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Ruhige Wintermonate

In den Karlsruher Waschstraßen herrscht wenig Betrieb – auch wegen Corona

Matschspuren von der Fahrt durch den Schnee oder vom Regenwasser auf den Straßen – Autobesitzern ist der Dreck oft ein Dorn im Auge. Viele Karlsruher fahren deshalb regelmäßig in die Waschanlage und lassen das Auto putzen. Oder legen selbst Hand an.

Auto wird in der Waschanlage von zwei Männern geputzt.
Schrubben und Spritzen: An der Waschstraße in der Pulverhausstraße lassen Autofahrer ihre Wagen putzen. Vor allem hochpreisige Autos sowie Geschäftsautos würden häufig in Waschanlagen und -straßen kommen, wissen Betreiber solcher Anlagen. Foto: Peter Sandbiller

Bevor der schwarze Wagen mit Hochdruckreiniger und Putzmittel vom Straßenschmutz befreit wird, wirft Anton Nierobisch einige Münzen in den Automaten neben der Waschbox. Er klappt die Scheibenwischer hoch, dann spritzt er mit dem Hochdruckreiniger sein Auto ringsum von oben bis unten ab.

Für die Alufelgen hat er ein eigenes Reinigungsspray dabei. „Mein Auto ist ganz wichtig für mich“, sagt der 19-jährige Autoliebhaber. Er fährt regelmäßig in die SB Waschanlage hinter dem Karlsruher Güterbahnhof an der Wolfartsweierer Straße. Im Winter befreit Nierobisch sein Auto von Streusalzresten, Matsch und Spritzwasserflecken. Im Sommer pflegt er den Autolack zusätzlich mit Wachs.

Während Nierobisch eine zweite Ladung Reinigungswasser für sein geliebtes Gefährt am Automaten ordert, ist ein älterer Mann in der Box nebenan nach wenigen Minuten fertig mit Putzen. Die brauen Matschspuren an seinem weißen Wagen hat er abgebraust, danach fährt er los.

Hochpreisige Autos kommen häufiger in Waschanlagen

„Für mich ist das Auto ein Nutzgegenstand“, erzählt der Besitzer eines E-Autos. Oft komme er nicht zur Waschanlage. „Aber bei dem neuen Auto lohnt es sich immerhin. Und für fünf Euro ist es schon okay“, erzählt er beim Aussaugen des Innenraums. Auffällig viele Elektroautos und hochpreisige Fahrzeuge werden hier geschrubbt und gesaugt.

Bei den Staubsaugern steht der 30-jährige Dennis. Er putzt seinen Geschäftswagen, ein Elektroauto, etwa alle zwei Wochen. „Ich will einfach, dass das Auto ordentlich aussieht“, sagt er. Zur SB-Anlage ist er nur zum Staubsaugen gekommen, zuvor war er bereits in einer Waschstraße. „Da sind aber die Saugerplätze abgesperrt.“

Staubsaugerplätze wegen Corona geschlossen

„Die Saugplätze haben wir zum Schutz der Mitarbeiter und der Kunden wegen Corona geschlossen“, begründet Ilona Welker, Anlagenleiterin der Efa-Ley-Autowaschanlage in der Ottostraße. Die Angst vor einer kompletten Schließung der Anlage sei zu groß.

Nicht alle Kunden würden sich an die Abstandsregeln halten, daher wolle man so auf Nummer sicher gehen. „Theoretisch müssten wir sonst nach jedem Kunden die Sauger desinfizieren.“

Trotz der gesperrten Saugerplätze herrscht reger Betrieb an der Anlage. Hauptsächlich Geschäftsleute mit Firmenwagen würden regelmäßig zur Waschanlage kommen, wenn auch weniger als im Sommer oder in der Zeit vor Corona. „Da viele im Homeoffice sind, kommen nicht so viele wie sonst“, sagt Welker.

Wenn es ständig regnet, lassen weniger Leute ihr Auto putzen.
Nico Di Benedetto, Anlagenleiter

Seit Beginn der Corona-Pandemie verzeichnet die Waschanlage rund zwei Drittel weniger Kunden als in den Vorjahren. „Momentan kommt noch das schlechte Wetter dazu. Wenn es ständig regnet, lassen weniger Leute ihr Auto putzen“, sagt Anlagenleiter Nico Di Benedetto. Neben Firmenwagen würden vor allem Fahrer hochpreisiger Autos in die Waschanlage kommen.

Nach und nach trudeln an diesem Tag einige Fahrer an der Ottostraße ein. „Das ist ein Geschäftswagen. Und gleichzeitig das Familienauto“, sagt der Vater von zwei Kindern. „Da wird das Auto schnell dreckig, vor allem im Winter.“ Er hatte gehofft, die Staubsauger neben der Waschstraße seien wieder offen, „aber dann sauge ich es halt zu Hause aus.“

Keinen reiner Treffpunkt für Männer

Das Auto liegt nur Männern am Herzen? Fehlanzeige – auch einige Frauen kommen zur Waschanlage. Bevor der silbergraue Wagen einer blonden Frau, gerade noch mit getrocknetem Matsch und Staub übersät, in die Anlage gezogen wird, spritzt ein Mitarbeiter den groben Dreck an Rädern und Kotflügel des Autos mit einer Handbrause ab.

Die Frau fährt regelmäßig vor. „Vor allem wegen des Hundes, der bringt viel Matsch mit“, sagt sie. Am liebsten strahlend Weiß mag auch die Fahrerin eines Cabrios ihr Auto. „Ich habe es einfach gerne sauber.“

Still steht derweil die Waschbox an der Tankstelle eine Straße weiter. „Ich spare mir die Waschanlage im Winter wenn es sowieso ständig regnet“, sagt ein älterer Herr achselzuckend beim Tanken.

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