Frank Mentrup bleibt weitere acht Jahre Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe. Der 56-jährige SPD-Politiker, der zudem von den Grünen unterstützt wurde, holte bereits im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit. Nach Auszählung der Stimmen kam der Amtsinhaber trotz fünf Gegenkandidaten auf exakt 52,55 Prozent.
Weit abgeschlagen folgte CDU-Kandidat Sven Weigt, der auch die Unterstützung der FDP hatte. Der Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard und CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag kam lediglich auf 25,36 Prozent der Stimmen. Alle vier weiteren Kandidaten, Petra Lorenz (Freie Wähler/Für Karlsruhe), Paul Schmidt (AfD), Marc Nehlig (parteilos) und Vanessa Schulz (Die Partei), schafften es nicht über die Zehn-Prozent-Marke.
Entsprechend zufrieden zeigte sich der alte und gleichzeitig neue Oberbürgermeister: „Das ist eine Bestätigung meines Politikstils der vergangenen acht Jahre. Ich kann mit Rückenwind in die nächsten acht Jahre starten“, so Frank Mentrup weiter.
Die CDU erkannte die klare Niederlage an. Mentrups ärgster Widersacher, Sven Weigt, war einer der ersten Gratulanten im Karlsruher Rathaus. „Ich bin sehr enttäuscht, aber in einer Demokratie muss man das aushalten“, so der 49-Jährige. Ingo Wellenreuther, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Karlsruhe-Stadt ergänzte: „Wir haben es nicht geschafft, die große Unzufriedenheit, die wir über den Amtsinhaber gespürt haben, auch an die Urne zu bringen. Bei diesen Extrembedingungen war auch schwer Wahlkampf zu führen. Der Amtsinhaber hat einfach einen Bonus.“
Petra Lorenz, die Kandidatin für die Freien Wähler/Für Karlsruhe, sieht ihre Mission trotz des ernüchternden Ergebnisses nicht beendet: „Ich nehme aus dem Wahlkampf viel Arbeit mit. Themen, bei denen ich dran bleiben möchte.“
Der Kandidat der AfD, Paul Schmidt, hatte zumindest mit einem zweiten Wahlgang gerechnet. „Das Spektrum der Gegenkandidaten war doch heterogen. Ich dachte, da ist für jeden etwas dabei.“
Enttäuscht zeigte sich auch Vanessa Schulz (Die Partei). „Ich finde es schade, dass Gleichberechtigung und Klimaschutz noch nicht bei den Wählern angekommen sind.“
Wahlbeteiligung in Karlsruhe liegt bei 41,4 Prozent
Von den insgesamt 231.335 wahlberechtigten Karlsruhern gaben 41,4 Prozent ihre Stimme ab. Das waren weniger als im Jahr 2012, als 42,2 Prozent an die Wahlurnen gingen. Besonders hoch war dieses Mal der Anteil der Briefwähler. Trotz der hohen Anzahl an Briefwählern war die Auszählung durch die etwa 540 Wahlhelfer in der Garten- und Schwarzwaldhalle im Kongresszentrum Karlsruhe gegen 20.40 Uhr beendet.
Im Gegensatz zum Wahlkampf vor acht Jahren, als sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther und Frank Mentrup einen heftigen persönlichen Schlagabtausch lieferten, blieben die großen Paukenschläge im Werben um die Wählergunst dieses Mal aus.
Wegen der Corona-Pandemie fanden keine großen Wahlveranstaltungen mit Besuchern statt. Die Bewerber suchten stattdessen das Gespräch mit den Bürgern bei Wind und Wetter an Infoständen im Stadtgebiet oder im Internet in den sozialen Netzwerken.
Selbst die Affäre um das Badische Staatstheater und die monatelange Diskussion um den Führungsstil des Intendanten Peter Spuhler konnte dem Amtsinhaber nichts ausmachen.
Mentrup rechnet für seine zweite Amtsperiode mit weniger Geld für die Stadt
Für die kommenden Jahre sagte Mentrup im Vorfeld der Wahl der Stadt Karlsruhe eine schwierige finanzielle Situation voraus: „Es bahnt sich eine Krise der Oberzentren an, die sich gewaschen hat.“ Messe, Theater, Klinikum - gerade in den Bereichen, von denen auch das Umland profitiere, würden der Stadt Einnahmen wegbrechen. „Das verlangt unsere volle Aufmerksamkeit, wohl noch über Jahre“, sagte Mentrup voraus.
Ob es deswegen schnell zum Bau einer Stadtbibliothek kommt, sei offen. „Es wäre wünschenswert, wenn wir eine neue Stadtbibliothek bekämen, für Kleinkunst, für Initiativen, für das Treffen vieler Gruppen.“ Doch nun gibt es Corona - und damit die Krise der kommunalen Finanzen.
Aber der 56-Jährige will das Nachdenken nicht einstellen: „Trotz Corona-Krise müssen wir ja weiter Zielvorstellungen haben, wie wir unsere Einrichtungen attraktiv machen.“ Eine dieser Zielvorstellungen ist es auch, den Autoverkehr in der Innenstadt weiter einzudämmen und Anreize für den Umstieg vom Auto auf andere Mobilitätsformen zu schaffen.