Nicht einmal das Schnapszahl-Kalenderjahr 2022 bringt Karlsruhes organisierten Narren Glück. Es ist quasi schon Aschermittwoch, bevor die Straßenfastnacht mit zwei überregional besuchten Terminen und jeweils 80.000 bis 100.000 geschätzten Besuchern überhaupt in Sichtweite kommt.
Aus die Maus: Kostümierfreudige Familien, Gutsele-Hascher und alle anderen Fastnachtsfreunde müssen den Umzug durch Durlach und Aue am Fastnachtssonntag, 27. Februar, aus dem Kalender streichen. Ein Totalausfall wird auch die Sause am Fastnachtsdienstag, 1. März, an dem sich traditionell der Narrenaufzug durch die Karlsruher City schiebt.
Um die Trübsal zu mindern, setzen Karlsruhes organisierte Narren nun wenigstens auf eine Ersatzveranstaltung. Sie könnte rein mit Fußgruppen am Fastnachtssonntag, 27. Februar, auf dem Messplatz an der Durlacher Allee stattfinden. Bis zu 500 Menschen dürften da zusehen, skizziert Michael Maier, Präsident des Festausschusses Karlsruher Fastnacht (FKF), die aktuelle Idee.
Das Publikum könne gratis Zutritt erhalten, Bändchen würden die Einhaltung der Zuschauerbegrenzung garantieren: „Wer zuerst da ist, darf rein.“ Zusätzlich würden eventuell Buttons gegen eine Spende angeboten.
Fastnacht in Karlsruhe: Klappt es mit dem „Ersatz-Umzug“ auf dem Messplatz?
Wie aber denken sich die FKF-Organisatoren das Programm? Klar ist: Umzugswagen wird es nicht geben. Rein auf Fußgruppen wird sich die Veranstaltung beschränken. Von der rückwärtigen Seite aus könnten die Aktiven auf dem Messplatz Einzug halten, moderiert für die Zuschauer wie in der Echtversion, aber im Unterschied zu normalen Zeiten mit gebotenem Extraabstand zueinander. Der FKF-Präsident legt Wert darauf, auf einem Kurs mit der Stadtverwaltung zu bleiben. Daher sei das Konzept auch vorbesprochen.
Ob es tatsächlich etwas wird mit dem Ersatz-„Umzügle“, hängt nun ganz von den Fastnachtsvereinen im FKF ab. An geeigneten Kandidaten fehlt es den Aktiven an sich nicht. So könnten die „Uhus“ der Karnevalsgesellschaft (KG) Fidelio anmarschieren. Ihre „Fahrzeuge“ sind traditionell textil verkleidete Kinderwagen.
Von Natur aus qualifiziert wären auch die „Schlotzernarren“ der Mühlburger Carnevalgesellschaft (MCG). Allerdings bliebe die Fußtruppe, deren begehrtes Markenzeichen Mini-Lollies mit Kirschgeschmack sind, diesmal auf ihren süßen Kleinigkeiten sitzen. Hexen werden auch nicht wie sonst Zuschauer mit dem Besen jagen und ihnen Konfetti ins Haar strubbeln.
Was ist mit Guggenmusik und Tanzgarden in Karlsruhe?
Offen ist, ob sich Narrengruppen mit heißer Guggenmusik beteiligen, zum Beispiel die klangstarken „Dodderdabber“ der KG Oststadt in ihren lila- und regenbogenfarbenen Kostümen. Ob sich Karlsruhes bundesweit sportlich sehr erfolgreiche Tanzgarden an einer Open-Air-Gala auf dem Messplatz beteiligen, statt in wetterfesten Prunkwagen über die Umzugsstrecke zu fahren, ist ebenfalls abzuwarten.
Ich glaube, das geht ganz schnell mit den Zu- oder Absagen.Michael Maier, Präsident des FKF
FKF-Präsident Michael Maier stellt sich auf rasche Antworten auf seine just gestartete Anfrage ein: „Ich glaube, das geht schnell mit den Zu- oder Absagen.“ Die Vereine des Organisationskomitees Durlacher Fastnacht (OKDF) winken schon ab. In der aktuellen Situation stecke darin zu viel Zündstoff, sagt der OKDF-Präsident Torsten Holzwarth.
Daneben greifen die Fastnachter fast zum letzten Strohhalm – jedenfalls zu den kapitalen Christbäumen vor den Rathäusern in Karlsruhes Mitte und Durlach. Sie entasten die ausgedienten Weihnachtsbäume und gestalten sie zu hoch aufragenden Narrenbäumen um, geschmückt mit den Emblemen der Fastnachtsvereine.
Weil die Pandemie keinen Spielraum lässt, verzichten die Narren im Gegensatz zum eigentlichen Zweck ihres Engagements wohl darauf, Schaulustige anzuziehen. Schon am kommenden Montag surrt auf dem Durlacher Marktplatz die Säge – wann genau, hält das OKDF noch geheim.