„Verkehrswende statt Weltende” steht auf der weißen Fahne, die Lina Görisch vor dem Schloss schwenkt. Die Fassade der barocken Residenz glänzt in der Morgensonne. Das ist gut. Denn 100 Kilometer auf Pedalos in vier Tagen zurückzulegen, ist ein ambitionierter Plan und bei günstigem, vor allem trockenem Wetter besser zu schaffen.
Mehrere Dutzend junge Menschen haben wochenlang trainiert, um mit ihrem Projekt „Pro Planet” in Karlsruhe und Nordbaden für klimaschonende Mobilität zu werben.
Der Prototyp ist einfach schneller
Ein Prototyp mit Holzrahmen ist ganz vorn dabei, in kurzer Zeit konstruiert für diese bundesweit einmalige Pedalo-Aktion. Er hat Fußbretter als Antrieb und die typischen gelben Räder, zusätzlich aber einen Lenker. So wirkt er wie eine Kombination aus Roller und Dreirad. Timo Reiff kennt das Fahrgefühl von Testfahrten in der Produktionshalle und im Lager des schwäbischen Herstellers: „Es macht Spaß!”
Für den Markt ist das Gefährt nicht konzipiert, betont der Physiotherapeut. Es gehe nur darum, die Aktion zu unterstützen. „Der Prototyp ist leichter zu fahren und einfach schneller.”
Adrian Grupp und Ferdinand Sauer sind nicht nur Sportkletterfreunde, sondern auch die geistigen Väter der Karlsruher Aktion. Ihr Brief an den Sponsor brachte „Pro Planet” ins Rollen. Nun ist Sauer extra aus der schweizerischen Stadt Zug angereist, um mitzufahren. Pünktlich geht es los, auch Reiff pedaliert am ersten Tag mit. 25 Kilometer sind zu überwinden, erst durch die Stadt und dann auf dem Rheinradweg Richtung Norden. Übernachten wird die Gruppe bei Hördt, Speyer und Mannheim in Zelten.
Probefahrt im strömenden Regen
Zwei Lastenkarle, die kostenlosen Cargo-Leihräder der Initiative „Lastenräder für die Region Karlsruhe”, sind ebenfalls am Start für umweltschonenden Gepäcktransport, dazu vier weitere voll bepackte Cargo-Fahrräder, ein Sitz-Liege-Tandem und natürlich die leuchtend gelben Pedalos. Adrian Grupp koordiniert das Geschehen. Er ist sehr optimistisch, Heidelberg wie geplant zu erreichen. „Wir haben eine Probefahrt absolviert und 15 Kilometer bei strömendem Regen geschafft”, berichtet er.
Indem sie mit Trippelschritten durchs Grüne rollen, wollen die Tourteilnehmer, die meisten Mitglieder von Fridays für Future, Aufmerksamkeit für ihre Ziele wecken: Ausbau des Nahverkehrs auch in die Region, günstigere Tickets sowie Vorfahrt fürs Fahrrad und andere klimafreundliche Verkehrsmittel.