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Auch die Klimaanlage kennt Grenzen

Heiße Tage hinter der Scheibe: So geht man richtig mit Hitze im Auto um

Autofahren ist in diesen Hochsommertagen nur mit einer funktionierenden Klimaanlage erträglich. Doch bei ihrer Bedienung lassen sich viele Fehler machen.

Wagen lüften und Wasser für den Hund: Wer mitdenkt, kann auch beim Autofahren der Hitze trotzen.
Wagen lüften und Wasser für den Hund: Wer mitdenkt, kann auch beim Autofahren der Hitze trotzen. Foto: Jörg Donecker

Brigitte Münch schwört auf eine alu-beschichtete Sonnenschutzmatte. Die drapiert sie sorgsam über die Windschutzscheibe ihres Sportwagens, klemmt die seitlichen Enden zwischen Türen und Scheibenrahmen und verriegelt per Fernbedienung den Wagen. „Das macht den Unterschied zwischen Hitze und erträglich”, sagt die Durlacherin.

Warum die heutigen Hitzeprobleme andere sind als früher

Früher war es nicht so eine Qual im Sommer, ist die Autofahrerin überzeugt. Zum einen sei die warme Jahreszeit längst nicht so drückend gewesen wie heute. Zum anderen heizten sich die früheren Autos bei Sonne weniger stark auf. Denn während heute die Scheiben im Interesse optimaler Windschlüpfrigkeit relativ flach stehen und somit den Sonnenstrahlen viel Fläche bieten, dominierten einst steile Windschutzscheiben.

Andererseits: Klimaanlagen waren vor Jahrzehnten allein Luxusautos vorbehalten. Heute strömt auf Knopfdruck in jedem Kleinwagen kühle Luft aus den Gittern. Brigitte Münch hat schwarze Ledersitze in ihrem Coupé. „Shorts oder kurze Kleider scheiden da aus”, erläutert die Automobilistin. Und auch die Klimatisierung nütze da wenig, zumindest auf der Kurzstrecke.

Wann der fahrende Backofen zur Gefahr wird

Hitze im Auto – was ist eigentlich das Problem? Ganz einfach: Der Wagen kann zum Backofen werden. Wenn eine Außentemperatur von 30 Grad Celsius herrscht, sind 50 Grad im Wageninneren eher die Regel als die Ausnahme. Die gefährlichen Folgen: „Autofahrer werden unkonzentriert, das Unfallrisiko steigt”, fasst Alexa Sinz zusammen, die Sprecherin des ADAC Nordbaden.

Der Automobilclub rät dazu, ein aufgeheiztes Auto vor Antritt der Fahrt tüchtig durchzulüften und das Gebläse auf die höchste Stufe zu drehen. Wer keine oder eine defekte Klimaanlage im Auto hat, sollte Fahrten während der größten Mittagshitze am Besten vermeiden. Sinz rät, stattdessen lieber in den Morgen oder Abendstunden zu fahren.

Klimaanlage kaputt? Daran könnte es liegen

Mit defekten Klimaanlagen hat dieser Tage Andreas Schulz reichlich zu tun. Er ist beim Bosch-Service Karrer & Barth in der Kußmaulstraße tätig und weiß um die Bedeutung angenehmer Temperaturen im Wagen. „Erst wenn es im Sommer heiß wird im, fällt vielen auf, dass ihre Klimaanlage nicht mehr richtig funktioniert”, hat der Experte festgestellt.

Ein Standardfehler ist beispielsweise der defekte Kondensator. Das Bauteil sitzt meist ganz vorn im Auto, ist nicht selten unangenehm teuer und geht gern mal kaputt. Dann wird das erwärmte und unter Druck stehende Kältemittel nicht mehr abgekühlt. Manchmal ist aber auch der Klimakompressor defekt, der den nötigen Druck erzeugt. Das kann unter Umständen noch teurer werden.

Erst wenn es im Sommer heiß wird im, fällt vielen auf, dass ihre Klimaanlage nicht mehr richtig funktioniert.
Andreas Schulz / Mitarbeiter Bosch-Service Karrer & Barth

Überhaupt können Defekte an der Klimatisierung ziemlich ins Geld gehen. Denn in aller Regel müssen Leckagen im Leitungssystem mühsam detektiert werden. „Da kann es dann bei älteren Autos schon sein, dass man es mit einem wirtschaftlichen Totalschaden zu tun hat”, berichtet Klima-Experte Andreas Schulz. Da heißt es, auch ohne Klimaanlage einen kühlen Kopf zu behalten.

Klar ist: Autofahrer, die auf eine funktionierende Klimaanlage zurückgreifen können, sollten sie mit Augenmaß bedienen. Möglichst indirekt sollte der kühlende Luftstrom im Wageninneren gelenkt sein, rät der ADAC. Denn alles andere fördert Erkältungskrankheiten. Krank machen kann aber auch die Sonne, selbst im Auto.

Diese Allgemeinplätze gelten als widerlegt

Denn die Überzeugung vieler Autofahrer, sie seien hinter ihrer Scheibe vor UV-Strahlung gut geschützt, ist nur zum Teil berechtigt. Zwar bietet die Frontscheibe tatsächlich Schutz vor UV-A- und UV-B-Strahlung. Viele Seitenscheiben lassen allerdings UV-A-Strahlung passieren. Genau diese Strahlung kann vorzeitige Haut-Alterung verursachen. Und im schlimmsten Fall gar Hautkrebs.

Noch eine verblüffende Erkenntnis geben die Experten des ADAC beim Thema Hitze zum Besten: Es macht für die Hitze-Entwicklung in einem abgestellten Auto unterm Strich keinen Unterschied, ob der Wagen hell oder dunkel lackiert ist. Nicht nur deshalb muss klar sein: Kinder oder auch Haustiere dürfen sommers auf keinen Fall in einem abgestellten Auto bleiben. Auch dann nicht, wenn die Fenster einen Spalt geöffnet sind.

Tricks, um unangenehme Erfahrungen zu vermeiden

Übrigens: Kommt man nach einer längeren Tour zuhause an, sollte man die Klimaanlage bereits ein paar Minuten vor Ende der Fahrt deaktivieren. Das vermeidet Schimmel und unangenehme Gerüche, wenn man das nächste Mal den Schalter mit der Aufschrift „Air Conditioning” oder A/C betätigt.

ADAC-Sprecherin Alexa Sinz hat noch einen Tipp parat. Wer erfrischt vom Badesee oder dem Freibad zurück zu seinem überhitzten Wagen kommt und sich mit einem kochend heißen Lenkrad nebst entsprechend temperiertem Armaturenbrett konfrontiert sieht, erreicht zügig Linderung, indem er sein feuchtes Handtuch ein paar Minuten lang darüber drapiert. Soviel Zeit hat er allemal: Denn die heiße Luft muss durch geöffnete Türen und Fenster erst einmal entweichen.



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