Skip to main content

Rettung für Radio, Toaster und Co.

Im Karlsruher Repair-Café werden alte Geräte wieder in Schuss gebracht

Ein 45 Jahre alter Toaster, der Brötchen nicht knusprig werden lässt: Herausforderungen wie diesen stellen sich in Karlsruhe Experten in einem Repair-Café.

Repair-Cafe / Foto: li. Norbert Rapp, re. Kundin: Bettina Zimmer
Ein besonderes Gerät: Der Wasserkocher, den Norbert Rapp für Bettina Zimmer unter die Lupe nimmt, blubbert blau. Foto: Jörg Donecker

Brigitte Gutekunst bereitet ihr Hochdruckreiniger Sorgen: „Er baut keinen Druck auf“, sagt sie über das Gerät, das sie am Samstagmorgen in das Repair-Café der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) gebracht hat. Dort bekamen zwischen 10 und 12.30 Uhr zumeist defekte Elektrogeräte, aber auch Holz- und Haushaltsgegenstände eine letzte Chance.

Ulrich Bernutz, einer von sieben Reparateuren, konnte den Fehler „in einem in sich geschlossenen Bauteil“ zwar nicht beheben, aber die Adresse eines Baumarktes nennen, der die Reparatur durchführen kann. Die Besucherin zufrieden: „Der Besuch hat sich gelohnt.“ Bernutz, gelernter Schreiner, sagt: „Wir gucken über den Tellerrand.“

„Es gibt 18 Anmeldungen“, berichtet Thomas Müller-Heinzerling, der Organisator und Leiter des Repair-Cafés. Der Physiker hat „schon in der Jugend gern gebastelt“. Und er sehe den Sinn des Reparierens durchaus im kirchlichen Zusammenhang: „Als Teil der Schöpfung sind auch die Geräte Dinge, die Gott uns anvertraut hat.“ Pandemiebedingt müsse das gesellige Zusammensitzen, was der Name Café verspräche, noch ausfallen.

Das Digitalradio, das nur noch eine Lautstärke kennt

Das Digitalradio von Cristina Ferreras Käufer aus Beiertheim spielt nur noch in einer Lautstärke. „Es hat sentimentalen Wert, es ist ein Geschenk meines Mannes.“ Elektrotechniker Rupert Wunsch hat, soweit möglich, alle Gehäuseschrauben gelöst. Nun verhindert ein mit Heißkleber fixiertes Flachbandkabel die Abnahme der Front. Wunsch vermutet: „Es liegt am Poti.“

Durch die schmale Öffnung bringt er Kontaktspray auf den Ein-Aus-Schalter auf. Noch mehrmals hin- und hergedreht und das Radio spielt wieder stufenlos laut oder leise. Besucherin Ferreras Käufer hebt die Nachhaltigkeit des Repair-Cafés hervor: „Wegen eines kleinen Defekts muss man das Gerät nicht wegwerfen.“

Bei Norbert Rapp sitzt Bettina Zimmer aus Neureut mit einem gläsernen Wasserkocher, „der blubbert blau, ein besonderes Teil, ein Geschenk meiner Tochter“. Rapp reinigt die Kontakte sachte mit 600er Schmirgelpapier. Zum Test mit Wasser gefüllt, leuchtet magisch der blaue Ring erneut am Boden der Kanne.

„Der Toaster meiner Kindheit“, sagt Christian Götz aus der Südstadt über sein 45 Jahre altes Gerät, der sich zu früh wieder ausschaltet. Rupert Wunsch schraubt ihn komplett auseinander und „verlängert den Weg des Bimetallstreifens“, der mechanisch die Länge der Toastphase regelt. Eine Nachjustierung später stoppt Wunsch eine wesentlich längere Röstzeit.

Repair-Café Karlsruhe: Cent-Bauteil rettet Kochfeld

Markus Mahler kann durch Feinlöten eines winzigen Widerstandes – „ein 3-Cent-Bauteil“ – der durch Rost zerfressen war, das mobile Induktionskochfeld von Thomas Gaber aus der Waldstadt retten.

Luigi De Feo verkabelt Christiane Klafsky-Harms’ lichtgraue Kaiser „idell“-Tischlampe neu. „Erde und Phase waren vertauscht“, schüttelt De Feo den Kopf. Der Schalter leide an „Altersschwäche“ und müsse noch ersetzt werden.

Den 13 Jahre alten Tintenstrahldrucker von Student Kishor Rana dagegen kann Norbert Rapp nicht reparieren: „Der Defekt ist in der Platine.“ Rana will sich nun einen ähnlichen Drucker besorgen, um die frisch gekauften Druckpatronen noch verwenden zu können.

nach oben Zurück zum Seitenanfang