Der Probebetrieb der U-Strab wird für vier Monate eingestellt. Dies erklärt jetzt die Tunnelbauherrin, die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft Kasig. Eine Verschiebung der Eröffnung des U-Strab-Betriebs zu Weihnachten 2021 sei damit aber nicht verknüpft, versichert die Kasig. Demnach bleibe weiter noch genügend Zeit für die komplexe Test-, Prüfungs- und Genehmigungsphase.
Jüngst rollten drei Tage lang keine Bahnen durch den Tunnel, weil die Karlsruher Berufsfeuerwehr mit allen ihren sechs Abteilungen nacheinander die Rettung eines Unfallopfers in der Untergrundstation Marktplatz übte. Jetzt verhindert die Reparatur des großen Wasserschadens vom Sommer bei der U-Strab-Station Europaplatz vorläufig bis Mitte März 2021 die Fortsetzung des im August durch die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) aufgenommenen Testbetriebs.
Erst jetzt kommen die neuen Hauptstromkabel
Der Austausch der beim Wasserrohrbruch in der Nacht auf den 24. Juni beschädigten Elektrokabel im Tunnelabschnitt zwischen den unterirdischen Haltestellen Europaplatz und Lammstraße laufe schon die ganze Zeit auf Hochtouren, berichtet Achim Winkel, Pressesprecher der städtischen Tochter Kasig. Sie organisiert den 1,5 Milliarden teuren Stadtumbau per Kombilösung aus U-Strab und Autotunnel Kriegsstraße.
Aber erst jetzt beginnt dabei die Hauptarbeit: Die Spezialleitungen, die für die Stromversorgung der Bahnen per Oberleitung mit 750 Volt Gleichstrom sorgen, werden ausgewechselt. Diese Kabel seien zwar sofort nach dem Wasserschaden bestellt worden. Wegen langer Lieferzeit könne man sie aber „erst jetzt aufwändig unter den Gleisen in den Leerrohren einziehen“. Deshalb seien die Schienen bis Frühlingsanfang nicht befahrbar, sagt Winkel.
Drei Gleichrichterstationen sorgen für genügend Saft
Wenn diese neuen Leitungen unter Strom stehen, können die drei Gleichrichterstationen beim Europaplatz, beim Marktplatz und beim Durlacher Tor alle Abschnitte des 3,5 Kilometer langen Stadtbahntunnels mit genügend Energie für den wirklichen Bahnbetrieb versorgen. Im März also soll nun möglich werden, dass gleichzeitig bis zu 30 Straßenbahnen und Stadtbahnzüge mit genügend Saft in der U-Strab-Röhre unter der Kaiserstraße und dem Südabzweig vom Marktplatz bis zur Zoodirektion fahren.
Winkel resümiert die U-Strab-Probephase der zurückliegenden drei Monate: „Die Tests erfolgten mit nur maximal zwei gleichzeitig im Tunnel verkehrenden Testbahnen, weil die Stromversorgung nur über den einen Gleichrichter beim Durlacher Tor abgewickelt werden musste.“ Nach der Neuinstallation der Kabel können demnach die VBK den Probebetrieb in ganz anderem Umfang als bislang fortsetzen, erklärt Winkel. Dann steht der U-Strab der wahre „Stresstest“ bevor: viele Bahnen gleichzeitig im Tunnel, aber noch ohne Passagiere.
Die Inbetriebnahme des U-Strab-Tunnels sei wie seit dem Sommer geplant weiter in einem Jahr vorgesehen. Demnach wird die U-Strab, an der dann zwölf statt wie einst versprochen nur sieben Jahre gearbeitet worden sein wird, gleichzeitig mit der umgebauten Kriegsstraße samt Autotunnel Mitte Dezember 2021 eröffnet. Vor dem Wasserschaden wollte man die U-Strab ein halbes Jahr früher, also im Juni 2021 losrollen lassen.
Zeitgewinn durch Wasserschaden
Nach der Bilanz des Schadens hatten die Geschäftsführer Frank Nenninger für die Kasig und Alexander Pischon für die VBK im Frühsommer ausdrücklich versichert, dass der Probebetrieb durch die Reparaturen im Tunnel überhaupt nicht beeinträchtigt werde. Von einer viermonatigen Zwangspause wegen der Kabelarbeiten war damals nicht die Rede. Bereits Ende 2020 wollte man die technische Abnahme durch die Aufsichtsbehörde erlangen, hieß es noch im Spätsommer. Winkel erklärt nun: Durch die Verlängerung wegen des Wasserschadens habe man doch ein halbes Jahr für die Fertigstellung der sieben Haltestellen und der Tunneltechnik gewonnen. Und da die Testfahrten nur vier Monate ausfielen, liege man gut im aktuellen Countdown für die U-Strab, betont Winkel.
Im Juni brach eine provisorische Bauwasserleitung, und 200.000 Liter Wasser schwappten in die Untergrundstation Europaplatz, einen Tunnelabschnitt sowie Technikräume und Kabelschächte. An einem fünf Zentimeter dicken Schlauch mit sechs bar Wasserdruck war eine Kupplung geborsten. Die Isolierung an Kabeln und Schaltern der Betriebstechnik drohte aufzuquellen, deshalb müssen sie in dem Abschnitt beim Europaplatz prophylaktisch erneuert werden“, erklärte Kasig-Chef Nenninger. Die Kabel im U-Strab-Tunnel seien gegen Wasser nicht so geschützt wie gegen Feuer“, bedauerte er. Ein Schaden von mehreren Millionen Euro wurde nach den ersten Ermittlungen angenommen.