Heinz Schmalzried hasst seine Mitarbeiter. „Ich verachte sie sogar. Die sagen mir: ‚Ich brauche Erholung.‘ Ihr seid Verlierer“, sagt Schmalzried.
Als Goldheinz hat er sich einen Namen gemacht, ist inzwischen in ganz Deutschland bekannt. Der 59-Jährige sitzt an einem Schreibtisch im Keller des Pfandleihhauses in der Karlstraße in der Karlsruher Innenstadt.
Das Personal habe ihn in den Wahnsinn getrieben. „Deshalb habe ich das Geschäft verkauft. Ich bin ein Gewinner und hier sehe ich niemanden, der etwas auf die Beine stellt“, sagt Schmalzried und weist mit einer ausladenden Geste auf seine ehemaligen Mitarbeiter um ihn herum. Sie sitzen auf Bürosesseln, von deren Armlehnen das Kunstleder abgeschabt ist. Auf den verbalen Ausbruch reagieren sie nicht.
Goldheinz verkauft für rund fünf Millionen Euro sein Geschäft in Karlsruhe
Eigentlich ist er seit Oktober 2021 nicht mehr der Chef im Pfandleihhaus und der Scheideanstalt. Doch die Mitarbeiter sprechen ihn immer noch ehrfürchtig mit Chef an. Denn Goldheinz ist eine Institution. Er habe den Laden 2010 für 140.000 Euro gekauft. Nun hat er ihn nach eigenen Angaben für rund fünf Millionen wieder verkauft.
Mir ist es egal, was andere von mir denken. Scheiß auf beliebt.Heinz Schmalzried alias Goldheinz, ehemaliger Pfandleiher aus Karlsruhe
Seine ehemaligen Mitarbeiter haben Respekt vor ihm, vielleicht auch ein bisschen Angst. Denn Goldheinz nimmt kein Blatt vor den Mund, weder vor den Mitarbeitern noch vor den Kunden. „Mir ist es egal, was andere von mir denken. Scheiß auf beliebt“, fasst es Schmalzried knapp zusammen. „Ich habe keine Freunde und ich will auch keine.“
Der Umgangston vom Goldheinz verärgert auch manchen Kunden
Seinen Umgangston goutiert allerdings nicht jeder, der den Laden betritt. So kommentiert etwa ein Internetnutzer in den Google-Bewertungen zur Scheideanstalt: „Inhaber ist aufbrausend und aggressiv. Wenn man kleinere Mengen (dreistellige-Beträge) verkauft, wird man wie Dreck behandelt.“ Auch eine Frau schreibt: „Unfreundlich, unangenehm.“
Eine andere Kundin hingegen kommentiert zum Pfandhaus: „Ich habe dort fast ein Viertel mehr bekommen als bei anderen angefragten Stellen.“ Die Erfahrung hat auch ein anderer Kunde gemacht: „Schnell und professionell Schmuck angekauft. Mit dem Preis bin ich sehr zufrieden.“ Die Gesamtbewertungen liegen jeweils bei 4,6 und 4,1 von fünf Sternen.
Vom Tankstellenpächter zum Multi-Millionär mit DMAX-Serie
Schmalzried beschreibt sich als Perfektionisten und „erfolgsgeil“. Mit 21 Jahren sei er der jüngste Tankstellenpächter in ganz Deutschland gewesen. Mit 22 Jahren sei er seinen ersten Porsche gefahren, erzählt der gebürtige Pforzheimer.
Ich habe aus nichts etwas gemacht.Heinz Schmalzried alias Goldheinz, ehemaliger Pfandleiher aus Karlsruhe
Dann hat er als Kfz-Mechatroniker und Lackierer gearbeitet, nebenher Autogeschäfte abgewickelt. Einer seiner Kunden war der Besitzer des Pfandleihhauses und der Scheideanstalt in Karlsruhe – und bot sie Schmalzried zum Kauf an. „Ich habe aus nichts etwas gemacht.“
In Spielkasinos und Bordellen ging er auf Kundenfang. In Karlsruhe habe er alle Goldhändler platt gemacht, behauptet er. Auf seiner Goldheinz-Internetseite bezeichnet er sein ehemaliges Geschäft als Imperium. „Ich bin ‚Star Wars‘-Fan. Und natürlich mache ich das auch, um die Konkurrenten zu ärgern.“
Wer zu Goldheinz kommt, braucht schnelles und anonymes Bargeld. Als anrüchig oder schmuddelig betrachtet Schmalzried den Berufszweig aber nicht direkt. Er sieht sich vielmehr als Helfer in der Not und als Vertrauensmann der fairen Preise. Geht es um Edelmetalle, kämen die Kunden von Monaco bis Hamburg zu ihm.
Wer übernimmt das Geschäft des Goldheinz in Karlsruhe?
Schmalzried hat das Pfandleihhaus und die Scheideanstalt in den vergangenen elf Jahren zur Geldmaschine gemacht. „Jetzt bin ich Multi-Millionär“, sagt er. Die Geschäfte führt nun Christian Kratz. Der gebürtige Saarländer ist 36 Jahre alt und Vater zweier kleiner Kinder.
Er lebt in Saarbrücken und besitzt sieben Pfandleihhäuser in vier Bundesländern. Mit Anfang 20 stieg er ins Geschäft ein. „Für mich ist das Berufung“, sagt Kratz. Zu seinen Läden fährt er mit seinem schwarzen Porsche Panamera. Was will er aus dem Laden vom Goldheinz machen? „Die Preise werden bleiben“, versichert Kratz. „Aber ich werde mehr Personal einstellen und die Inneneinrichtung etwas verändern.“ Über Goldheinz sagt er: „Ich komme gut mit ihm aus. Er ist fair. Ich mag das Geradlinige.“
Was macht der Goldheinz ohne seinen Laden: Rennsport oder Dschungelcamp?
So ganz herzlos, wie es vielleicht scheinen mag, ist Schmalzried wohl doch nicht. Als der kleine Sohn einer Mitarbeiterin ihn nach zehn Euro fragt, gibt er sie ihm. Dafür drückt ihm der Junge sogar einen dicken Kuss auf die rasierte Wange.
Und was macht der Goldheinz jetzt mit dem ganzen Geld? Für knapp eine Million Euro hat er eine Villa in Baden-Baden gekauft. Für seine zehn Luxusautos, seine weiteren Fahrzeuge und die Motorräder hat er sich eine Autowerkstatt im Elsass zugelegt. Vielleicht steigt er wieder ins Renngeschäft ein: „Da wird man als Mann gefordert. Da sind keine Weicheier.“ Er kann sich aber auch vorstellen, sich fürs Dschungelcamp zu bewerben. So oder so: Eine umstrittene und schillernde Persönlichkeit wird er bleiben.