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Geldbörsen sind Spitzenreiter

Im Karlsruher Fundbüro landet alles vom Gebiss bis zur Tuba

Geldbeutel, Mobiltelefone und Fahrräder führen die Liste der am häufigsten abgelieferten Gegenstände im Karlsruher Fundbüro an. Neben den alltäglichen Dingen tauchen dort aber auch wahre Kuriositäten auf. Bei Hörgeräten, Gebissen oder einer Tuba stellt sich vor allem eine Frage: Wie kann so etwas verloren gehen?

Ein Angestellter eines Fundbüros hält ein Gebiss in der Hand.
Fundstück mit Biss: Aus Hygienegründen werden Gebisse wie dieses nach der Abgabe im Fundbüro vernichtet. Foto: Peter Kneffel/dpa

Sachbearbeiterin Marsha Lächler hat eine Theorie. „Der Eigentümer hat die Tuba wohl während der Wartezeit auf dem Bahnsteig abgestellt”, glaubt sie. Beim Betreten des Zugs habe er sein Instrument dann vermutlich vergessen. Der Besitzer hat sich bis heute nicht im Fundbüro gemeldet, sodass die Tuba versteigert wurde. Das ist keine Ausnahme: Laut Lächler kommen nur die wenigsten Fundsachen wieder zum Eigentümer zurück.

Handys und Fahrräder werden oft versteigert

Dabei meldet sich der Besitzer oftmals schneller als der Finder. Bis die Gegenstände eintreffen, dauert es nach der ersten Nachfrage meist lange. Die Sachbearbeiterin berichtet etwa von einem vermissten Schlüssel, der nach neun Wochen vergeblicher Suche im Fundbüro aufgetaucht ist.

„Ansonsten werden Schlüssel in den meisten Fällen verschrottet”, sagt Lächler. Bei Handys und Fahrrädern kommt es dagegen häufig zur Versteigerung. Dabei gilt für alle Fundsachen eine Aufbewahrungsfrist von sechs Monaten. Wenn der Finder danach vom Eigentumsrecht Gebrauch macht, gehört das Fundstück ihm.

Das funktioniert aber nur mit Gegenständen, die nicht personifiziert sind. Von einem Geldbeutel dürfen zum Beispiel Bankkarten oder Gesundheitskarten nicht an den Finder weitergegeben werden - stattdessen aber Geldbeträge und der Geldbeutel an sich. Ein im Durlacher Schwimmbad gefundenes Gebiss fällt derweil in eine andere Kategorie. Aus hygienischen Gründen werden Gebisse direkt vernichtet. Und das nicht erst seit der Corona-Zeit.

Polizei liefert die meisten Fundsachen

Das Virus machte sich im Fundbüro anderweitig bemerkbar: „Wenn die Menschen überwiegend zu Hause sind, wird unterwegs weniger verloren”, sagt Marsha Lächler. Als das Fundbüro während der Hochphase für das Publikum geschlossen war, konnten Fundsachen bei den Polizeirevieren abgeliefert werden.

Die Beamten bringen die angesammelten Gegenstände normalerweise wöchentlich ins Fundbüro. Von den Gesetzeshütern stammen nach Lächlers Angaben die meisten Fundsachen. Aufgrund der Corona-Lockerungen spüre man nun wieder einen Anstieg bei den angelieferten Gegenständen.

Die Sachwerte variieren sehr stark. Vom Kleinfund mit einem Wert von unter zehn Euro bis hin zu einer teuren Uhr mit einem Wert von knapp 5.000 Euro: Lächler hat es mit den unterschiedlichsten Sachen zu tun. Funde ab einem Wert von zehn Euro werden im Computer erfasst und erhalten eine Fundnummer.

Wertgegenstände wie teure Uhren werden aus Sicherheitsgründen im Tresor aufbewahrt. Der ein oder andere Ehering sei auch mal dabei, betont Lächler. Sperrige Sachen wie Koffer und Rucksäcke landen im Keller. Abgegebene Fahrräder befinden sich in drei großen Kellerräumen in der Außenstelle Danziger Straße.

9.148 Fundsachen wurden 2019 abgegeben

Drahtesel stammten häufig von Studenten. „Fahrräder werden oft einfach zurückgelassen, weil sie nicht mehr gebraucht werden”, erklärt die Sachbearbeiterin. Im Jahr 2019 erfassten die Mitarbeiter des Fundbüros insgesamt 2.078 Fahrräder - Platz zwei in der Gesamtstatistik. Geldbörsen und Bargeld bilden mit 2.129 den ersten Platz. Im gesamten Jahr wurden 9.148 Gegenstände im Fundbüro abgegeben. Für Marsha Lächler steht fest: „Es gibt nichts, was man nicht finden kann.”

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