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Kurze Shoppingpause

Ettlinger Tor Center in Karlsruhe geräumt – um den Notfall zu trainieren

Aufregung bei Kunden und Mitarbeitern im Ettlinger Tor Center in Karlsruhe: Sie sollen das Einkaufszentrum zügig verlassen. Was hinter der Durchsage steckt.

Übung Ettlinger Tor Center
Vor dem Eingang am Friedrichsplatz sammeln sich Kunden und Mitarbeiter des Ettlinger Tor Center. Foto: Stefan Proetel

Es ist 10.10 Uhr, als die monotone Durchsage beginnt. Die männliche Stimme vom Band spricht ruhig und unaufgeregt, ihre Botschaft ist dennoch deutlich: Wegen einer Betriebsstörung werde das Einkaufszentrum in Karlsruhe in wenigen Minuten schließen, alle sollen es auf direktem Weg verlassen und das Auto stehen lassen. Was die Menschen in diesem Moment nicht wissen: Es ist alles in Ordnung, es liegt kein Notfall vor. Das Ettlinger Tor Center übt nur.

Geschäfteinhaber schließen ihre Läden ab, Kunden und Angestellte streben den Ausgängen zu. Manche von ihnen gehen sichtbar schneller als sonst, der eine oder andere rennt sogar.

Es ist ihnen anzumerken, dass sie sich unwohl fühlen und so schnell wie möglich ins Freie wollen. Dennoch bleibt alles ruhig, es entsteht keine Drängelei oder gar Panik. Einige der Gäste schlendern gar, als sei alles wie immer.

Übung Ettlinger Tor Center
Ruhing und gelassen reagieren die Kunden, als sie aufgefordert werden, das Einkaufszentrum zu verlassen. Foto: Stefan Proetel

Wer allerdings jetzt noch vom Erd- ins Untergeschoss fahren möchte, hat keine Chance. An den Rolltreppen haben sich Angestellte des Einkaufszentrums positioniert. Sie tragen gelbe Warnwesten und weisen den Kunden unmissverständlich den direkten Weg zu den Ausgängen.

„Es war erschreckend“, erzählt Brigitte Machiw-Bechler etwas später über den Moment, als die Durchsage erklang. Sie sei gerade in einem Geschäft gewesen, und der Verkäufer habe sie aufgefordert, umgehend das Einkaufszentrum zu verlassen.

„Ich bin oft hier“, sagt die Frau aus Malsch, „aber das habe ich noch nicht erlebt.“ Sie sei aufgeregt gewesen, aber wahrscheinlich sei es vielen der Kunden wie ihr ergangen. Als die Malscherin erfährt, dass es sich um eine Übung handelte, schaut sie erst erstaunt, äußert dann aber großes Verständnis. „Das muss sein“, sagt sie. Zum Einkaufen kommt sie nun nicht mehr, da sie noch einen Termin hat.

Vor dem Eingang zum Friedrichsplatz sammeln sich nach 10.10 Uhr immer mehr Kunden und Angestellte. Center Managerin Anne Klausmann ist zufrieden: „Die Räumung lief auch dieses Jahr einwandfrei ab“, sagt sie.

Nach genau zwölf Minuten sei das gesamte Haus geräumt gewesen. „Dieses Mal ging es wirklich schnell.“

Die Räumungsübung diene dazu, in Theorie regelmäßig durchgespielte Sicherheitsabläufe in der Praxis zu üben und bei den Zuständigen und Mietpartnern zu verinnerlichen. Im Notfall müsse es schnell gehen. Aufgrund der einmal im Jahr stattfindenden Übung und der regelmäßigen Schulungen ist laut Anne Klausmann erkennbar, dass sich langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen gut auskennen. Andere, die zum ersten Mal dabei sind, hätten hingegen häufig Fragen.

Notfallübung im Ettlinger Tor Center in Karlsruhe: Mitarbeiter und Kunden wissen nichts

„Wir sind durch Übungen für den Ernstfall gewappnet, gerade auch im Hinblick auf das frequenzstärkere zweite Halbjahr nach der Sommerzeit“, sagt Klausmann. Informiert werden im Vorfeld solcher Räumungsübungen nur die Büromieter im Gebäude, damit beispielsweise Arztpraxen Behandlungen entsprechend planen können.

Die Mitarbeiter in den Geschäften wissen laut Klausmann nichts von den Übungen. Sie hofft auf Verständnis bei der Kundschaft: „Diese Übung hilft im Ernstfall, Leben zu retten. Dies sollte allen Besuchern eine kurze Shoppingpause wert sein.“

Ja, Sie können wieder einkaufen gehen.
Anne Klausmann
Center-Managerin

An der Übung beteiligt waren ihren Angaben zufolge neben dem Centermanagement und der dafür geschulten Selbsthilfegruppe aus der Mieterschaft Einsatzkräfte der Polizei, des Deutschen Roten Kreuzes und die Verkehrsbetriebe Karlsruhe.

Um 10.28 Uhr öffnet das Einkaufszentrum wieder. So ganz trauen manche dem Frieden noch nicht und sprechen Anne Klausmann, die noch vor dem Eingang steht, an. „Ja, Sie können wieder einkaufen gehen“, antwortet sie.

Ein älteres Ehepaar, das zu seinem Auto will und vorher warten musste, reagiert zwar mit Verständnis, aber auch mit einem Spruch: „Die Übung zehn Minuten früher wäre uns lieber gewesen.“

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