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Start der Saison

Das Handball-Spiel wird durch neue Regeln tempo- und torreicher

Am 1. Juli hat sich das Regelwerk im Handball geändert. Schnelle Mitte, Zeitspiel und Torhüter-Kopftreffer werden neu geahndet. Wie sind die ersten Erfahrungswerte mit den neuen Regeln bei den regionalen Handballteams?

vl Sam Schindler (TGS), Julian Frauendorff (HSG)

GES/ Handball/ HSG Ettlingen - TG Eggenstein, 06.03.2022
Mit Tempo aufs Tor: Schnellangriffe wie in dieser Szene mit Julian Frauendorff vom Verbandsligisten HSG Ettlingen, dem sich Keeper Sam Schindler von der TG Eggenstein in den Weg stellt, könnten in der neuen Saison vermehrt gespielt werden. Foto: Peter Hennrich GES/Peter Hennrich

Auch wenn Testbegegnungen erfahrungsgemäß noch nicht allzu aussagekräftig sind im Hinblick auf die bevorstehende Saison, so bekamen Spieler und Zuschauer unlängst beim Kräftemessen zwischen dem Landesligisten Post Südstadt Karlsruhe und dem Verbandsligisten TV Ispringen doch einen Vorgeschmack dessen, was im Handball fortan zu erwarten sein könnte: Tore am Fließband.

Das Team des PSK gewann mit 40:31. Aber die ersten Erfahrungen sind durchaus unterschiedlicher Natur.

Spieltechnik-Chef erwartet zehn Prozent mehr Tore

Uwe Bretzinger ist Abteilungsleiter Handball beim PSK und zugleich Stellvertretender Vorsitzender Spieltechnik des Bezirks Alb-Enz-Saal. „Es wird so sein, dass künftig durch die neue Regel mit der Schnellen Mitte mehr Tore fallen“, meint Bretzinger und präzisiert: „Von der Jugend aufwärts dürften zehn bis 15 Prozent mehr Tore fallen.“ Allenfalls Mannschaften mit älteren Spielern, so seine Prognose, werden auf das neue Mittel der noch schnelleren Mitte verzichten.

Seit dem 1. Juli gelten weltweit im Handball vier neue Regeln - drei davon betreffen auch die Spiele im Amateurbereich. Nur die Novität, dass der Trainer eine Auszeit mit einem Buzzer anzuzeigen hat statt mit einer grünen Karte, kommt allein im Profibereich zum Tragen.

Gesetz ist für alle indessen, dass nach angezeigtem Zeitspiel nur noch vier statt sechs Pässe erlaubt sind. Des Weiteren: Trifft ein Angreifer aus einer freien Spielsituation den Kopf des Torwarts, kann das eine Zwei-Minuten-Strafe zur Folge haben. Die Disqualifikation für Kopftreffer bei Straf- oder Freiwürfen bleibt bestehen.

Beim Anspiel im Mittelkreis statt auf Mittellinie

Die folgenreichste Änderung ist nach Meinung der Experten die neue Regel beim Anspiel: Statt nach einem kassierten Treffer beim Start des Gegenangriffs mit einem Fuß auf der Mittellinie stehen zu müssen, hat sich der anspielende Akteur nur noch im Mittelkreis mit einem Durchmesser von vier Metern zu befinden.

„Damit kann mit vollem Tempo durchgelaufen werden und auch die Außen müssen nicht mehr abbremsen“, weiß Bretzinger. Trainer Jochen Werling vom Oberliga-Aufsteiger TV Knielingen kann dieses Szenario nach acht Testspielen nur bedingt bestätigen: „Bisher ist das noch nicht so zum Tragen gekommen. Dass diese Möglichkeit genutzt werden kann, muss wohl erst noch in die Köpfe rein.“

TVK-Kreisläufer Dennis Estedt sieht seine ursprüngliche Befürchtung nicht eingetreten: „Es geht deutlich gesitteter zu als erwartet.“ Sein Fazit: „Das ist keine schlechte Änderung.“

Mancher Traditionalist sehe die neue Anspielregel aber kritisch, sagt Bretziger und präzisiert deren Vorbehalte, wonach eine Mannschaft ja nur noch zwei 50-Meter-Läufer brauche, die auch einen Ball fangen können, um ein Spiel zu gewinnen. „Gerenne“ habe es ja auch bisher schon gegeben. „Ich weiß nicht, ob das dem Breitensport gut tut“, sagt der erfahrene Funktionär.

Zeitspiel-Regel führt zu mehr schlechten Abschlüssen

Trainer Andrei Burlakin vom Verbandsligisten HSG Ettlingen ist sich aufgrund seiner Beobachtungen in den Testspielen wie Kollege Werling noch nicht so sicher, ob das Spiel wirklich die erwartete Fahrt aufnimmt und die prognostizierte Torflut auch eintritt.

Die neue Zeitspiel-Regel lehnt Burlakin aber rundweg ab. „Nur noch vier Pässe spielen zu dürfen, finde ich schlecht. Da hast du praktisch keine Zeit mehr für einen Spielzug und musst dann aus einer blöden Situation aufs Tor werfen.“ Dass der Torhüter mit der neuen Regel noch besser geschützt wird, findet er dagegen gut: „Es gibt ja Spieler, die zielen einfach kurz hoch.“

Wie sich die neuen Regeln in Pflichtspielen auswirken, wird sich ab diesem Wochenende zeigen. Dann geht es in den oberen Ligen erstmals wieder um Punkte, eine Woche später starten auch die Ober- und die Verbandsligisten.

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