Die Sonne glitzert auf der Wasseroberfläche und eine frische Brise weht um die Nase. Auf dem Damm sind Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und viele Familien mit Kindern im Bollerwagen unterwegs. Die Rheinuferpromenade hatte am Sonntag ein bisschen Nordsee-Charme, nur die Temperaturen waren mehr Oberrhein, weniger friesisch.
Der Wind stört zwei Radfahrer nicht, die auf einer Bank Pause machen und sich mit Tee aus der Thermoskanne aufwärmen. Dass sie heute am Rhein gestrandet sind, „hat sich so ergeben“, erzählen sie. Sie wollten schon lange mal das Naturschutzgebiet mit Altrhein und Auen erkunden.
Einer der Radfahrer wohnt zwar in Karlsruhe, kommt aber aus der Pfalz. Ihn freue es, dass er hier der Heimat winken könne. „Wir würden heute auch hier sitzen, wenn keine Corona-Krise wäre“, sagt er. Beide würden generell viel Fahrrad fahren. „Das ist unser Fahrzeug Nummer eins, wenn es nicht regnet oder schneit.“
Eine Bank weiter sitzt Uwe Willert und genießt die Sonne. Das Rheinufer sei sein liebstes Ziel, um frische Luft zu schnappen. Das sei auch schon vor der Pandemie so gewesen. „Wenn es sonnig ist, komme ich jeden Tag hierher, auch nach der Arbeit“, erzählt er. Normalerweise sitze er auf den Stufen, doch da sei es ihm aktuell zu voll.
Er wolle nichts riskieren, der Respekt vor dem Virus sei zu groß. Sein Eindruck ist, dass vor Corona an sonnigen Tagen noch mehr am Rhein los war. „Da konnte man ja dann noch im Hofgut einkehren“, erklärt er. Vielleicht dann wieder an Ostern oder im Mai, falls gelockert werden sollte, so ist seine Hoffnung.
Nicht nur Stammgäste sind unterwegs
Neben den Stammgästen tummeln sich aber auch Neulinge am Rhein. Familie Debiasi ist aus Kirchheim unter Teck angereist. „Uns fiel nichts anderes ein“, sagt Stefan Debiasi und lacht. Mit Corona-Frust habe das nichts zu tun, wehrt er ab: „Bei schönem Wetter kann man immer etwas machen.“
Die Stadt Karlsruhe würden sie kennen, aber am Rhein seien sie hier eben noch nicht gewesen. Der erste Eindruck sei „schön“. Die zwei Kinder würden sich besonders über die großen Schiffe auf dem Fluss freuen. „Das ist spannend“, sagt Debiasi. Besonders überrascht waren die Debiasis über den Spielplatz am Hofgut. Mit dem hätten sie nicht gerechnet.
Die Rheinuferpromenade ist aber nicht nur für Kinder ein Abenteuerspielplatz, auch viele Hunde dürfen sich hier austoben. Unter ihnen sind Sunny und Nelly, die mit ihrem Frauchen Jessica unterwegs sind. Die verbindet mit dem Rhein eine besondere Beziehung, da sie ursprünglich aus Duisburg kommt. „Wir sind normalerweise eher im Wald unterwegs“, erzählt sie, „aber die Wege werden allmählich langweilig.“
Vor der Pandemie sei ihr das wahrscheinlich nicht so aufgefallen, vermutet sie, weil sie mehr unterwegs gewesen war und mehr Abwechslung hatte. „Ob ich ohne Hunde auch so viel draußen wäre, weiß ich nicht, aber dann hätte ich schon lange den Koller bekommen“, meint sie. Am Rhein gefällt ihr besonders die Weite, das Wasser und der Ausblick.
Mülleimer quillt über
Zwischen den zahlreichen Autos und Wohnmobilen mit Kennzeichen von Berlin bis Frankfurt fährt auch eine Streife der Polizei. Wo viele Menschen unterwegs sind, müssen eben auch Abstände eingehalten werden. Viele Ausflügler haben an diesem Sonntag auch ihre Picknickdecke und Proviant dabei. Einige bringen Tüten von Schnellrestaurants mit und essen auf den Stufen oder Bänken. Der ein oder andere Mülleimer quillt bereits über.
Ein paar Meter vom Ufer entfernt, vor dem Restaurant „Das Schiff“ am Yachthafen, warten einige Ausflügler aus Ludwigsburg auf ihr Essen zum Mitnehmen. Sie seien einfach spontan von der Straße abgefahren, als sie das Schild Richtung Rhein gesehen hätten, erzählen sie. „Und jetzt sind wir froh, dass es hier etwas zu essen gibt“, freuen sie sich.
Wenn am Rhein was los ist, und Gäste kommen, freut sich auch Marion Hildenbrand, die das „Schiff“ betreibt. Sie hält sich derzeit mit einer „Karte to go“ über Wasser. Wie viel Betrieb sei, hänge oft vom Wochentag ab. „Wir sind froh über jede Unterstützung“, erzählt sie, „man ist ja schon fast am Abgrund.“ An einem Sonntag wie diesem vor der Pandemie hätte sie sich vor Gästen kaum retten können und vier bis fünf Mitarbeiter beschäftigt. Nun müsse sie mit ihrem Mann das Geschäft am Laufen halten.