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Rotag-Areal in Grünwinkel

Karlsruhe will Tore der alten Tabakfabrik für eine Sommernutzung öffnen

Karlsruhe plant erste Veranstaltungen auf dem Gelände der ehemaligen Rotag-Fabrik. Parallel entwickeln Experten Visionen für die Umwandlung des Areals.

Komplexe Dachkonstruktion: Im Obergeschoss in der Alten Ripperei stehen noch viele alten Maschinen aus der Tabakproduktion.
Komplexe Dachkonstruktion: Im Obergeschoss in der Alten Ripperei stehen noch viele alten Maschinen aus der Tabakproduktion. Foto: Pascal Schütt

Es ist eine Warnung, die Besucher direkt am Eingang des Rotag-Areals in Grünwinkel empfängt. „Privatgelände“, steht auf einem Schild am Tor. „Betreten verboten!“ Der Imperativ stammt aus Zeiten der Tabakproduktion. In den nächsten Jahren soll sich das Fabrikgelände Stück für Stück zum Gegenteil wandeln. Die Stadt möchte es zu einem offenen Ort für die Menschen entwickeln, angefangen in wenigen Monaten.

„Wir planen eine kulturelle Sommernutzung“, sagt Barbara Rettenmaier. Wie die aussieht, steht allerdings noch nicht fest. Begehrlichkeiten, Pläne und Ideen gab es bereits im vergangenen Jahr.

Die Tore des Geländes blieben 2022 trotzdem zu. Zu viele Fragen waren ungeklärt – zur Sicherheit, zur Stromversorgung, zur Toilettensituation. Mittlerweile sind Rettenmaier und ihr Team von der städtischen Fächer GmbH ein bisschen weiter.

Planungsbüros entwickeln räumliche Vision

Ein „Kultursommer“ auf dem Rotag-Areal wäre ein erster, kleiner Schritt auf einem langen Weg zur Öffnung. Die Verantwortlichen denken mittel- bis langfristig, das betonen sowohl Projektentwicklerin Rettenmaier als auch Baubürgermeister Daniel Fluhrer (parteilos).

Beide stehen am Montagnachmittag in der ehemaligen Direktorenvilla im Norden des Areals. Sie sind umringt von Aufstellern mit Skizzen und Plänen. An einer Wand hängen Leitsätze.

In der Mitte des Raumes steht ein großes Modell des Geländes. Ein paar „Gebäudeteile“ liegen daneben, dafür sind neue Wege, Bäume und ein kleiner Wasserlauf zu erkennen.

Zwei Tage lang haben Ende vergangener Woche Vertreter von vier renommierten Planungsbüros ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Sie waren aufgerufen, in einer Leitbildwerkstatt gesammelte Ideen und Wünsche mit der Realität in Einklang zu bringen. Es sollte ein räumlicher Entwurf entstehen, eine erste Vision.

Baubürgermeister Fluhrer spricht von „besonderer Identität“

„Es war ein sehr intensiver Prozess“, berichtet die Stuttgarter Städtebau-Professorin Martina Baum. In Karlsruhe ist sie keine Unbekannte. Fluhrer stellt Baum vor als „eine der Gründungsmütter“ der Schlachthof-Umwandlung, an der auch Rettenmaier maßgeblich beteiligt war.

Die Experten seien „absolut begeistert von diesem Ort“, sagt Baum. Es sei einer, „wie man ihn so nie einfach neu bauen würde“. Auch deshalb halte sie es für absolut richtig, dass die Stadt selbst zugeschlagen und das Gelände nicht dem freien Markt überlassen habe. „Man kann sich nun Zeit lassen und aus dem lernen, was man hier tut.“

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Das wird vermutlich auch notwendig sein, denn ein klar formuliertes Ziel gibt es nicht. Baubürgermeister Fluhrer setzt auf Vergleiche. Was man hier betreibe, sei eben „Archäologie“ statt „Abriss-Reflex“, sagt er. Man wolle die „besondere Identität und Struktur“ herausarbeiten. Das Gelände „aus dem Dornröschenschlaf“ wecken, was anspruchsvoll sei, denn „es hat eine Hecke außenrum“.

Minimalismus und Brombeerhecken

Im Süden des Areals gibt es die tatsächlich. Dort wachsen jede Menge Brombeeren. Was mit ihnen geschieht, gibt möglicherweise auch die grundsätzliche Richtung vor.

„Ein Büro hat vorgeschlagen, sie zu erhalten und nicht als Feind des Gärtners zu betrachten“, sagt Rettenmaier. Das passt ins Bild, wenn Fluhrer betont, man wolle das teils denkmalgeschützte Areals nicht „totsanieren“. Die Projektentwicklerin ergänzt, man müsse schauen, „wie wenig man tun kann“ und meint: Wie niedrig dürfen die Standards sein, damit Mieter und Nutzer sie noch annehmen?

In den nächsten Wochen werden sich die Verantwortlichen darauf konzentrieren, Gebäude zu sichern, die bestehen bleiben. Wie teuer das wird, ist derzeit noch offen. Danach rückt die optische Öffnung in den Fokus. Es geht um ein Verkehrskonzept und die Verbindung des Areals mit dem bislang wenig genutzten Haltepunkt West.

Mit Spannung werden Rettenmaier und ihre Mitstreiter zudem ins Rathaus und in den Gemeinderat schauen. Dort fällt früher oder später eine Entscheidung, die den Zeitplan des Projekts massiv beeinflussen wird. Aktuell ist das Gelände nur für Gewerbe freigegeben. Möchte man der Kultur die Tür öffnen, braucht es eine Änderung des Bebauungsplans – ein Verfahren, das sich meist über Jahre hinzieht.

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