
Rund um das Staatstheater herrscht Baustellenatmosphäre und es ragen, neben der zukünftigen neuen Unterbühne Kleines Haus, zwei hohe Kräne in den Himmel. Was vielleicht des einen Leid, ist des anderen Freud.
Genau diese Baukräne haben es nämlich der Karlsruher Berufsfeuerwehr angetan. Die mächtigen Stahltürme sind, bis der Hochbau beginnt, noch nicht in vollem Einsatz, tragen nur kleine Lasten und eignen sich deshalb vorzüglich als Trainingsgerät für die Höhenretter. Und genau dieses Szenario ist am Mittwoch Schauplatz einer Übung der Feuerwehr.
Höhenretter sind eine Spezialeinheit der Karlsruher Feuerwehr
Innerhalb der Karlsruher Feuerwehr sind die Höhenretter eine Spezialeinheit, die seit 2010 existiert. Die Höhenretter befreien Menschen aus Riesenrädern, Baugerüsten, Windrädern, Kränen – oder einer Gondel im 21. Stock wie Ende Februar am Hochhaus der Deutschen Rentenversicherung in Karlsruhe.
Was wie ein romantischer Arbeitsplatz hoch oben in der Luft aussieht, kann schnell zur Falle werden, wenn der Kranführer einen medizinischen Notfall erleidet und auf seinen zwei Quadratmetern hilflos in der Kabine sitzt. Den Abstieg nach unten kann er nicht mehr machen.

Hier kommen die Höhenretter ins Spiel. Damit sie möglichst nahe am Originalfall einen Einsatz üben können, wird – in Zusammenarbeit mit Eva Geiler, Leitung Sanierungskommunikation Staatstheater – auf der Baustelle ein Notfall simuliert. Thomas Salmon, selbst Höhenretter, spielt den Kranken und dann entfaltet sich vor dem Theater ein Stück wie im Theater.
Rettungskette am Badischen Staatstheater funktioniert
Die Rettungskette funktioniert wie geölt: Über Funk alarmierte der „Kranführer“ seinen Bauleiter. Der überzeugt sich durch Nachfragen von der Ernsthaftigkeit der Situation, wählte die 112, dort ist allerdings – um die Leitung für echte Notrufe freizuhalten – eine Amtsleitung. Nach Analyse des Notfalls entsendet die Leitstelle die Höhenretter mit Einsatzleiter, der seinerseits stets Kontakt mit dem alarmierten Rettungsdienst hält.
Halsbrecherisch geht es nun für drei Mann des erfahrenen Höhenretter-Teams 60 Meter nach oben in das Führerhäuschen des Krans. Material für den Transport wird auf dem Boden zusammengestellt und durch Seile gesondert nach oben gebracht. Schließlich kann der „Kranke“ in einem gelben Sack nach unten schweben, begleitet von einem der Höhenretter. Auf eine Plane gebettet, wird er versorgt und in den Krankenwagen geschoben. Ende der Probe.
Wir sind halt die Kraxler.Michaela Hofmann, Pressesprecherin der Branddirektion
Mit sichtlichem Stolz beobachtete Michaela Hofmann, Pressesprecherin der Branddirektion, das Tun der Höhenretter: „Wir sind halt die Kraxler.“ Insgesamt 15 erfahrene Höhenretter haben bereits die Grundausbildung mit 80 Stunden durchlaufen. Das 13-köpfige Nachwuchsteam mit dem Namen SRHT (Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen) steht noch in dieser Grundausbildung und übt an diesem Tag an dem zweiten Kran.
Nach Abschluss der Qualifikation werden weiterhin in 72 Stunden alltagsnahe Einsätze geprobt. So wie jetzt in diesem scheinbaren Notfall. Es ist eine Arbeit, bei der ein Menschenleben buchstäblich an einem Seil hängt. Der erfahrene Höhenretter Steffen Decker über seine Gefühle. „Angst wäre nicht angebracht. Mit der Zeit verliert man den Respekt vor der Höhe und es ist ein Arbeitsplatz wie andere auch.“