Ein Platz im Pflegeheim ist in der Regel nicht einfach zu bekommen. Viele Häuser haben lange Wartelisten. Die Heimstiftung Karlsruhe baut ihr Angebot nun aus. Zwei neue Einrichtungen werden gebaut - bewusst außerhalb des Stadtzentrums. „Wir entwickeln uns da weiter, wo die Bürger Bedarf haben“, sagt Eva Rühle, die seit diesem Jahr Geschäftsführerin der Heimstiftung ist.
60 Plätze in Stupferich
Projekt eins ist im Höhenstadtteil Stupferich angesiedelt. In einem Neubaugebiet entsteht dort ein mittelgroßes Seniorenzentrum mit 60 vollstationären Pflegeplätzen. „Wir hoffen, dass wir dieses Haus in zwei Jahren einweihen können“, sagt Rühle.
Projekt Nummer zwei ist in Wolfartsweier geplant, am Kreisel bei der Endhaltestelle. Dort sollen Menschen mit Pflegegraden bis drei oder vier in einer Art Wohngemeinschaft leben und verschiedene Formen der Unterstützung erhalten. Zwölf Plätze wird dieses Haus umfassen.
Schon bei ihrer Gründung vor 26 Jahren führte die Heimstiftung zwei Altenheime. Drei sind es inzwischen: Das Seniorenzentrum Parkschlössle mit 149 Plätzen, die Seniorenresidenz am Wetterbach mit 30 Betten sowie die Einheit Pflege und Wohnen Alte Mälzerei mit 100 Bewohnern.
Im Lauf der Zeit kamen weitere Angebote hinzu, vom Betreuten Wohnen über die mobile Pflege Fidelitas bis hin zur Tagespflege. Die Heimstiftung gibt auch Menschen eine Perspektive, die in schwierigen Situationen sind, Sucht- oder psychische Probleme haben. Es geht um Wohnungslosenhilfe und Wiedereingliederung.
Inklusion wird wichtiger
Teil drei im Portfolio ist das Angebot für Kinder und Jugendlichen. Mit ihrer Gründung war die Stiftung für das Kinder- und Jugendheim zuständig. Ein Begriff, der heute nicht mehr benutzt wird.
Die Heimstiftung nimmt in Gruppen Kinder in Obhut, es gibt betreute Wohngruppen und mit dem Iglu eine offene Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene ohne Zuhause. An vielen Stellen im Stadtgebiet nutzt das Team von Eva Rühle Räume. Und die Geschäftsführerin wird manche in den nächsten Monaten an neue Anforderungen anpassen müssen.
Der Bund verändert unter anderem die Vorgaben zur Inklusion. Auch wenn noch nicht alle Details klar sind, wird wohl unter anderem Barrierefreiheit Thema sein. Eva Rühle geht es aber um mehr als um Rampen, breite Gänge und Lifte. „Sozialpädagogische Fachkräfte müssen dann beispielsweise wissen, wie sie mit Kindern mit künstlichem Darmausgang umgehen.“ Eva Rühle denkt also an Räume und gleichzeitig an die Qualifikation ihres Teams.
Eine große Baustelle hat die Heimstiftung in der Südstadt, im Wortsinne: Dort läuft der mit 20 Millionen Euro kalkulierte Umbau des Sybelcentrums. Von den angestrebten Spenden in Höhe von drei Millionen Euro sind inzwischen eingeworben. Die letzte Million ist eine Herausforderungen, Veranstaltungen fallen weg, Unternehmen seien im Geldgeben zurückhaltender als vor Corona.
Alle Wohngruppen, die Verwaltung und die sonderpädagogisch aufgestellte Augartenschule sind inzwischen aus dem Sybelcentrum ausgezogen. Die Schule kehrt 2022 von ihrem Übergangsstandort Kimmelmannschule in der Südweststadt ins Sybelcentrum zurück. Im Jahr danach kommen die Wohngruppen und die Verwaltung zurück. Diese Teile sind aktuell in einer einstigen Pflegeeinrichtung im Klosterweg beheimatet. Ab 2023 sollen dort die Weichen neu gestellt werden. „Einen Teil des Gebäudes müssen wir abreißen“, sagt Rühle. Sie will den Standort weiterentwickeln, neue Angebote in der Tagespflege könnten eine Option sein, so die Chefin der Heimstiftung. Entschieden sei noch nichts.
Ausstellung im Sommer
Rund 500 Mitarbeiter sind in den verschiedenen Einrichtungen tätig. Die in der Karlstraße ansässige Stiftungsverwaltung selbst hat 15 Angestellte. „Auch wenn das keine große Gruppe ist, habe ich sie seit meinem Dienstantritt im Januar bisher noch nicht alle zusammen persönlich erlebt“, sagt Rühle, die einst Soziale Arbeit und Europäische Sozialarbeit studierte. Ihre Antrittsbesuche in den diversen Häusern bremste Corona ebenfalls aus.
Das Sybelcentrum zumindest ist Rühle bestens vertraut. Sie leitete es seit 2012. Als dann die Geschäftsführerin der Heimstiftung, Martina Warth-Loos, Ende 2020 in Rente ging, rückte Rühle an die Spitze der Stiftung öffentlichen Rechts. Im Sommer dieses Jahres soll diese einer breiteren Öffentlichkeit bekannter werden: Im Regierungspräsidium am Rondellplatz will das Team vom 15. Juli bis 13. August die Ausstellung 25 Jahre Heimstiftung Karlsruhe zeigen - Corona geschuldet ein Jahr später als gedacht. Die Schau ist fertig und wartet nur auf Publikum.