Die Lebenshilfe Karlsruhe, Ettlingen und Umgebung, der Stadtjugendausschuss und etwa ein Dutzend Organisationen aus dem linken Spektrum haben am Totensonntag der Opfer des Faschismus gedacht. Am Mahnmal für die Euthanasieopfer nahe der Kleinen Kapelle auf dem Hauptfriedhof haben sie Kränze und Blumengebinde niedergelegt.
Gedenkredner war der Vorsitzende der Lebenshilfe, Michael Auen. Er prangerte an, dass auch heute noch die Ansicht verbreitet sei, behinderte Menschen seien nur ein Kostenfaktor und für die Wirtschaft nicht nützlich.
Aus solchen Gedanken ist schon vor dem Nationalsozialismus die Idee der Euthanasie, des Gnadentods, entstanden. Bei den Nazis ist daraus eine Massenmord-Bewegung geworden. Seit wenigen Tagen stehen rund um das Mahnmal Stelen mit den Namen der Karlsruher, die in jener Zeit umgekommen sind.
Menschen mit Handicap sollen eingebunden werden
Auen berichtete auch von einer Radioandacht am Martinstag. Der Sprecher hat sich gegen das übliche Bild gewandt, in dem der Stoffempfänger als sich duckender Bettler und der Spender als großer Held von oben herab dargestellt wird.
Auen wandte sich gegen diese Darstellung und forderte Augenhöhe für behinderte und nicht behinderte Menschen. Denn Hilfsbedürftige seien keine unnützen Schmarotzer. Er versprach daher, beim nächsten Gedenken an die Naziopfer behinderte Menschen gleichberechtigt mitzubringen.
Musikalisch gestaltet wurde die Veranstaltung vom Trompeter Helmut Ciesla und dem Naturfreundechor. Der zweite Teil der Gedenkveranstaltung fand auf dem Friedhofsteil beim jüdischen Friedhof statt, auf dem sowjetische Fliegeropfer und Zwangsarbeiter in einer Ehrengrabanlage beigesetzt sind. Dort hielt Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Janus die Ansprache.
Gegen Waffenlieferungen und für Verhandlungen
Er sprach sich gegen jegliche Aufrüstung und Waffenlieferungen aus. Stattdessen solle intensiv verhandelt werden. Man habe während des Vietnam- und Irakkriegs keine amerikanischen Vertreter von Gedenkveranstaltungen ausgeladen.
Dies sollte trotz der Politik des Putin-Regimes jetzt auch nicht mit Russen und Weißrussen geschehen. Die Sowjetunion habe schließlich im Zweiten Weltkrieg mehr Menschen verloren als irgend ein anderes Land.