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Tonqualität als Herausforderung

Im Web-TV-Studio des Filmboard Karlsruhe werden Kurzfilme fürs Internet professionell produziert

In sozialen Medien werden viele Kurzfilme verbreitet. Professionell produziert können solche Streifen im neuen Web-TV-Studio des Filmboard Karlsruhe.

Filmboard
Unendliche Weiten: Kinder der Integrativen Montessori-Schule in Sasbach fliegen im Web-TV-Studio des Filmboard Karlsruhe virtuell durchs Weltall. Foto: Jörg Donecker

Einmal in einem Raumschiff durchs Weltall düsen: Dieser Traum unzähliger Kinder geht für die Jungen und Mädchen einer Theater-AG im Hinterzimmer des Filmboard Karlsruhe in Erfüllung.

Das Cockpit ist in diesem Fall ein schlichter Bürostuhl zwischen einer grünen Wand und einer Kamera. Doch auf dem Bildschirm wird aus dem knalligen Grün ein Sternenhimmel. Weil sich die Lichtpunkte bewegen, entsteht die Illusion eines Flugs durch die unendlichen Weiten ein einer weit entfernten Galaxis. Wie Sternenkrieger Han Solo, wenn er in Star-Wars-Filmen den Hyperraum durchquert. Oder Kapitän Jean-Luc Picard, wenn er bei der Star-Trek-Saga den Warp-Antrieb einschaltet.

Auch sonst haben die Kinder aus der Integrativen Montessori-Schule in Sasbach im neuen Web-TV-Studio des Filmboards im Alten Schlachthof viel Spaß. Vom Weltall geht es direkt in die Wüste mit zahlreichen explodierenden Bomben. „Es ist schon verrückt, was man heute alles in einem kleinen Studio produzieren kann“, sagt Filmboard-Chef Oliver Langewitz.

Dank der guten technischen Ausstattung habe das Filmboard auch während der Corona-Pandemie mit all ihren Lockdowns und Kontaktbeschränkungen weiterarbeiten können.

Im Web-TV-Studio im Alten Schlachthof werden zurzeit Dokumentarfilme produziert

„Corona war vielleicht ein Beschleuniger, aber den Trend Richtung Internet und Streaming gibt es schon länger“, sagt Langewitz. Netflix und Tiktok lassen grüßen.

Ein Förderantrag für den Videomischer und die Lichttechnik des Web-Studios wurde auch schon 2019 von der Jugendstiftung der Sparkasse bewilligt, Geld gab es auch noch von der Bundesförderung „Kultur.Gemeinschaften“. Nach dem Auslaufen der Corona-Vorgaben kann mit regelmäßigen Schulklassenbesuchen nun auch ein Wunsch der Jugendstiftung erfüllt werden.

Doch gearbeitet wird im Web-TV-Studio auch, wenn kein Besuch kommt. Aktuelle Filmboard-Projekte wie die Dokumentarfilme über den Karlsruher Graffiti-Künstler Christian „Dome“ Krämer oder den afghanischen Perkussionisten Hakim Ludin werden dort ebenso gemischt und produziert wie Videos von Veranstaltungen im benachbarten Tollhaus.

Das Internet hat nicht nur die Produktionsbedingungen verändert, sondern auch die Länge der Filme. „Im Netz sind Kurzfilme der Renner. Insofern waren wir in Karlsruhe mit Festivals wie den Independent Days sogar Trendsetter dieser Entwicklung“, sagt Langewitz.

Einige der Wettbewerbsbeiträge sowie Beiträge aus der losen Reihe „Kurzfilm vs. Corona“ sind auch auf dem Youtube-Kanal des Filmboards Karlsruhe zu sehen.

Für soziale Netzwerke wie Tiktok oder Instagram seien aber selbst fünfminütige Kurzfilme zu lang. „Jeder Kanal hat da seine speziellen Anforderungen“, sagt Langewitz. Beiträge, die gezielt fürs Smartphone produziert werden, haben Laufzeiten zwischen wenigen Sekunden und maximal zwei Minuten.

Es ist schon verrückt, was man heute alles in einem kleinen Studio produzieren kann.
Oliver Langewitz, Filmboard-Chef

Im Web-TV-Studio des Filmboards können solche Filme nun unter professionellen Bedingungen produziert werden. Einfach eine Kamera oder ein Smartphone anstellen, ist für den Filmboard-Geschäftsführer keine Option. „Bei Livestreams ist der Ton oft ein großes Problem“, weiß Langewitz.

Davon kann auch Christine Lambrecht (SPD) ein Lied singen, eine von Böllerschlägen und Raketengeheul übertönte Neujahrsbotschaft brachte der zurückgetretenen Verteidigungsministerin viel Spott und Häme ein.

Karlsruher Filmexperte spricht über Grenzen der Spezial-Effekte

Das klassische Kino ist für Langewitz trotz der rasanten Entwicklungen aber noch lange nicht tot. Manche Filme, wie etwa das für neun Oscars nominierte Antikriegsepos „Im Westen nichts Neues“, würden erst auf der großen Leinwand ihre Kraft entfalten.

Auch die Oscars selbst ziehen das Publikum in die Lichtspielhäuser. Das Karlsruher Programmkino Schauburg verweist seit der Bekanntgabe der diesjährigen Nominierungen gezielt auf Oscar-Kandidaten im Programm.

„Die spannende Frage ist, wie Kinos künftig wieder mehr junge Leute begeistern wollen“, sagt Langewitz. Seiner Einschätzung nach geht das hauptsächlich durch viele Events wie Filmpremieren mit Hauptdarstellern. Und Werbung dafür in den sozialen Netzwerken.

Auf die Frage eines Besucherkindes, ob sämtliche Spezial-Effekte künftig am Computer generiert werden, gibt es von Langewitz ein klares Nein. „Wenn im Drehbuch etwas von einer stürmischen Nacht oder einem regnerischen Tag steht, kann das nicht am Rechner gemacht werden“, betont der Experte. Dann kommen Spezialisten mit großen Ventilatoren und Wasserpumpen an den Drehort und simulieren das Wetter.

Ein Spezialist fürs Filmwetter ist übrigens Langewitz´ Bekannter Gerd Nefzer. Der Trickspezialist gewann vergangenes Jahr für die Spezial-Effekte im Science-Fiction-Film „Dune“ seinen zweiten Oscar.

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