
Bei einem Spaziergang durch die Karlsruher Oststadt an einem dieser Hochsommerabende wird schnell klar: Es fühlt sich alles etwas mediterraner an als es sollte.
Die warme, trockene Luft, die der leichte Wind durch die Straßen treibt, vermittelt das Gefühl über eine italienische Piazza zu schlendern und nicht durch die Straßen Karlsruhes. Unterstützt wird dieses Gefühl auch durch die Garten- und Grünflächen oder das, was davon übriggeblieben ist.
Regen bleibt schon seit Wochen aus, und die kleinen Schauer, die mit dem ein oder andere Gewitter kommen, reichen bei weitem nicht aus, die Rasenflächen so nachhaltig mit Wasser zu versorgen, dass die Reserven aufgefüllt werden können.
Auch den anderen Pflanzen im Stadtbild macht die Trockenheit zu schaffen, sie stellen auf Notbetrieb um, werfen Blätter vorzeitig ab und lassen Früchte frühzeitig reifen. Doch wie gehen die Menschen mit dieser Situation in ihren Gärten um? Sollte man nun vermehrt gießen oder gerade jetzt, wegen der niedrigen Wasserstände, bewusst darauf verzichten? Ein Blick in die Vor- und Kleingärten der Stadt zeigt: es gibt keine einheitliche Meinung.
Rasen ist nicht mehr zu retten
Karen sitzt auf einem Gartenstuhl in ihrem Vorgarten. Sie und ihr Mann sind Anfang des Jahres in die Erdgeschosswohnung gezogen, „Eigentum“, erklärt sie stolz. Dieser Stolz wird etwas von der kargen Fläche unter ihren Füßen getrübt, denn der kleine Garten zwischen Haus und Straße gehört zu ihrer Wohnung.
Wir haben extra auf robuste Sorten geachtet.Karen , Gartenbesitzerin
„Wir haben im Frühjahr begonnen, den kleinen Garten neu anzulegen, die alten Pflanzen zu entfernen und neue Sträucher zu pflanzen, Rasen haben wir auch ausgesät. Das ging zu Beginn auch ganz gut, dann waren wir im Juni drei Wochen in Urlaub.“
Den Sträuchern habe die Hitze nicht so viel ausgemacht. „Wir haben hier auch extra auf robuste Sorten geachtet.“ Doch der junge Rasen habe die erste Hitzewelle ohne zusätzliches Gießen nicht überstanden und war nicht mehr zu retten.
„Jetzt warten wir aufs nächste Jahr und probieren es erneut, hoffentlich mit etwas weniger Hitze und mehr Regen“, erklärt die junge Frau.
Wässern früh am Morgen
In der Kleingartenanlage Hagsfelder Allee muss man früh dran sein, wenn man das große Gießen miterleben möchte, denn die meisten wässern in den frühen Morgenstunden.
Rechtlich spricht nichts dagegen, denn aktuell gibt es im Stadtgebiet Karlsruhe keine Regeln gegen das zusätzliche Bewässern von Gärten, wie es das in anderen Städten bereits gibt. „Wir wässern morgens alles einmal ordentlich, damit der Rasen und unsere Pflanzen die heißen Tage überstehen.
Abends schauen wir dann, wer nochmal einen Nachschlag braucht“, erzählt der ältere Herr über den Zaun seiner grünen Parzelle, seinen Namen möchte er nicht nennen. „Wir sind schon seit vielen Jahren hier am Gärtnern, aber in diesem Jahr ist es besonders schlimm, wir sind nur noch daran, die Pflanzen am Überleben zu halten.“
Der Hobby-Gärtner hat besonders Angst, dass er den Rasen nicht durch den Sommer bringt: „Ich habe lange daran gearbeitet, dass das Gras dicht und gesund ist. Es wäre sehr ärgerlich, jetzt wieder bei Null anfangen zu müssen.“
Etwas anders sieht es bei einer jungen Familie ein paar Gartenstücke weiter aus, hier wird nicht gegossen, zumindest nicht mit dem klassischen Gartenschlauch. „Wir haben uns für Wasserflaschen im Boden entschieden und legen unseren Fokus auf die Nutzpflanzen, um nicht zu viel gießen zu müssen.
Gerade unter der Woche schaffen wir das nicht immer“, so der junge Vater. Das Gießen mit der Gießkanne überlässt er seinen beiden Kleinkindern, die einen großen Spaß daran haben, sich mit der Kanne selbst etwas abzukühlen.