Wenn man sich mit Ingo Wellenreuther im öffentlichen Raum in Karlsruhe trifft, wird man Augenzeuge von seinem Bekanntheitsgrad. „Hallo“ oder „Servus“ ruft ständig jemand in Richtung des Bundestagsabgeordneten.
Die Bürgernähe, die der Christdemokrat auf seinen Wahlplakaten für sich reklamiert, wird gleichsam in der Praxis beglaubigt.
„Viele Leute erkennen mich“, sagt Ingo Wellenreuther. Und viele gingen davon aus, dass er selbstverständlich auch wieder dem neuen Bundestag angehören werde, hat der Parlamentarier festgestellt. Zwar gehört Wellenreuther seit 2002 dem Deutschen Bundestag an und errang vier Mal in Folge das Direktmandat.
Doch ein Selbstläufer ist sein Wiedereinzug ins Parlament keineswegs. Er benötige die Erststimmen der Wählerinnen und Wähler, „das ist vielen überhaupt nicht bewusst“, sagt der Karlsruher. Denn mit seinem achten Platz auf der Landesliste kann man angesichts der momentanen Umfragewerte für die CDU von einer Absicherung kaum sprechen.
CDU-Kandidat zeigt Präsenz in Karlsruhe
„Ich sehe mich als Anwalt für Karlsruhe in Berlin“, sagt der 61-Jährige. Mit dieser Wortwahl verweist Wellenreuther auch auf seinen fachlichen Hintergrund als Jurist.
Richter ist er von Haus aus, im Bundestag gehört er dem Rechtsausschuss und dem Richterwahlausschuss an. Als es galt, das Forum Recht in Karlsruhe zu etablieren, kämpfte der Südweststädter vor und hinter den Berliner Kulissen für den Erfolg.
Den Schwerpunkt seiner Arbeit als Bundestagsabgeordneter sieht der verheiratete Vater zweier Kinder eher in Karlsruhe anstatt in Berlin. Auf ein Verhältnis von 70 zu 30 schätzt er die Anteile ein. Klar, die 22 Sitzungswochen forderten seine Präsenz.
An den Wochenenden ist Wellenreuther jedoch möglichst in Karlsruhe. Schließlich amtiert er seit 2002 auch als Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Karlsruhe-Stadt. Egal, ob es um bundespolitische oder regionale Themen geht: Wer sich an ihn wende, bekomme immer auch eine Antwort, betont der vormalige KSC-Präsident.
Wellenreuther ist egen Verbotskultur
Dass Ingo Wellenreuther im Wettbewerb um die Spitzenkandidatur auf Friedrich Merz gesetzt hat, ist kein Geheimnis. Mit der Entscheidung seiner Partei für Armin Laschet hat der stark sportaffine Wellenreuther aber überhaupt kein Problem. Fairplay sei ihm schließlich in allen Lebenslagen wichtig, betont der einstige Karlsruher OB-Kandidat.
Womit der erfahrene Parlamentarier auf das Stichwort der Verbotskultur zu sprechen kommt. Den Menschen gegenüber Verbote auszusprechen, ist so gar nicht sein Ding, gibt Wellenreuther zu verstehen. Beim Großthema Klimaschutz etwa setzt der Christdemokrat deshalb lieber auf technische Innovationen als auf Repression.
„Wir brauchen Spitzenforschung und Hochtechnologie“, meint er und warnt vor einer Gefährdung des Lebensstandards und der Arbeitsplätze. Unternehmen müssten entlastet werden; Wellenreuther setzt daneben auf eine Digitalisierungs-Offensive und auf deutlich beschleunigte Genehmigungsverfahren.
Er sagt das auch mit Blick auf Gründer und ihre Start-ups, zu denen er einen engen Draht hat. Was Deutschland nach seiner Auffassung überhaupt nicht braucht, ist beispielsweise eine Mietpreisbremse. „Davon baut sich keine einzige Wohnung neu“, zeigt sich der Christdemokrat überzeugt.
Der Abgeordnete ist gut vernetzt
In der Bundestagsfraktion der CDU ist Wellenreuther nicht nur als erfahrener Rechtspolitiker ein gefragter Ratgeber. Nach annähernd zwei Jahrzehnten Erfahrung auf dem Berliner Parkett ist er auch hinter den Kulissen gut vernetzt.
„Die Kenntnis der Strukturen zahlt sich aus“, unterstreicht der einstige Schüler des Goethe-Gymnasiums - und zwar für Karlsruhe.
Wenn es um die Durchsetzung von Karlsruher Interessen geht, arbeitet Wellenreuther ohne Berührungsängste grundsätzlich auch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen demokratischen Parteien zusammen.