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Stellen des Unglücks

Ghost Bikes: Demonstrationsfahrt gedenkt der in Karlsruhe tödlich verunglückten Radfahrer

Keine Musik, keine Klingel: Rund 50 Radfahrerinnen und Radfahrer haben auf einer zweistündigen Demonstrationsfahrt der in den vergangenen Jahren in Karlsruhe tödlich verunglückten Radfahrer gedacht.

Die Teilnehmer der Demonstrationsfahrt stehen an einem Ghost Bike.
Ghost Bikes erinnern im gesamten Karlsruher Stadtgebiet an tödlich verunglückte Radfahrer. Diesen gedachten 50 Radfahrerinnen und Radfahrer am Mittwoch auch mit einem Demonstrationszug. Foto: Hannes Blank

„.Er ist nicht mehr aus dem Koma erwacht“, sagt einer der Teilnehmer, die Stimme versagt ihm. Nach ein paar Sekunden hat er sich gefasst und kann in seiner Ansprache fortfahren.

„Ghost Bikes“ markieren Stellen des Unglücks in Karlsruhe

Am Mittwochabend gedachten 50 Radfahrerinnen und Radfahrer auf einer zweistündigen Demonstrationsfahrt den in den vergangenen Jahren in Karlsruhe tödlich verunglückten Radfahrern. Die Ziele des 15 Kilometern langen Kurses waren drei weiße „Ghost Bikes“, die am Straßenrand die Stellen markieren, an denen die Unglücke passiert und die Opfer zu Tode gekommen sind.

„Die Flüssigkeit des Kraftverkehrs darf nicht wichtiger sein als die Sicherheit des Radfahrers“, sagt Organisator Michael Reichert (ADFC/Critical Mass) zu Beginn den Versammelten auf dem Marktplatz. Er unterstreicht damit den Zweck der Demonstration.

Ziel ihrer Bemühungen sei eine „Mission Zero“ bis 2035, nämlich dass ab diesem Zeitpunkt in Karlsruhe kein Radfahrer mehr tödlich verunglücke. Im Moment passiere dass noch zwei bis drei Mal im Jahr, sagt Reichert.

Gedenktafel ist von Vandalismus betroffen

Kurz nach 18 Uhr startet die Demonstranten in Richtung Ettlinger Tor, begleitet von zwei Polizeifahrzeugen und drei Polizei-Motorrädern. Die erste Station ist ein Ghost Bike an der Baumeisterstraße. Es ist oft von Vandalismus betroffen. Die angebrachte Gedenktafel wurde schon mehrmals abgerissen.

Ich unterstelle keinem Autofahrer, dass er das mit Absicht tut.
Ulrich Eilmann, Sprecher

Es ist auch die Stelle, an der am Mittwochabend dem Sprecher die Stimme versagt. Ulrich Eilmann kennt die Familie des Verstorben gut. Sie ist ebenfalls beim Ghost Bike an der Baumeisterstraße. Später sagt er im Gespräch mit Blick auf den Täter: „Ich unterstelle keinem Autofahrer, dass er das mit Absicht tut. Ich will auch keine Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten.“

Da ist der Konvoi schon fast an der nächsten Ghost-Bike-Stelle. Gefährlich sieht es dort nicht aus. Es ist an der Einfahrt zum Durlach-Center. Doch an der Stelle kommt der Verkehr aus drei verschiedenen Richtungen und ist etwas unübersichtlich.

Fünf „Ghost Bikes“ gibt es in Karlsruhe

Insgesamt fünf Ghost-Bike-Stellen gibt es in der Stadt. Die Demo-Fahrt am Mittwochabend hat drei auf ihrer Strecke. Der vorletzte Halt ist an der Straße zwischen Grötzingen und Hagsfeld. Viel Platz ist dort nicht, auch das Ghost Bike musste an die Einfahrt zum Kompostplatz ausweichen.

An jeder Stellen wird innegehalten und mit einer kurzen Ansprache an die Toten gedacht. Es ist eine „Silent Demo“. Im Gegensatz zu den monatlichen Critical-Mass-Fahrten gibt es keine Musik, geklingelt werden soll nur im Notfall.

Am Ende des Demonstrationszuges fahren zwei flache, voll verkleidete Dreiräder, sogenannte Velomobile. „Das ist gut dafür geeignet, auf dem flachen Land zwischen Beruf und Zuhause zu pendeln“, erzählt die Besitzerin.

Ansonsten ist bei den Rädern der Demo fast alles an Typen dabei. Ein Student der Hochschule für Technik hat sich sogar ein KVV-Leihrad genommen, weil sein persönliches Fahrrad an diesem Tag nicht fahrtauglich war. „Das ist mir schon wichtig, an dieser Demo teilzunehmen“, sagte er.

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