Skip to main content

Ehrenamt im Sport

SCW-Vorstand Rüdiger Löffler: „Wer sich nicht engagiert, kann auch nichts erleben“

Den Einwohnern von Grünwettersbach ein großes Sportangebot bieten zu können, ist für Rüdiger Löffler eine Herzensangelegenheit. Seit 60 Jahren ist er Mitglied im SCW, dem er seit 2013 vorsteht.

Löffler
Ehrenabend: Vorstand Rüdiger Löffler zeichnet Mitglieder des SC Wettersbach für deren jahrzehntelange Vereinszugehörigkeit aus. Foto: Reinhard Sogl

Rund 50.000 Ehrenamtliche helfen in nordbadischen Clubs dabei, ein Sportangebot für knapp 790.000 Menschen auf die Beine zu stellen. Wie der Badische Sportbund Nord (BSB) in seiner Studie „Sozialrendite des Vereinssports“ beziffert, leisten die Ehrenamtlichen 8,5 Millionen Arbeitsstunden im Jahr, was einer Wertschöpfung circa 130 Millionen Euro entspreche.

An dieser Stelle würdigen die Badischen Neuesten Nachrichten jeden Freitag die Leistung von Menschen, die mit ihrem Engagement mit für eine lebendige und vielfältige Sportlandschaft sorgen. In dieser Folge: Rüdiger Löffler (64), seit 2013 erster Vorsitzender des SC Wettersbach und seit 60 Jahren Vereinsmitglied.

Wie ich dazu gekommen bin:

Die ehrenamtliche Arbeit im Sportverein wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Mein Opa und mein Vater hatten schon Ämter inne im SCW-Vorgängerverein Phönix, 20 Meter neben dem Sportplatz haben wir gewohnt. Ich war als Kind mehr auf dem Platz als in der Schule und habe mit viereinhalb Jahren noch mit Straßenschuhen mein erstes Spiel gemacht. Mit 14 Jahren habe ich erste Aufgaben in der Verwaltung übernommen, war später Jugendtrainer, Jugendleiter, nach der Neugründung und dem Umzug an den Sportpark Tannweg 1985 bei allen möglichen Fest-Aktivitäten und Freizeiten dabei. Nach 25 Jahren als Abteilungsleiter Fußball hat der Verein 2013 einen neuen Vorsitzenden gesucht und ich habe dummerweise ja gesagt. Das Dummerweise muss man aber jetzt nicht wörtlich nehmen.

Warum ich mich engagiere:

Wenn man in einem Verein groß geworden ist und viele schöne Stunden erlebt hat, will man auch etwas zurückgeben. Da steckt viel Herzblut drin. Die vielen Freundschaften, die sich durch das allgemeine Vereinsleben entwickelt haben, entschädigen für die viele Arbeit und so manche Entbehrungen. Viele Menschen und die tollsten Dinge kennen zu lernen, bringt einen auch persönlich weiter. Abseits des Vereins habe ich ganz aktuell auch viele positive Erfahrungen in der Ukraine-Hilfe gesammelt, darüber hinaus betreuen wir einen 82-Jährigen, da erlebt man unglaubliche Momente. Wer sich nicht engagiert, kann auch nichts erleben.

Was meine Ziele sind:

Als Vorstand ist es mir ein ganz großes Anliegen, den Sportpark Tannweg, dieses Vorzeigeprojekt im Stadt- und Landkreis, zu erhalten und möglichst noch weiter zu verbessern. Und ich bin guter Hoffnung, dass im nächsten Jahr mein Traum in Erfüllung geht: Dass nämlich nach 70 Jahren aus den zwei mehr oder weniger verfeindeten Vereinen Phönix/SCW und ASV Grünwettersbach ein Großverein mit 1.700 Mitgliedern entsteht, der für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet ist. Ich sehe in dieser Fusion, der die Mitglieder der beiden Vereine mit einer Zweidrittel-Mehrheit zustimmen müssen, unglaublich viele Chancen. Nur wenige werden es nicht so sehen. Auch bei der Neugründung des SCW, der aus dem Phönix und dem Tennisclub entstanden ist, gab es Bedenkenträger. Aber wir haben die Zahl der Mitglieder dadurch von 300 auf fast 1.000 gesteigert.

Wie lange ich mich noch engagieren will:

Wenn man etwas sät, dann kann man nicht vom Acker gehen. Wenn mir die Mitglieder auch weiterhin ihr Vertrauen schenken, will ich auch im dann neuen Großverein mitgestalten, das muss aber nicht als Erster Vorstand sein. Ich habe mir keine Deadline gesetzt. Und in unserer Rentnertruppe, die die Platzanlage pflegt, kann ich hoffentlich noch lange mitmachen.

Wieviel Zeit ich investiere:

Seit ich in Vorruhestand bin, kommen da Minimum 15 bis 20 Stunden pro Woche zusammen. Durch die besondere Situation mit der Fusion bin ich eigentlich seit vier Jahren praktisch jeden Tag auf dem Gelände oder in Sitzungen. Aber diese Fusion ist so wichtig für die Zukunft des Vereins, dass ich diese Mehrstunden gerne investiere. Zum Glück habe ich eine Familie, die das alles akzeptiert.

Womit ich hadere:

Es gibt inzwischen viele bürokratische Vorschriften, die es früher nicht gegeben hat und die die ehrenamtliche Arbeit unnötig erschweren. Und mir missfällt auch, dass die Politik das Ehrenamt, das viel für die Gesellschaft und insbesondere die Jugend tut, viel zu wenig würdigt. Es geht mir dabei nicht um Geld, da gibt es ja zumindest seit einigen Jahren die Ehrenamtspauschale. Die eine oder andere Vergünstigung soll es ja auch bald geben. Aber wie wäre es beispielsweise, für ehrenamtliche Arbeit einen Tag Sonderurlaub gesetzlich zu verankern? Auch von den Verbänden kommen nach meinem Geschmack da zu wenige Ideen und Forderungen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang