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Förderung vom Bund

Freude in Karlsruher Kulturszene über Zuschuss für das „Haus der Produktionen“

Große Pläne und herbe Rückschläge prägten in den vergangenen Monaten das Projekt „Haus der Produktionen“ in Karlsruhe. Jetzt fließt Geld vom Bund. Was das bedeutet.

Gebäude am alten Schlachthof.
Im Eingangsbereich des Alten Schlachthofs soll ein „Haus der Produktionen“ entstehen. Bislang liegt das Gebäude innen aber zu großen Teilen noch brach. Foto: Winfried Reinhardt

„Das ist einfach nur sensationell“, freut sich Tollhaus-Geschäftsführerin Britta Velhagen. Und Yoreme Waltz von der Initiative „Tanz in Karlsruhe“ kommentiert schlicht nur: „Wahnsinn.“ Hinter ihnen und etlichen weiteren Akteurinnen und Akteuren der freien Karlsruher Kulturszene liegt eine monatelange Achterbahnfahrt, bei der enormes Engagement und massive Enttäuschung einander abwechselten. Doch nun zeichnet sich ein Happy-End ab.

Mangel von Räumen in Karlsruhe wird seit langem debattiert

Anlass des Jubels ist die Zusage von Bundes-Zuschüssen für das geplante Haus der Produktionen, das frei schaffenden Bühnenkünstlern von Tanz bis Theater die dringend notwendigen Räume für Proben bieten soll. Der Mangel solcher Räume wird seit langem debattiert, für das Haus der Produktionen setzt sich eine Künstlergemeinschaft schon seit Jahren ein.

Zuletzt aber wurde vor rund einem halben Jahr ein Baustopp durch die Fächer GmbH bekannt. „Das hätte bedeutet, dass man das beste Haus am Platz einfach als Industriebrache stehen lässt, obwohl die Raumnot klar analysiert war und hier klare Konzepte und eine fertige Planung vorlagen“, beschreibt Velhagen die verfahrene Situation.

Initiative ließ sich durch Rückschläge nicht entmutigen

Doch weil die Initiative sich auch davon nicht entmutigen ließ, scheint der gordische Knoten nun durchschlagen. Denn die Unternehmergemeinschaft „Jibs“, zu der sich Velhagen und fünf andere Kulturmacher zusammengeschlossen haben, reichte einen vom Kulturbüro unterstützten Antrag auf Bundesmittel ein. Und nun wurde am Donnerstag bekannt, dass es einen hohen sechsstelligen Zuschuss aus dem KulturInvest 2022 geben wird.

Laut Parsa Marvi kommen 650.000 Euro vom Bund

Wie der Karlsruher Bundestagsabgeordnete Parsa Marvi (SPD) mitteilte, gehen aus diesem Etat des Bundes für Investive Kulturmaßnahmen im Inland insgesamt 650.000 Euro an das Haus der Produktionen in Karlsruhe. Laut Mitteilung von Marvis Bundestagsbüro hat sich der Karlsruher Abgeordnete persönlich bei der Staatsministerin für Kultur im Kanzleramt, Claudia Roth (Grüne), sowie bei Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages für das Projekt eingesetzt.

Er sei „außerordentlich erfreut“, dass der Antrag eine Förderzusage erhalten habe, wird Marvi in der Mitteilung zitiert. Das Haus der Produktionen stelle „eine weitere wichtige Komponente im Arealkonzept um den Alten Schlachthof dar“. Es sei ihm „sehr wichtig, dass nun zu den dominierenden Sparten eine adäquate Produktions- und Präsentationsstätte der kreativen Szene verwirklicht werden kann.“ Die beschlossene Förderung von 650.000 Euro entspreche der Hälfte der veranschlagten Baukosten.

Kulturmacher bringen 150.000 Euro Eigenkapital mit ein

Die andere Hälfte setzt sich laut Antrag zusammen aus einem Komplementärbetrag von 500.000 Euro, den die Stadt Karlsruhe für den Fall einer Bundesförderung in Aussicht gestellt hat – sowie 150.000 Euro Eigenkapital, das die Kulturleute beisteuern. „Das kommt aus unseren privaten Portemonnaies“, sagt Velhagen.

Ob sie dieses Geld jemals wiedersehen wird? „Das war in diesem Fall nicht die Frage“, sagt die leidenschaftliche Kultur-Ermöglicherin, die in den 1980er Jahren das Tollhaus mitgründete und an dessen Standort im Schlachthof bereits viel Umbau-Erfahrung gesammelt hat. „Für uns alle war es schlicht unerträglich, diese Räume zu sehen und zu wissen, dass sie brach liegen und sich niemand sonst um sie kümmert – außer um vielleicht irgendwann anonyme Büros darin einzurichten.“

Einzug war laut Mietvertrag für 2018 geplant

Durch die Zuschuss-Zusage werde die UG „Jibs“ nun selbst Bauherr des Projektes, weshalb Velhagen auf baldige Fortschritte hofft. „Wenn wir alle Gewerke wieder an den Start bekommen, dann könnten wir im Herbst/Winter 2023 die Räume in Betrieb nehmen“, erklärt sie. Das Probenzentrum werde dann an einen hierfür gegründeten Verein übergeben.

Der Einzug wäre, wenn er in diesem Zeitrahmen erfolgt, dann fünf Jahre später als im bereits 2017 mit der Fächer GmbH unterzeichneten Mietvertrag vereinbart. Velhagen blickt dennoch optimistisch nach vorne: „Wenn dieses Haus fertig ist, dann eröffnet das wirklich neue Perspektiven für Karlsruhe. Das wäre ein sehr großes Signal.“

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