Tristan beeindruckt weit über seinen Tod hinaus: Der Südliche See-Elefant ist vier Meter lang und halb aufgerichtet deutlich über zwei Meter groß. Ob Kind oder Erwachsener: Wer vor Tristan steht, fühlt sich klein .
Das mag einer der Gründe sein, warum der Koloss nach wie vor ein Publikumsliebling des Museums ist.
Vielleicht tragen die großen dunklen Glasaugen dazu bei, die ihn so freundlich wirken lassen. Oder die Speckfalten, die seinen Hals noch mächtiger machen, und die vielen Furchen in seinem braunen Fell, die er sich vielleicht schon bei Kämpfen in seiner Jugend zugezogen hat. Lebensecht wirkt Tristan noch mehr als 50 Jahre nach seinem Tod: Die charakteristische Pose der imposanten Tiere hat der Präparator perfekt konserviert.
Tristans Fell wird für eine Dermoplastik verwendet
Das überragende Exponat des Karlsruher Naturkundemuseums ist eine sogenannte „Dermoplastik“; der Klassiker für Nachbildungen von Lebewesen zu Lehr- und Ausstellungszwecken. Hierfür wird die natürliche, entsprechend präparierte Haut des Tieres auf eine möglichst lebenstreue Gips- oder Plastik-Skulptur gezogen. Neun Monate dauerte dies im Fall von Tristan, weiß Albrecht Manegold, der Kurator für Wirbeltiere im Naturkundemuseum.
Tristans Weg ins Museum am Karlsruher Friedrichsplatz ist bestens dokumentiert: Helmut Knipper, der damalige Hauptkonservator und Leiter der Zoologischen Abteilung, hat viele viele Zeitungsberichte zu Tristan gesammelt und penibel abgeheftet.
1958 geht Tristan im Südatlantik Tierfängern ins Netz
Schlagzeilen macht Tristan bereits 1958: Da ist er etwa fünf Jahre alt und hat seine Jugend im Südatlantik verbracht. Auf der Insel Tristan de Cunha, knapp 3.000 Kilometer südwestlich vom Kap der Guten Hoffnung, geht er Tierfängern ins Netz. Wildfänge für Tiergärten sind damals üblich, und eine ganze Reihe deutscher Zoos möchte die größte Robbenart zeigen.
Tristan kommt in die Stuttgarter Wilhelma als neuer Partner von See-Elefantenkuh Marion. Sein Vorgänger, der 1957 gemeinsam mit Marion im Schwäbischen ankam, hatte nur wenige Tage überlebt. Überhaupt ist die Haltung der See-Elefanten in den Zoos heikel. Werden Jungtiere geboren, sind diese nicht lebensfähig.
Begeisterung über Jungtier „Isolde“
Riesig ist die Begeisterung in Stuttgart, als Tristan und Marion 1965 doch Eltern werden. Die Taufe des Wonneproppens wird zum Spektakel, von dem heute noch Filmaufnahmen existieren.
500 Namensvorschläge gibt es, die Spanne reicht von „Bärbele“ und „Emmele“ bis „Dampfnudel“ und „Venus von Kilo“. In Anlehnung an Tristan wird das Kleine von Finanzminister Hermann Müller auf den Namen „Isolde“ getauft. Hoch ausgerichtet, mit all seinen Furchen im Fell und mit gefalteten Flossen ist Tristan im Beitrag zu sehen.
Folgenreiche Auseinandersetzung mit Artgenossen
Mit den drei neuen Tieren, die 1968 in die Wilhelma einziehen, kommt es für Tristan 1970 zu einer folgenreichen Auseinandersetzung: Er erleidet Bissverletzungen, an denen er letztlich verblutet.
17 Jahre ist er damals, bringt 2,5 Tonnen auf die Waage und gilt als ältester Südlicher See-Elefant in einem Zoo, schreibt Albrecht Manegold in einem wissenschaftlichen Aufsatz über Tristan.
Heute fertigen externe Experten große Dermoplastiken
Hauptkonservator Knipper will ihn ins Museum holen. Allein vier Stunden dauert es, das tote Tier aus dem Becken zu bergen und weitere acht Stunden, um die 400 Kilogramm schwere Haut für das Präparat zu separieren, schreibt Manegold. Dass das Verfahren aufwendig und teuer ist, sei keine Frage – werde aber nach wie vor angewandt.
