Es wurde gefeilscht, gestöbert und gefachsimpelt – und dies bei bestem Flohmarkt-Wetter auf dem Karlsruher Stephanplatz. Der Regen war längst Geschichte und so stand einem Schnäppchen am Samstag (5. August) nichts mehr im Weg.
Ziemlich lang war die Anfahrt für Roland. Der 55-Jährige kam eigens von der Schweizer Grenze, um seine hochwertige Antik-Ware anzubieten. Designer-Stühle von Panton, Kaiser-Idell-Lampen oder Emaille-Schilder aus den 20er- und 30er-Jahren, die bei Sammlern Höchstpreise erzielen. „Ich mag die Atmosphäre hier, da nehme ich den Anfahrtsweg gerne in Kauf“, sagt der Mann, der altes Industrie-Design schätzt.
Glas und Keramik sind stark nachgefragt
Bei ihm inspiziert eine Frau aus der Ortenau das ausgestellte Glas und die Keramik. Die Mittelbadenerin will sich mit ihrer Schwester aus Heidelberg treffen. Karlsruhe liegt auf halbem Wege. Sie sammelt seit gut 30 Jahren und darf Daum-Vasen, Kristallglas von Baccarat oder emaillierte Objekte aus Longwy ihr Eigen nennen. Auch Katzen-Fayencen der Jugendstil-Koryphäe Emile Gallé besitzt sie. Der Grund: „Ich bin oft auf Flohmärkten in Frankreich unterwegs“, merkt sie an.
Ich mache das schon lange, eigentlich seit ich 16 bin.Eva Specht
Flohmarkt-Anbieterin
Ebenfalls schon lange im Trödel-Business ist Eva Specht. Sie bietet ebenfalls authentische Waren an: alte Vasen, Flakons, historische Deko-Objekte oder eine alte Kamera. „Ich mache das schon lange, eigentlich seit ich 16 bin. Damals war ich bei den Auktionen von Anna Früh. Ich habe noch etliches aus Nachlässen im Keller“, sagt die Sattlermeisterin.
Bei ihr schaut sich Cornelia aus Pfinztal um. Sie hat ein sehr spezielles Sammelgebiet: alte Eierbecher. „Das hat den Vorteil, dass es wenig Platz wegnimmt“, sagt sie schmunzelnd. Neben dem Stephanplatz geht sie auch gerne auf den Durlacher Kruschtelmarkt.
Der Bummel über den beschaulichen Markt lässt sich im Grunde so zusammenfassen: Kuriose Objekte treffen auch interessante Menschen – nette Gespräche inklusive. Jean kommt aus Straßburg und veräußert russische Zeichnungen aus den 1950er-Jahren.
Hannah und Simon möchten ihre abgelegte Garderobe zu Geld zu machen. Textilien von sportlich bis elegant haben sie im Angebot. Hannah kann Bares gut gebrauchen. Sie beginnt demnächst ein Auslandssemester in Valencia.
Vinyl-Fans kommen auf dem Stephanplatz auf ihre Kosten
Ein Holzschaukelpferdchen hat gerade ein pensionierter Lehrer für den Enkel erstanden. Thomas dagegen ist bei einem Plattenstand fündig geworden. Er sucht Vinyl von Hard-Rock-Bands aus den 80ern – von Foreigner über Def Leppard bis Scorpions. Wieviele Platten er zu Hause hat? „Ein Zimmer voll, gezählt habe ich sie noch nie“, meint der 56-Jährige schulterzuckend.
Ein Tourist aus Rotterdam stöbert derweil in Notgeld-Kartons aus Zeiten der Hyper-Inflation. Er ist fasziniert von den kleinen Scheinen mit den Riesensummen. Einige Stände weiter werden prunkvolle Kamin-Uhren veräußert. Manche der Comtoise-Uhren sind gar feuervergoldet. Von der positiven Stimmung sind die Markt-Organisatoren Norbert Hüttisch und Roland Hochstatter angetan. „Super Wetter, gut besucht. Was will man mehr?“, meint das Duo unisono.