiert. Foto: Markus Gilliar GES

Als die fünf jungen Damen den Wald der Grundrechte zwischen Schlossplatz und Zirkel passieren, kommt ihnen ein weiterer Streifenwagen entgegen. Langsam rollen die Beamten auf den Schlossplatz, wo sich um diese Stunde vor einer Woche die Lage zuspitzte.

Dann fahren sie weiter Richtung Ostflügel des Schlosses, biegen links ab und sind nahe dem Bundesverfassungsgericht vom Schlossplatz aus kaum mehr zu sehen.

Behutsames Vorgehen

Erkennbar geht die Polizei behutsam vor. „Uns ist bewusst, dass jede unserer Maßnahmen kritisch beäugt wird”, bestätigt Revierleiter Lutz Schönthal: Gibt die verstärkte Polizeipräsenz manchem Nachtschwärmer ein Gefühl von Sicherheit, so fördert die schiere Anwesenheit der Beamten bei einem anderen möglicherweise bereits Aggressionen.

Gelassene Aufmerksamkeit ist also Trumpf für die Einsatzkräfte in dieser Nacht. Eine Kleingruppe provozierend winkender junger Männer auf dem Europaplatz lässt eine Streifenwagenbesatzung nach kritischem Blick denn auch gewähren. Insgesamt, so teilt die Polizei am Sonntagmorgen mit, habe sich der Personalaufwand wohl gelohnt: Insgesamt sei es am Wochenende ruhig geblieben in der Innenstadt.

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