Erste Coronavirus-Impfungen in Karlsruhe und Offenburg – Probleme bei der Terminvereinbarung
Der Impfpass von Achim Aisenbrey hat seit kurz nach 14 Uhr am Sonntag einen neuen Eintrag. „Covid 19“ steht handschriftlich unter dem Aufkleber mit dem sperrigen Impfstoff-Handelsnamen „Comirnaty“. Damit gehört Aisenbrey zu den ersten Menschen, die im Zentralen Impfzentrum (ZIZ) in Karlsruhe gegen das Coronavirus geimpft wurden.
Mitarbeiter des Klinikums zuerst geimpft
Zur gleichen Zeit machten sich in Offenburg vier mobile Teams auf den Weg in Pflegeeinrichtungen. Das ZIZ in der Offenburger Messe nimmt voraussichtlich erst im Januar seine Arbeit auf. In Karlsruhe soll es nach dem Testlauf vom Wochenende am Dienstag erste Termine geben. Bei der Vergabe knirscht es allerdings offenbar gewaltig, wie mehrere BNN-Leser berichten.
Die Impfungen sind wahnsinnig wichtig. Sie sind Licht am Ende des Tunnels.Achim Aisenbrey , einer der ersten Geimpften im Zentralen Impfzentrum Karlsruhe
Achim Aisenbrey muss sich um Impftermine keine Gedanken mehr machen. Der 35-Jährige ist einer von etwa 20 Mitarbeitern des Städtischen Klinikums Karlsruhe, die für den Probelauf am Sonntag ausgewählt wurden. Als Oberarzt arbeitet er seit Monaten auf der Covid-Station des Krankenhauses. „Ohne jegliche Diskussion“ habe er das Angebot zur Impfung angenommen. Es sei eine Ehre, unter den ersten zu sein. „Die Impfungen sind wahnsinnig wichtig. Sie sind Licht am Ende des Tunnels. Aber wir müssen uns klar machen, dass der Tunnel noch lang ist“, sagt Aisenbrey.
Das ZIZ in der Messe Karlsruhe hat damit pünktlich zum bundesweiten Start der Impfkampagne den Betrieb aufgenommen. Über die Feiertage mussten einige Abteilungen dafür allerdings Sonderschichten schieben. Die wichtigen Software-Komponenten für die Terminvergabe und die Impf-Dokumentation wurden erst an Weihnachten geliefert, im Eilverfahren installiert und getestet.
Bis am Sonntagmorgen verhandelten zudem Juristen der Stadt beziehungsweise des Städtetags mit dem Land über den Vertrag zum Betrieb des Impfzentrums. Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup ging davon aus, dass die Papiere „bis Montagfrüh“ unterschriftsreif sind. Trotzdem will man in der Messe nun einen Tag durchatmen. Man müsse Mitarbeiter schulen und Prozesse einüben, sagt der ärztliche Leiter Andreas Ruf. Deshalb soll es erst am 29. Dezember die ersten Impftermine geben.
Schwierigkeiten bei der Terminvereinbarung
Bei der Terminvergabe scheint es allerdings noch mächtig zu haken. Mehrere BNN-Leser berichten am Sonntag von Schwierigkeiten, vor allem was die Erreichbarkeit der bundesweiten Hotline 116 117 angeht. Sowohl eine 90-Jährige aus Bruchsal als auch eine 83-Jährige aus Karlsruhe-Durlach hätten gut eine Stunde in der Warteschleife verbracht, schreibt ein Leser. Als eine der Damen schließlich durchgekommen sei, habe man ihr Termine in Stuttgart, Tübingen oder Mannheim angeboten, nicht jedoch in Karlsruhe.
Ein Leser aus Malsch berichtet von ähnlichen Erfahrungen beim Versuch, einen Termin für den 82-jährigen Vater über die Website 116117.de zu vereinbaren. Er habe keine Bestätigung per Mail erhalten – „wahrscheinlich schafft der Server die Anfragen wegen Überlastung nicht“, so die Spekulation. Am Telefon sei hingegen die Warteschleife nach 20 Minuten abgestürzt.
Offenburg setzt zunächst nur auf mobile Teams
Relativ reibungslos hat hingegen in Offenburg der Einsatz der mobilen Impfteams in Seniorenheimen begonnen. Am frühen Nachmittag fuhren sie Einrichtungen in Emmendingen, Gengenbach, Lahr und Offenburg an. 325 Menschen wurden im ersten Durchgang geimpft, teilen die Verantwortlichen mit. Die erste Spritze mit dem Vakzin hat bereits davor Arzt Helmut Ziegler aus Hohberg bekommen. Der 63-Jährige ist Mitglied eines Teams, an ihm habe man die Impfung unter Einsatzbedingungen erprobt.
Nur ein PieksRosa Maria Neu, Bewohnerin im Seniorenzentrum Rösselsbrünnle in Rheinstetten
In Karlsruhe haben zeitgleich zum ZIZ zwei mobile Impftrupps ihre Arbeit begonnen. Das erste Ziel war das Seniorenzentrum Rösselsbrünnle in Rheinstetten, nur wenige hundert Meter von der Messe entfernt. Am frühen Nachmittag bekommt dort auch die 87-jährige Rosa Maria Neu ihre Corona-Impfung. „Nur ein Pieks“, urteilt die Seniorin sichtlich gut gelaunt. Um mit den Impfungen in Pflegeeinrichtungen möglichst schnell voranzukommen, will man in Karlsruhe die Zahl der mobilen Teams im Lauf der Woche auf fünf erhöhen.
Impfstoff-Lieferungen noch vor Jahresende erwartet
Das Interesse unter Heimen sei sehr groß, viele hätten bereits die notwendigen Unterlagen zusammengestellt und Einverständniserklärungen eingeholt, berichtet die zuständige Karlsruher Bürgermeisterin Bettina Lisbach. Trotzdem rechnet sie nicht damit, dass schon in den ersten Tagen der Impfstoff knapp wird.
Für Montag und Mittwoch seien weitere Lieferungen angekündigt. Deshalb will man auch das ZIZ so schnell wie möglich an den Maximalbetrieb heranführen, in dem täglich über 1.000 Impfungen möglich sein sollen. In Offenburg will man die vorhandenen Impfstoff- und Personalkapazitäten zunächst nur in mobilen Teams einsetzen. Termine im ZIZ sind dort voraussichtlich erst ab 5. Januar möglich, wann die Anmeldung freigeschaltet wird, steht noch nicht fest.