Skip to main content

Modell-Version der „Greif” weltweit verkauft

Nur Mini-Greif fährt: Fans hoffen weiter auf Betrieb der Dampflok im Karlsruher Schlossgarten

Die weit über Karlsruhe bekannte Greif gibt es jetzt als Modellbahn. Erste Exemplare verschickte die Firma Minitrains unter anderem nach Japan und in die USA. Die große Dampflok ist indessen noch nicht in den Schlossgarten zurückkehrt.

Die Greif in klein: Steffen Waidelich (links) und Andreas Schönfeld nehmen die gerade fertiggestellte Lok und ihre Mimi-Wagons in Augenschein.
Die Greif in klein: Steffen Waidelich (links) und Andreas Schönfeld nehmen die gerade fertiggestellte Lok und ihre Mimi-Wagons in Augenschein. Foto: Jörg Donecker

Die Greif nimmt Fahrt auf – im Kleinformat: Vom Rheinhafen aus verschickt die Firma Minitrains jetzt die ersten Modelle der weit über die Region hinaus bekannten Dampflok. Das Bähnle und die dazugehörenden Waggons gehen – im Maßstab 1:87 nachgebaut – unter anderem nach England, Frankreich, Australien, nach Japan und in die USA.

Firmenchef Andreas Schönfeld liegen auch Bestellungen aus Karlsruhe und dem Umland vor. Und mancher, der sich das Zügle heim holt, will gleichzeitig wissen: Warum dampft die große Greif eigentlich nicht durch den Schlossgarten – zumal andernorts ähnliche Bahnen längst wieder im Einsatz sind?

Eigentümer der Greif wären startklar

„Uns erreichen viele Fragen dieser Art”, berichten Steffen Waidelich und Marco Müller. Ihnen gehört die 1939 erbaute Feldbahn seit gut vier Jahren. „Wir wären startklar”, versichern sie. Doch um coronabedingt verspätet die Saison eröffnen zu können, braucht es die Karlsruher Verkehrsbetriebe (VBK) als Partner.

„Wir sind die Eigentümer der Greif, die VBK sind für die Infrastruktur zuständig”, erklären Waidelich und Müller. Die VBK wiederum hatten zuletzt auf einen nötigen Grünschnitt an der Strecke und Personalengpässe verwiesen. Argumente, die Schönfeld nicht überzeugen. „Für mich klingt das nach Ausreden. Wenn meine Zufahrt durch Grünzeug versperrt ist, mach ich es weg und nicht den Betrieb zu.”

Der gebürtige Berliner verdient sein Geld als Chef der Firma Standard Instruments seit 25 Jahren mit Medizintechnik. Vor zehn Jahren entschied sich Schönfeld, zusätzlich sein Hobby zum Beruf zu machen und Modellbahnen zu produzieren. 120 Modelle gehören inzwischen zum Portfolio. Nun auch die Greif in der Spurweite HOe.

800 Loks ließ Schönfeld in China produzieren, 450 davon sind inzwischen am Rheinhafen angekommen. Dort werden zudem 1.000 grüne und rote Wagen produziert. Jeweils 28, in Schömberg hergestellte Teile setzen die Mitarbeiter pro Waggon von Hand zusammen. Schönfeld lackiert danach selbst von Hand nach.

Handarbeit: Im Rheinhafen werden die Mini-Waggons aus 28 Teilen zusammengebaut.
Handarbeit: Im Rheinhafen werden die Mini-Waggons aus 28 Teilen zusammengebaut. Foto: Jörg Donecker

Der Minitrains-Chef legt wert auf Perfektion und Details. Wo die große Greif das Namensschild der Besitzer Müller und Waidelich trägt, findet es sich winzig klein auch auf den Modellen. Ob Kuhfänger oder Dampfkessel: Alles ist dran. Die kleine Lok ist im Maßstab gerechnet lediglich ein wenig breiter als die große - der Spurbreite geschuldet.

Und selbstverständlich findet sich ein Tender in der Packung: Der Holzwagen ist nicht mit Holz bestückt. „Das kann jeder selbst aufladen”, sagt Schönfeld: „Wenn man auf Akazie setzt, heizt es schneller an. Buche hält länger. Das muss jeder selbst entscheiden”, sagt der Modelleisenbahn-Fan lachend.

Coronavirus bremste Produktion der Modell-Lok in China

Die Lok ist außen rot und im Inneren des Führerstands beige. Die Fensterrahmen und Fensterbänke sind braun, wie beim Original in groß. „Diese Farbgebung führte dazu, dass sich die Produktion um eine Woche verzögerte”, verrät Schönfeld. Corona bremste die Modelleisenbahn zusätzlich, das Werk im chinesischen Dongguan war zwei Monate zu. „Man arbeitet dort derzeit mit einer Auslastung von 70 Prozent”, so Schönfeld.

Auch im Bereich der Medizintechnik spürte er die Auswirkungen der Pandemie. Die Logistik wurde schwieriger, die Umsätze gingen zurück. Obwohl er das Projekt Mini-Greif mit 100.000 Euro vorfinanzieren musste und es mit unternehmerischen Risiken verbunden ist, wollte er es nicht in Frage stellen. „Es haben sich ja viele auf das Modell gefreut.” Und überhaupt sei es in der Krise angesagt, alle Möglichkeiten zu nutzen, um etwas Gutes auf den Weg zu bringen.

Vom Ergebnis zeigten sich bereits nach der ersten Vorstellung in Fachzeitschriften und auf der Spielwarenmesse in Nürnberg Modellbahnfans weltweit begeistert. Bald gingen Bestellungen zum Teil von weit her ein. Auch Steffen Waidelich, der die Mini-Greif zum Geburtstag bekam, ist begeistert. Er und Marco Müller waren von der ersten Idee an in den Prozess eingebunden.

Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als mit der Dampflok fahren zu können.
Steffen Waidelich und Marco Müller, Eigentümer

„Es braucht Idealismus, Ideenreichtum und Motivation, etwas zu machen, ohne Garantie, dass es am Ende klappt”, so Waidelich. Es mache ihn stolz, dass sich jetzt jeder die Greif ins Wohnzimmer holen kann. Zudem ließ Schönfeld auch die grüne, noch namenlose und derzeit in Waghäusel geparkte Schwester der Greif sowie eine graue Feldbahn produzieren. Auch die Greif war einst grau und in Heilbronn nach dem Zweiten Weltkrieg als Trümmerbahn eingesetzt.

In seiner Freizeit packt Schönfeld bei der großen Greif als Heizer mit an. Er hofft, dass er diese Saison noch zum Einsatz kommt und die Greif im Schlossgarten fährt.

Waidelich und Müller geht es genau so. „Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als mit der Dampflok fahren zu können. Uns geht es dabei nicht um uns, sondern um die Familien, die diesen Sommer vielleicht nicht verreisen und gerne Greif fahren würden. Wir fühlen uns der Stadt und ihren Bürgern gegenüber verpflichtet”, erklären die Greif-Besitzer: „Uns fehlen die strahlenden Kinder und ihre ebenfalls strahlenden Eltern.”

nach oben Zurück zum Seitenanfang