
Der linke Arm ist als Schale mit Griff ausgelegt, wo der rechte Unterarm des Patienten Halt findet. In einem als Teststand eingerichteten Krankenzimmer leitet „Hollie“ physiotherapeutische Übungen und gibt dem Patienten im Bett Anweisungen. Der Roboter kann auch Medikamentenschränke befüllen oder – mit Kamera und Sprachsteuerung – die Wunddokumentation durchführen.
„Hollie“ ist der Prototyp eines Serviceroboters, das Akronym steht für „House of Living Labs intelligent Escort“ was in etwa „Haus der lebendigen, da sich ständig verändernden, Forschungslabore“ bedeutet, hier mit dem Schwerpunkt intelligente Begleitung. Er wird im Rahmen eines Forschungsprojektes des Karlsruher Forschungszentrums für Informatik (FZI) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt und unter dem Begriff „HollieCares“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 2,6 Millionen Euro gefördert.
Input, welche Anforderungen der Roboter erfüllen sollte, kommt vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP). Deren Projektkoordinatorin, Anne Gebert, sagt: „Wir haben die Multifunktionalität des Roboters im Blick, bei der es um einen Aushandlungsprozess mit dem Mensch geht.“
Bundesweit als erste Krankenhäuser testen „Hollie“ derzeit das Karlsruher Klinikum und das Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen, im Herbst wird eine zweite Testung folgen. Weitere der insgesamt acht beteiligten Partner sind ArtiMinds Robotics, das August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse und das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB. „Umfassende Erkenntnisse sollen gesammelt werden“, sagt Andreas Hermann von ArtiMinds, früher FZI, der den Roboter maßgeblich entwickelt und gestaltet hat. „Die Anforderungen sind anspruchsvoll, da spezifische Ausführungen in einem komplexen Umfeld mit nicht technischem Bedienpersonal wie Pflegern bewältigt werden müssen“, erklärt Arne Rönnau vom FZI.
Uwe Spetzger, der Leiter der Neurochirurgie am Klinikum, hat zusammen mit Geschäftsführer Markus Heming, das Projekt „HollieCares“ 2019 angestoßen, um den Roboter im Pflegebereich einsetzen zu können. „Humanoide Interaktion ist hoch anspruchsvoll“, sagt Spetzger. Durch das menschliche Aussehen würde er überschätzt, intuitiv zu agieren ist nicht möglich. Die Reaktion der Patienten war sehr positiv: „Sie sind interessiert und akzeptieren ,Hollie’.“ Markus Heming hebt hervor: „Es ist wichtig bei der Digitalisierung voranzuschreiten. Robotik ist ein Thema, die Mitarbeiter in der Pflege zu entlasten.“
„Wir machen uns auf den Weg, die Robotik ist die Zukunft. Bei bestimmten Tätigkeiten kann der Roboter die Pfleger entlasten“, nennt Elvira Schneider, die Pflegedirektorin des Klinikums, ein großes Ziel. Bis der Prototyp serienreif und zumindest Teilfunktionen im Krankenhausbetrieb einsetzbar seien, vergingen sicher noch fünf Jahre, so Andreas Hermann.