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Keramik-Zyklus von Lüpertz

Genesis-Festakt in Karlsruhe: Kunstfreunde feiern „wunderbares Angebot für sieben Jahre“

Nach der Vernissage folgt der feierliche Festakt: Im Beisein von Altkanzler Gerhard Schröder bekundet Markus Lüpertz seine Zuneigung zu Karlsruhe.

Hauptperson: Markus Lüpertz, flankiert von Ehefrau Dunja und Projektchef Anton Goll, verfolgt den Festakt zur Vollendung und Enthüllung des Genesis-Projekts in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe.
Hauptperson: Markus Lüpertz, flankiert von Ehefrau Dunja und Projektchef Anton Goll, verfolgt den Festakt zur Vollendung und Enthüllung des Genesis-Projekts in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe. Foto: Rake Hora /BNN

Am Ende bekundet Markus Lüpertz seine „Zuneigung zu dieser Stadt“. Er bekennt die Wichtigkeit, die der Zyklus „Genesis“ für ihn habe und dankt jenen, die Geld gegeben haben „ohne zuvor etwas gesehen zu haben“. Applaus brandet auf in der Evangelischen Stadtkirche von Karlsruhe.

Die Feierstunde rund um die „Genesis“ atmet den Geist des Epochalen. Das nüchtern-festliche Ambiente des Weinbrenner-Baus, die Orgel-Improvisation von Christian-Markus Raiser, die Avantgarde-Musik des hiesigen Vorzeige-Komponisten Wolfgang Rihm – Karlsruhe, die Verantwortlichen um Projekt-Vater Anton Goll ziehen nach der Vernissage in der Nacht zuvor sämtliche Register, um den monumentalen Keramik-Zyklus in den U-Bahn-Stationen zu zelebrieren.

Geleit für 20 Tonnen gestalteten Ton

Kunstfreunde, städtische Repräsentanten, die Alt-Oberbürgermeister Gerhard Seiler und Heinz Fenrich, Geistliche und erneut Ex-Bundeskanzler und Lüpertz-Freund Gerhard Schröder – alle geben sie beim Festakt am Freitagabend den Arbeiten von Markus Lüpertz mit großer Geste das Geleit.

Karlsruhes Zoochef Matthias Reinschmidt hat Platz genommen zwischen dem Ehepaar Schröder und CDU-Fraktionschef Detlef Hofmann, Anton Goll weicht nicht von Markus Lüpertz’ Seite.

Dessen 14 Reliefs in den sieben U-Bahn-Stationen können seit den Morgenstunden des Freitags unmittelbar erlebt werden. Ohne den Einsatz öffentlichen Geldes sind sie unter den Händen des 82-jährigen Künstlers entstanden.

Kunstsinniges Publikum: Altkanzler Gerhard Schröder und Ehefrau Soyeon Schröder-Kim haben sich unter die Gäste des Festakts gemischt.
Kunstsinniges Publikum: Altkanzler Gerhard Schröder und Ehefrau Soyeon Schröder-Kim haben sich unter die Gäste des Festakts gemischt. Foto: Rake Hora /BNN

Das betont Anton Goll ein ums andere Mal. „Hell ist der heutige Tag, denn die Schöpfung ist vollendet“, ruft er aus und preist den Keramik-Zyklus als weiteren Leuchtturm für Karlsruhe.

Der Promotor und Kommunikator erkennt in den 14 einzelnen Reliefs neben vielen anderen Aspekten auch ein Plädoyer für die Bewahrung der Schöpfung. Damit seien auch ganz junge Menschen Adressaten der Arbeit von „Welt-Künstler“ Markus Lüpertz.

Mentrup und die Mythen

Frank Mentrup, der Oberbürgermeister von Karlsruhe, versucht mit seinem Redebeitrag, das Projekt ein wenig „zu entmystifizieren und zu versachlichen“. Doch selbst der gern nüchterne Sozialdemokrat lässt Rührung erkennen.

„Wir können uns eigentlich nur beschenkt fühlen“, erklärt Mentrup im Kirchenschiff und spricht von einem „wunderbaren Angebot für sieben Jahre“.

Kirchlicher Segen: Die Dekane Hubert Streckert (links) und Thomas Schalla ordnen den Reliefzyklus der Genesis theologisch und gesellschaftlich ein.
Kirchlicher Segen: Die Dekane Hubert Streckert (links) und Thomas Schalla ordnen den Reliefzyklus der Genesis theologisch und gesellschaftlich ein. Foto: Rake Hora /BNN

Er selbst wolle die Fertigstellung des Projekts zum Anlass nehmen, seine Kenntnisse der Mythen und archaischen Geschichten aufzufrischen, wie er bekennt. Mentrup würdigt den „ganz besonderen Entstehungsprozess“ und rät den Karlsruhern und ihren Gästen zur Auseinandersetzung mit der Kunst.

Dass diese Auseinandersetzung weit in die Tiefe gehen kann, unterstreicht Raimund Wünsche in seiner Einführung in das Genesis-Werk. Der Altertumskenner und ehemalige Direktor der Münchener Glyptothek bescheinigt dem Keramikzyklus Zeitlosigkeit.

Dies sei eines der Kennzeichen bedeutender zeitgenössischer Kunst. Nicht nur schneide Markus Lüpertz hier die großen existenziellen Themen an. Der Künstler interpretiere den tradierten Kanon auch neu und originell. Er gewinne den Mythen individuelle Zugänge ab.

Mehr als 800 Gäste

Mehr als 800 Gäste sind zum Festakt in der Stadtkirche versammelt.

Sie erleben mit, wie der katholische und der evangelische Dekan, Hubert Streckert und Thomas Schalla, der Lüpertz-Genesis ihren Segen geben.

Festakt: Der Künstler Markus Lüpertz bekennt in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe seine tiefe Zuneigung zu der Stadt. Seine Genesis-Reliefs in den U-Bahn-Stationen sind enthüllt.
Festakt: Der Künstler Markus Lüpertz bekennt in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe seine tiefe Zuneigung zu der Stadt. Seine Genesis-Reliefs in den U-Bahn-Stationen sind enthüllt. Foto: Rake Hora /BNN

Dieses Thema gewählt zu haben, sei mutig gewesen; die Genesis verkörpere Poesie, Mythos und Paradigmenwechsel. Schalla spannt den Bogen bis hin zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Streckert erklärt: „Genesis ist Kunst geworden in Karlsruhe.“

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