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Schausteller in der City

Geschäft läuft schleppend - Karlsruher Mini-Rummel schrumpft

Weil Schausteller in der Corona-Krise weiter keine Perspektive haben, dürfen sie in Karlsruhe auf einigen Plätzen ihre Buden aufbauen. Doch das lohnt sich bislang kaum. Zwei Händler haben schon aufgegeben.

Mini-Rummel Karlsruhe
Allein auf großer Fahrt: Nur wenige besuchen in der aktuellen Hitze den Mini-Rummel in der City. Foto: Jörg Donecker

Der Mini-Rummel in der City ist gut eine Woche nach seinem Start bereits geschrumpft: Auf dem Kirchplatz St. Stephan haben Tage vor dem geplanten Buden-Wechsel am kommenden Samstag zwei Schausteller abgebaut. Die Pommes- und die Softeis-Bude sind weg.

„Die Energiekosten waren höher die als Einnahmen”, berichtet Theresia Thelen. Ihr Sohn hatte das Softeis angeboten. Sie selbst steht mit einem Kinderkarussell am Marktplatz. „Die Marke von 100 Euro habe ich hier noch an keinem Tag geknackt”, erzählt Thelen, die jetzt eigentlich auf einem Weinfest in der Pfalz stehen würde. Doch wegen Corona gibt es keine Jahrmärkte.

In Karlsruhe dürfen deshalb wie in vielen anderen Städten Schausteller – ohne dass Standgebühren anfallen – ihre Buden in der City aufstellen. Die Stationen sind Kronen-, Markt-, Schloss- und Friedrichsplatz sowie eben das Gelände neben St. Stephan.

Auf letzterem harrt Theodor Buntenbroich mit dem Greifer aus: Wer mit einer Zange ein Stofftier zu fassen bekommt, darf es mitnehmen. „Die ersten Tage waren zwar nicht gut, aber zufriedenstellend. Nun ist in der Hitze nichts mehr los”, sagt der Schausteller. Dennoch kommt er weiter jeden Tag in seinen Stand. „Was soll ich sonst tun? Ich war neun Monate daheim.”

Wegen Hitze wenig los

Robert Eichel spricht von der Winterpause, die für die Schausteller im August endete. Der Mann, der für das Krusig-Team am Friedrichsplatz im Imbiss steht, sagt: „Immerhin kommt man mal wieder raus.” Auch auf diesem Areal ist wenig los seit der Hochsommer die Stadt im Griff hat.

Dennoch glaubt Kinderkarussell-Betreiber Andre Roder, dass sich der Mini-Rummel lohnt. „Wir wollen zeigen, dass wir das mit dem Hygienekonzept hinbekommen.” Die Schausteller hoffen auf die Mess Anfang November und im Advent auf den Christkindlesmarkt. Im September will die Stadt entscheiden, ob und wenn ja wie diese stattfinden können. Abhängen wird das von den Vorgaben des Landes. Und für die aktuellen Ansagen aus Stuttgart hat nicht jeder Beschicker Verständnis.

Crepes statt Scooter

„In der Straßenbahn dürfen die Menschen nebeneinander sitzen, im Scooter nicht”, sagt Santino Thelen. Seine Lebensgefährtin Ursula Hartmann verweist auf Europapark und Co, die offen sind. „Im Prinzip sind wir ein transportabler Freizeitpark.” Sie versteht deshalb nicht, warum es weiter keinen regulären Rummel geben darf. Das Paar verkauft jetzt Crepes auf dem Kronenplatz. Besser als nichts sei das. Nachdem der Obststand auf dem Kronenplatz in die Sommerpause gegangen war, rückten die drei dort untergebrachten Schausteller nach vorne an die Haltestelle ran. „Das macht es etwas besser”, sind sich die Händler einig.

Übereinstimmend bewerten sie die Situation der Branche jetzt als katastrophal. „Wir mussten Hartz IV beantragen. Es war uns peinlich, aufs Amt zu gehen. Wir wollen unser Geld selbst verdienen”, sagen Thelen und Hartmann, die einen ein Jahr alten Sohn haben. In diesem Jahr wollten sie eigentlich nicht nur heiraten, sondern auch den 60. Geburtstag ihrer Berg-und-Tal-Bahn feiern. Dann kam Corona.

Mir ging das Herz auf, als ich wieder rauskam.
Schausteller Marco Spindler

Eine Berg-und-Tal-Bahn besitzt auch Marco Spindler, zudem eine Ballwurf-Pyramide, zwei Kinderkarusselle und zwei Kettenkarusselle, von denen sich eines seit Freitag am Schloss dreht. „Die ersten drei Tage waren okay”, sagt der 52-Jährige. Vier Wochen will er auf jeden Fall am Schloss bleiben. „Mir ging das Herz auf, als ich wieder rauskam. Es tut gut, die lachenden Kinder zu sehen”, sagt der Schausteller, der einen Kredit aufnehmen musste, um sein Geschäft zu erhalten. Aufgeben ist für ihn keine Option. „Ich war 16, als mein Vater dieses Kettenkarussell kaufte. Mit 18 Jahren überschrieb er es mir. Ich bin Schausteller.”

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