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Beirat plant Plakataktion

Schlecht geparkte E-Scooter sind Stolperfalle für Geh- und Sehbehinderte in Karlsruhe

Seh- und gehbehinderte Menschen haben ein ernsthaftes Problem mit Leih-E-Scootern, die schlecht abgestellt sind. Was tun? Eine einfache Lösung gibt es nicht.

Seh- und gehbehinderte Menschen haben ein ernsthaftes Problem mit E-Scootern, die im Weg stehen. Die E-Roller sind Stolperfallen und zum Wegstellen zu schwer. Artur Budnik, der Vorsitzende des Beirats für Menschen mit Behinderungen, hat ein stark eingeschränktes Sehfeld. In der City zeigt er an der Ecke von Amalienstraße und Südlicher Waldstraße, wie ihm zwei abgestellte Leih-E-Scooter gefährlich im Weg stehen.
Artur Budnik sieht schlechter als andere Menschen. Nicht nur für ihn ist es ein Problem, wenn E-Scooter im Weg stehen. Foto: Peter Sandbiller

Mit der kleinen, fast einjährigen Tochter im Kinderwagen ist Artur Budnik an diesem sonnigen Nachmittag in der Sophienstraße unterwegs. Schwungvoll überholt ihn eine Frau auf einem der E-Scooter, die derzeit vier Verleihfirmen in Karlsruhe rollen lassen.

Zufällig ist die Scooter-Fahrerin gerade am Ziel. Sie hält an, steigt ab, stellt den Elektroroller mitten auf den Gehweg und meldet sich, schon im Weggehen, noch rasch per Smartphone-App als Benutzerin des Leihfahrzeugs ab. Budnik staunt – und steht mit dem Kinderwagen vor dem Hindernis.

In der Karlsruher Innenstadt parken jeden Tag, am Wochenende ebenso wie werktags, an fast allen Ecken und Enden E-Scooter zum Ausleihen. Spätestens am Nachmittag hat sich die Flotte der schlanken Leihroller trotz der vielen pandemiebedingten Schließungen und Einschränkungen dieser Tage bewegt und die jeweils nachts frisch bestückten Aufstellplätze verlassen.

Die Art des Abstellens ist eine Beobachtung wert. Innerhalb kurzer Zeit sind unterschiedlichste Variationen zu entdecken. Auf dem Trottoir der Ritterstraße gegenüber dem Neuen Ständehaus zum Beispiel: Da stehen zwei E-Scooter, parallel zur Hausfassade, aber nebeneinander.

Ein Problem für Geh- und Sehbehinderte in Karlsruhe

Artur Budnik hat schon oft Menschen auf Erkundungstour zu dem Thema mitgenommen. Denn der junge Vater ist nicht nur stark in seiner Sehkraft eingeschränkt, er vertritt als ehrenamtlicher Vorsitzender des Karlsruher Beirats für Menschen mit Behinderungen auch Stadtbewohner mit besonderen Bedürfnissen.

Im Fall der Leihroller mit Elektromotor geht es vor allem um seh- und gehbehinderte Menschen. Sie haben ein ernsthaftes Problem mit Leih-E-Scootern, die schräg oder hinter einer Ecke abgestellt sind. Ragt das Hinterrad in den Weg, ist die Stolperfalle da.

Ich glaube, das geschieht nicht böswillig, sondern ohne nachzudenken.
Artur Budnik, Vorsitzender des Behindertenbeirats Karlsruhe

„Ich glaube, das geschieht nicht böswillig, sondern ohne nachzudenken“, ist Budnik überzeugt. Das Problem selbst aus dem Weg räumen könnten Betroffene in der Regel nicht. An der Kreuzung der Südlichen Waldstraße mit der Amalienstraße demonstriert der kräftige Mann an einem im Weg stehenden Leih-E-Scooter, dass man ihn an beiden Lenkergriffen packen und richtig hochheben muss, um ihn vom Fleck zu bekommen.

Für viele ältere oder schwächere Menschen sind die Fahrzeuge für so ein Manöver zu schwer. Schiebend lassen sie sich kaum bewegen, wenn sie nicht per Buchung freigegeben sind.

Lösungsidee für E-Scooter-Problem fehlt bislang

Mit Kommunalpolitikern durch die Stadt spaziert ist Budnik schon, mit der Stadtverwaltung ist das Thema mehrfach angesprochen, es fehlt aber weiter eine zündende Lösungsidee. Parkzonen einzeichnen, die E-Scooter entsprechend programmieren, Strafzettel androhen – Budnik kennt von Berlin bis Bern und Paris keine Stadt, bei der die Praxis hält, was die Theorie versprach.

„Die Verleihfirmen wünschen sich sicher keine Probleme“, ist der Beiratsvorsitzende überzeugt. Eher hätten sie ein eigenes Interesse an möglichst ordentlich abgestellten E-Scootern. Da will der Karlsruher, der in der Innenstadt lebt und arbeitet, jetzt ansetzen.

Mit Plakataktion in Karlsruhe Bewusstsein schaffen

„Ich denke an eine Plakataktion zusammen mit den Verleihern“, skizziert Budnik seine Strategie. Gemeinsam könne man pfiffig und mit einem aussagekräftigen Fotomotiv dafür werben, bei der Benutzung von Leihscootern mehr Aufmerksamkeit gegenüber denjenigen walten zu lassen, die sich zu Fuß und eben nicht unbeschwert und leicht, sondern körperlich eingeschränkt durch die Stadt bewegen.

Zusätzlich setzt Budnik einige Hoffnung auf den verkehrspolitischen Kurs der Stadt Karlsruhe. Die arbeitet seit Anfang 2020 daran, ihre bisherige Förderung des Radverkehrs um die gezielte Berücksichtigung der Bedürfnisse von Fußgängern zu erweitern.

„Wir sind an diesem Verfahren durch zwei Mitglieder unseres Beirats beteiligt“, sagt der Interessenvertreter der Menschen mit Handicap. Da funktioniere die Kooperation mit der Stadt „ganz toll: Wir werden immer mitgedacht.“

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