
Viele Teilnehmende sind nicht gekommen, aber immerhin reicht die Menschenkette auf der Karlsruher Einkaufstraße am Samstag von der Kreuzung Waldstraße bis zur Kreuzung Herrenstraße. „Es ist nicht so wichtig, wie viele Leute kommen. Es ist ist wichtig, dass wir immer wieder neue Aktionen machen. Das Feuer ist nicht erloschen, wir nehmen jeden Anlass“, sagt Mostafa Saeidi, der die Demonstration mitorganisiert hat.
Das Regime ist sich nicht mehr sicher und hat eine Knochen-AngstMostafa Saeidi, Organisator der Demonstration
Vor genau 44 Jahren, am 1. April 1979, wurde die Islamische Republik Iran errichtet. Der 58-jährige IT-Projektleiter Saeidi ist überzeugt, dass die bundesweiten Demonstrationen helfen, die Situation im Iran zu verbessern: „Das Regime ist sich nicht mehr sicher und hat eine Knochen-Angst“, berichtet er.
Für die Menschenkette am Jahrestag haben die Initiatoren 19 Plakate vorbereitet. Alle paar Meter zeigt eine Aktivistin oder ein Demonstrant solch ein Plakat. Darauf ist zu sehen und zu lesen, was seit der Errichtung der Islamischen Republik passiert ist.
Brandanschlag auf ein Kino mit vielen Todesopfern bleibt unvergessen
Ein älterer Herr aus Durlach hält das erste Plakat in dieser Reihe: Schon 1978 hatte die Ayatollah-Opposition den Brandanschlag auf ein Kino und den dadurch verursachten Tod der Besucher eines vermeintlich inhaltlich verwerflichen Films organisiert.
Auf dem Plakat, das der Durlacher hält, sind auf einem Foto nur noch die Rahmen der verbrannten Kinosessel zu sehen.
Die Reihe der Plakate geht weiter bis zu den jüngsten Giftanschlägen an den Mädchenschulen in diesem Jahr. Die Verbindung zur Regierung kann zwar in vielen Fällen nicht eindeutig aufgezeigt werden, wohl aber ihre große Nachlässigkeit und die Vertuschungsversuche.
Rund 1500 Exil-Iraner leben in Karlsruhe
Neben den Plakaten fährt ein Handwagen auf der Kaiserstraße die Menschenkette auf und ab, daraus erklingen Protestlieder.
Die Gemeinde der Exil-Iraner in Karlsruhe zählt rund 1.500 Frauen und Männer. Aus der Community heraus organisieren Aktivisten in der Fächerstadt immer wieder friedliche Protestaktion gegen die Regierung der Islamischen Republik Iran.