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Internationaler Aktionstag

Gewalt gegen Frauen in Karlsruhe macht vor Corona nicht Halt

Frauen sind besonders häufig Opfer von Gewalt – in Karlsruhe vor allem im eigenen Zuhause. Zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen“ am 25. November machen Karlsruher Institutionen auf die Problematik aufmerksam. Es wird befürchtet, dass sich die Corona-Pandemie zusätzlich negativ auf die Situation vieler Frauen auswirkt.

Gegen Gewalt an Frauen: Zum Aktionstag am 25. November macht die Stadt Karlsruhe unter anderem mit der Plakataktion „Männlichkeit entscheidest Du“ auf die Problematik aufmerksam.
Gegen Gewalt an Frauen: Zum Aktionstag am 25. November macht die Stadt Karlsruhe unter anderem mit der Plakataktion „Männlichkeit entscheidest Du“ auf die Problematik aufmerksam. Foto: Jörg Donecker

„Liebe hat viele Facetten. Gewalt gehört nicht dazu“, steht auf einem der Plakate, die auch in der Karlsruher Innenstadt seit einigen Tagen hängen. Sie sind Teil der Kampagne „Männlichkeit entscheidest Du“ und sollen dazu anregen, veraltete Männlichkeitsbilder abzulegen. „Es ist wichtig, über das Thema Männlichkeit zu sprechen“, sagt Verena Meister.

Denn eine häufige Ursache von Gewalt gegen Frauen seien patriarchale Verhaltensmuster, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Karlsruhe bei einer digitalen Pressekonferenz zum internationalen Aktionstag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen am Mittwoch, 25. November.

Neben der Plakataktion, die bereits seit einigen Tagen zu sehen ist, werden am Dienstag ab 17 Uhr verschiedene Gebäude in der Stadt in orangefarbenem Licht angestrahlt – Teil der Anti-Gewalt-Kampagne „Orange your city“. Zudem sind Social-Media-Aktivitäten geplant.

Sorge vor Verschärfung der Situation vieler Frauen

Schon zu Beginn der Corona-Pandemie sei die Sorge groß gewesen, dass sich die Situation vieler Frauen zu Hause verschärfen würde, so Meister. Im Frühling vernetzten sich daher verschiedene Anlaufstellen für Betroffene in Karlsruhe im Koordinationskreis „Häusliche Gewalt überwinden“.

Ihm gehören unter anderen die Gleichstellungsbeauftragte und der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) der Stadt Karlsruhe, der Zonta Club, das Internationale Begegnungszentrum (ibz), die Beratungsstelle bei Gewalt im sozialen Nahraum/Verein für Jugendhilfe und der Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder an.

Die meisten Einrichtungen berichten von Fallzahlen, die im Frühjahr zwar zunächst sanken, seit dem Sommer aber wieder auf ähnlich hohem Niveau wie in den Vorjahren liegen. Laut Statistik von Polizei und Ordnungsamt Karlsruhe gab es im vergangenen Jahr 477 Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt, im Jahr 2020 bisher 369. Hinzu kommen Beratungen, die ohne polizeiliche Beteiligung stattfinden, sowie eine Dunkelziffer.

Wir haben den Eindruck, dass die Frauen schwieriger den Weg zu uns finden.
Martina Decker-Spierings, Sozialdienst katholischer Frauen (SkF)

Laut Ulrike Stihler vom Verein zum Schutz misshandelter Frauen hat die Pandemie weder zahlenmäßig noch inhaltlich besondere Veränderungen in der Beratung zu häuslicher Gewalt hervorgerufen. Allerdings habe sich Corona erheblich auf die finanzielle Situation alleinerziehender Frauen ausgewirkt.

Im Frauenhaus des Vereins seien viele Betroffene nach ihrem Aufenthalt wieder beim Partner eingezogen, denn die Wohnungssuche habe sich durch Corona drastisch erschwert. Zum Infektionsschutz habe man unter anderem die Möglichkeit geschaffen, positiv getestete Frauen isoliert unterzubringen, was in einem Fall bereits notwendig wurde.

„Wir haben den Eindruck, dass die Frauen schwieriger den Weg zu uns finden“, so Martina Decker-Spierings vom SkF. „Mit dem Mann im Homeoffice fühlen sich wohl viele stärker beobachtet und konnten nicht so gut telefonieren.“ Beim Frauenhaus spiele auch die Angst vor einer Ansteckung mit Covid-19 eine Rolle. Sie weist auf die Möglichkeit hin, den gewalttätigen Mann unter Polizeischutz für eine gewisse Zeit der gemeinsamen Wohnung verweisen zu lassen.

Das Thema häusliche Gewalt betreffe Migrantinnen ebenso wie deutsche Frauen, erklärt Iris Sardarabady, Leiterin des ibz. Allerdings gebe es, kulturell und sprachlich bedingt, bei den Migrantinnen höhere Zugangsbarrieren zu den Hilfeangeboten. „Viele Frauen wissen nicht einmal, dass das in Deutschland eine Straftat ist.“

Wichtig sei daher, dass entsprechende Informationsbroschüren in Karlsruhe in sechs Sprachen verfügbar sind und beim bundesweiten Hilfetelefon Gespräche sogar in 17 Sprachen möglich seien.

Kontakte für Betroffene

Für schnelle Intervention bei akuten Krisen bietet der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) der Stadt Karlsruhe eine telefonische Rufbereitschaft. Sie ist über den Polizei-Notruf 110 zu erreichen.

Das bundesweite Hilfetelefon unter (0 80 00) 11 60 16 ist 24 Stunden täglich und in 17 Sprachen erreichbar. Weitere Infos unter www.hilfetelefon.de

Wer Kontakt zu einem Frauenhaus sucht, kann sich unter Telefon (07 21) 56 78 24 melden.

Aktuelle Informationen bietet auch die Facebook-Seite des Gleichstellungsbüros unter www.facebook.com/gleichstellung.karlsruhe

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