Anders als noch zu Tristans Zeiten, den Hauptpräparator Horst Köhler für die Nachwelt erhielt, gibt das Museum größere Aufträge heute an externe Experten. Eine Dermoplastik ließ das Naturkundemuseum beispielsweise von der 2018 in der Wilhelma gestorbenen Eisbärin Corinna anfertigen. Je nachdem, was bereits vorhanden ist und welche Ausstellungen geplant sind, fallen solche Entscheidungen, erklärt Kurator Manegold.
Heute spielen Zoos für die Museen eine ganz wichtige Rolle.Albrecht Manegold, Kurator für Wirbeltiere im Naturkundemuseum
Inzwischen steht der Eisbär mit einer Reihe weiterer Dermoplastiken im Magazin. Ein Wisent-Bulle von 1876 ist das älteste Tier, ein weiblicher Moschusochse stammt aus dem Jahr 1900, ein Okapi von 1914. Aus Belgisch-Kongo kam es einst nach Karlsruhe, berichtet Manegold. Ein Wolf stammt aus dem Nachlass eines Großwildjägers.
Bären, Raubkatzen und kapitales Wild sind weitere Präparate, die teilweise durch „Sammlungsexpeditionen zu wissenschaftlichen Zwecken“ nach Deutschland kamen. Was heute freilich nicht mehr möglich ist. „Heute spielen Zoos für die Museen eine ganz wichtige Rolle“, sagt Manegold.
Heute lagern Tristans Schädel und Knochen im Schrank
Einen Schwerpunkt setzt das Museum inzwischen beim Sammeln von Skeletten – auch, weil dies Vergleiche mit Fossilien ermöglicht. Tristans Skelett war bis 2014 ebenfalls ausgestellt: Im „Polarsaal“, wo Tristans Dermoplastik mit denen anderer Robben gezeigt wurde, was seine Größe eindrucksvoll unterstrich. Heute lagern Tristans Schädel und Knochen, neben denen vieler weiterer Säuger und Vögel, in einem Schrank im Magazin.
Der See-Elefant müsste in eine klimaneutrale Vitrine.Albrecht Manegold, Kurator für Wirbeltiere im Naturkundemuseum
Die Dermoplastik leidet an ihrem jetzigen Standort. „Der See-Elefant müsste in eine klimaneutrale Vitrine“, sagt Manegold. Durch die schwankende Luftfeuchtigkeit hat Tristans Fell schon früh Risse bekommen, die zwischenzeitlich mit Fellstücken anderer Robben kaschiert wurden.
Der Verfall aber geht weiter. Der Publikumsliebling sollte also dringend abtauchen –zunächst in ein geeignetes Depot, um mit der Restaurierung zu beginnen. Damit Tristan auch künftige Generationen Museumsbesucher beeindrucken kann.
Das sind die Gewinnerinnen und Gewinner von Teil 2 des Sommerrätsels
„Dort ist es immer wieder schön“, sagt Frauke Golsch. Die 75-jährige Gernsbacherin freut sich daher auf den Familienausflug in den Europa-Park. Sie hat den Hauptpreis beim zweiten Teil des BNN-Sommerrätsels gewonnen. In Begleitung von fünf Personen kann sie nun einen Tag in dem Freizeitpark im südbadischen Rust verbringen.
Dass See-Elefant Tristan vor 52 Jahren Opfer einer Auseinandersetzung mit Artgenossen geworden war, wusste sie zwar nicht sofort. Doch nach etwas Recherche kam Frauke Golsch auf die richtige Lösung. Den Europa-Park hat sie schon öfters besucht. Die BNN-Leserin fährt dort gerne Geisterbahn und schätzt auch die vielen anderen Angebote des beliebtesten Freizeitparks Deutschlands.
Die richtige Antwort wusste auch Daniela Brenner aus Ubstadt Weiher. An sie geht der zweite Preis. Die BNN-Leserin erhält fünf Pflegeprodukte von Kokoderma Cosmetics. Die Schwarzwälder Firma stellt beispielsweise Cremes mit den jungen Trieben von Fichten her.
Über ein Hamamtuch und eine exklusive Glasflasche kann sich Hermann Dörr aus Bretten freuen. Auch er hat mit seiner Antwort richtig gelegen. Sein Gewinn stammt aus dem Shop des Casinos Baden-Baden.
Dieses Mal kein Glück gehabt? Es folgt noch vier weitere Rätselrunde. Die BNN verlosen auch dann wieder attraktive Preise. Mitmachen lohnt sich also.
Das sind die Teilnahmebedingungen.