Sieben Jahre war er weg. Jetzt steht Großherzog Ludwig wieder auf hohem Sockel zwischen Rathaus und Stadtkirche. Am schönen Ludwig im langen Steinmantel scheint die Zeit spurlos vorbeigegangen zu sein. Dabei hat sich die Welt an seinem neuen und alten Standort für die Karlsruher stark spürbar und gravierend verändert: Der Marktplatz war erst eine riesige Grube für den Deckelbau der U-Strab-Station und in den vergangenen zwei Jahren für die neue Versiegelung mit hellen Granitplatten zu großen Teilen abgesperrt.
Pflasterer im Endspurt
Gerade haben die Pflasterarbeiter in der Südwestecke der guten Stube am Rathauseck den Endspurt eingeläutet. In wenigen Wochen wird der Marktplatz fertig sein. Das gilt auch für die erneuerte Rathaustreppe. Und um den Rückkehrer Ludwig wird schon in den nächsten Tagen mit dem Wiederaufbau des alten Marktbrunnens begonnen. Noch plant die Stadt im Oktober in durch Corona unsicheren Zeiten ein Fest mit den Bürgern anlässlich der Wiedergeburt des Marktplatzes mit dem Ludwigsbrunnen.
Seit Mittwoch 14.50 Uhr ist Ludwig wie bis 2013 auf Posten: Der Großherzog Badens von 1818 bis 1830 schaut vom Zentrum der Südachse des Marktplatzes nach Norden zu seinem Vater Großherzog Karl Friedrich, dem Pendant als Brunnenfigur auf dem Schlossplatz. Zuvor waren drei gewaltige Sockelblöcke aus der Werkstatt der Restauratorin in der Oststadt auf dem Marktplatz eingetroffen.
1,8 Tonnen schweres Gardemaß eines Fürsten
Um 13.45 Uhr war es so weit: Aufrecht stehend in seinem Steingardemaß von 2,30 Meter fährt Karlsruhes Ludwig-Figur auf offener Ladefläche vor dem Rathaus vor. In schweren Riemen gegürtet zeigt sich die 1,8 Tonnen schwere Plastik standhaft. Als er dann auf den aufeinander getürmten und damit vier Meter hohen Sockelteilen steht. sind die alten Dimensionen wieder da: Sechs Tonnen schwer ist das Ganze. Und der gelockte Ludwig macht mit einer Scheitelhöhe von 6,30 Meter über Marktplatzniveau eine überragende Figur. Der Steinfürst vom Marktplatz bildet wieder mit Karl-Friedrich auf dem Schlossplatz, der Pyramide und dem Obelisken auf dem Rondellplatz die Kunstbaugruppe auf der Zentralachse der Via triumphalis.
Die Montage wird zur Geduldsprobe: Zunächst schwebt der Fürst am Kranarm zum Podest. Reiner Speck von der Karlsruher Transportfirma Bissinger hat damit kein Problem. „Den Ludwig hat man nicht jeden Tag am Haken”, räumt der Profi mit der Fernsteuerung allerdings „mit großem Respekt” vor der Figur ein. Doch dann: „Es stimmt nicht richtig”, sagt Walter Burg, der Leiter der Aktion vom Gartenbauamt. Zwar lotst Burg den Ludwig am Haken in die perfekte Sichtachse der Via triumphalis. Die Nasenspitze weist also wieder direkt auf die Pyramidenspitze. Aber irgendwie steht der Rückkehrer noch etwas schief auf den Füßen. Noch ein Mal wird er vom Sockel geholt, und seine Befestigung gerichtet. Beim zweiten Anlauf passt es dann, und Großherzog Ludwig steht da wie eh und je.
Mit der ersten Wasserleitung
Der ursprüngliche Brunnen wurde 1822 von Friedrich Weinbrenner entworfen und 1824 anlässlich der Eröffnung der 4,5 Kilometer langen Wasserleitung, in der Trinkwasser von Durlach nach Karlsruhe gepumpt wurde, eingeweiht. Die Statue stammt von Aloys Raufer und wurde 1833 auf dem Brunnen aufgestellt.
Bis 1926 diente die Wasseranlage als Marktbrunnen. Der Brunnen ist jetzt zudem auf Wunsch des Gemeinderats mit Pfeilern und Ketten abgesperrt - wie einst bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Bei einem Bombenangriff wurde der Brunnen 1944 schwer getroffen. Dagegen überstand Ludwig diesen Angriff unversehrt. Die Statue war im Krieg mit einer Holzverschalung geschützt. Doch ging sie in den Folgejahren zu Bruch. Der Brunnen wurde bis 1955 wiederhergestellt. Die nun restaurierte Statue ist also eine Kopie des Originals.