Eine Planung in unplanbaren Zeiten – das war die Situation bei der Vorbereitung der 25. Europäischen Kulturtage (EKT) in Karlsruhe.
Nachdem das eigentlich für Mai 2020 angesetzte Festival noch komplett verschoben worden war, sollte es nun auf jeden Fall stattfinden, erklärte Karlsruhes Kulturbürgermeister Albert Käuflein bei einer Pressekonferenz zum Programm.
Diese Präsentation fand in der Form statt, die nun das komplette Festival prägen wird, nämlich online. Zum Redaktionsschluss einer gedruckten Programmbroschüre hatte dies noch nicht festgestanden, sodass einige Termine dort noch mit Veranstaltungsorten vermerkt sind.
Programm der 25. Europäischen Kulturtage in Karlsruhe auf Youtube
Eröffnet werden soll das Festival unter dem Motto „Europa – ein Versprechen“ dennoch mit dem geplanten Programm: Zum Auftakt am Sonntag, 2. Mai, ab 18 Uhr spricht Leoluca Orlando, Bürgermeister von Palermo, den Karlsruhes Kulturamtsleiterin Susanne Asche als „begeisterten Europäer“ ankündigte.
Mit einer Aufführung der Komposition „Persephassa“ für sechs Schlagzeuger ist zudem ein wuchtiger Musikbeitrag angesetzt – nur jetzt eben nicht mehr live im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), sondern ausschließlich online zu sehen.
Nahezu das gesamte Programm von über 30 Karlsruher Kultureinrichtungen wird somit in die Youtube-Playlist EKT TV verlegt. Bei Lesungen oder Konzerten ist dies nach 13 Pandemie-Monaten nichts Ungewöhnliches mehr, bei den elf geplanten Ausstellungen hingegen dürfte es eine Herausforderung sein.
Stadtführungen der Karlsruher Kulturtage auf den Sommer verschoben
Die Ausstellungen – beispielsweise die große Schau „Verschwundene Spuren“ in der Städtischen Galerie – seien aber langfristig angesetzt, erklärte Asche: „Die Museen sind zwar geschlossen, aber sie werden auch wieder öffnen.“ Keine Online-Alternative gibt es für Stadtführungen, beispielsweise zur Geschichte des Karlsruher Europaplatzes. Diese werden auf den Sommer verschoben.
Die große Bandbreite der Online-Formate wird anschaulich im Angebot des Badischen Staatstheaters, das die Kulturtage gemeinsam mit dem Kulturamt organisiert. Für die große Schauspielproduktion „Die neuen Todsünden“ und die Mono-Oper „Anne Frank“ wurden eigenständige filmische Umsetzungen erarbeitet, die nicht nur abgefilmtes Theater bieten sollen.
Das Volkstheater-Stück „EuropaS“ geht als Videokonferenz online, die Premiere von Sibylle Bergs Stück „In den Gärten oder Lysistrata 2“ ist als Livestream geplant und zur Adaption von Juli Zehs Roman „Corpus Delicti“, der sich bereits 2009 der nun aktuellen Frage zum Verhältnis zwischen Bürgerrechten und Gesundheitsfragen widmete, wird es Probeneinblicke geben.
Auch Begegnungen bei den Karlsruher Kulturtagen werden virtuell
Was dem Theater derzeit besonders fehle, seien die besetzten Zuschauersessel, sagte Chefdramaturgin Sonja Walter bei der Pressekonferenz. Daher wolle man Begegnung und Austausch durch Nachgespräche per Videokonferenz ermöglichen.
Dies gilt auch für viele weitere Programmangebote der Kulturtage, die sogar ein online geöffnetes Festivalcafé bekommen: Über die Plattform wonder.me kann man, so die Ankündigung, sich virtuell an der Bar in der Kinemathek treffen.
Dort sollen auch kleine Konzerte und – passend zum Café-Charakter – Online-Kochshows geboten werden.
Da ein mit viel Vorlauf erstelltes Programmbuch angesichts der unsicheren Planungslage keinen Sinn ergeben hätte, haben die Veranstalter stattdessen ein Lesebuch veröffentlicht. Unter dem Titel „EUtopia“ versammelt es Beiträge aus Politik, Kultur und Gesellschaft zur Rolle von Europa als Utopie und Versprechen. Unter der Mailadresse ekt@kultur.karlsruhe.de ist es kostenfrei bestellbar.
Service
Programmübersicht und weitere Infos unter www.europaeische-kulturtage.de.