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Am Tag nach dem Vorfall

Messerstecherei auf dem Marktplatz Karlsruhe: Polizei bestätigt Festnahme

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen einen 23-Jährigen. Ihm wird versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Der Tatort der Messerstecherei in der Kaiserstraße.
Zeugen sagen, dass das Opfer der Auseinandersetzung in der Karlsruher Kaiserstraße blutend vor dem Restaurant Nordsee lag. Passanten halfen ihm auf die Bank gegenüber (rechter Bildrand). Foto: Stefan Proetel

Schreie habe er gehört, dann gesehen, wie zwei Männer an der Baustelle entlang in der Karlsruher Kaiserstraße in Richtung Westen rennen. Einer habe ein weißes T-Shirt getragen, es aber auf der Flucht ausgezogen. Der andere Mann, so erzählt der Zeuge des Vorfalls am Montagnachmittag, hatte ein dunkles T-Shirt an. Was kurz zuvor vorgefallen ist, wird dem Zeugen schnell klar. Er sieht vor dem Restaurant Nordsee einen Mann am Boden liegen, der stark blutet. Es ist das Opfer der Messerstecherei.

Einen Tag nach der Tat ist am Dienstag rund um den Marktplatz wieder Ruhe eingekehrt. Der Schock sitzt bei einigen Augenzeugen aber tief. Ein Mann ist dringend tatverdächtig.

23-Jähriger wurde festgenommen

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstagnachmittag mitteilen, wurde ein 23-jähriger afghanischer Staatsangehöriger dem Haftrichter vorgeführt. Dem Mann werden versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Der Beschuldigte soll nach einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen am Montag gegen 15.40 Uhr vor einer Eisdiele in der Kaiserstraße einem 21-Jährigen mit einem Messer mehrere Stiche in die Schulter und die Brust versetzt haben. Dabei habe er, so steht es in der Mitteilung, tödliche Verletzungsfolgen zumindest billigend in Kauf genommen. Das Opfer musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Schlägerei im Herzen von Karlsruhe

Wie mehrere von dieser Redaktion befragte Augenzeugen am Dienstag sagen, begann der Vorfall mit einer Schlägerei auf der Nordseite der Kaiserstraße in Höhe der Kreuzstraße. Alle berichten, dass sie zunächst Schreie vernommen haben und danach einer der Beteiligten stark am Oberkörper blutete. Bei der Auseinandersetzung sei ein Messer auf die Straße gefallen.

Passanten halfen dem Mann auf eine Bank auf der anderen Straßenseite. Er habe nicht geredet und sei vermutlich unter Schock gestanden, erzählt einer der Zeugen des Vorfalls. Zwei, die die Tat beobachtet haben, schätzen das Alter der Beteiligten auf Mitte 20. Einer könnte aber auch schon über 30 gewesen sein. Von schwarzen Haaren der Beteiligten ist immer wieder die Rede. Die benachrichtigte Polizei sei sehr schnell vor Ort gewesen.

Ende April hatte die Polizei elf Menschen festgenommen. Es war ein großangelegter und lange vorbereiteter Einsatz gegen die offene Drogenszene in der Stadt. Ob die etwas mit dem aktuellen Geschehen zu tun hat, werden die Ermittler nun klären müssen.

Polizei äußert sich zu Schwerpunkten für den Drogenhandel

Nach Einschätzung des Polizeipräsidiums sind Schwerpunkte für den Drogenhandel im öffentlichen Raum in Karlsruhe der Werderplatz und der Festplatz vor dem Kongresszentrum sowie in den Sommermonaten der Bereich um den Schlossgarten, der nur wenige Meter vom Marktplatz entfernt liegt.

Eine „erhöhte Einsatzdichte im Zusammenhang mit Rauschgifthandel“ hat die zuständige Fachinspektion der Kriminalpolizei im vergangenen Jahr auch in Oberreut ausgemacht, teilte die Pressestelle des Polizeipräsidiums auf Anfrage dieser Redaktion mit. Von sogenannten „Hot Spots“ möchte die Polizei nach eigenen Angaben beim Thema Drogenhandel in Karlsruhe aber nicht sprechen. Bei der Fachinspektion liefen sämtliche repressive und präventive Maßnahmen zur Bekämpfung des Drogenhandels zusammen, dabei würden dann auch temporäre örtliche Häufigkeiten erkannt und benannt.

In den vergangenen Jahren habe sich der Drogenhandel aber zunehmend ins Internet verlagert. Das bedeutet: Es gibt weniger Zwischenhändler auf der Straße, Konsumenten treten im Darknet direkt mit Verkäufern in Kontakt. Bei den meisten Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz geht es laut den Ermittlungen der Polizei um Cannabis, danach folgen Amphetamine, Kokain und Ecstasy.

Zeugen fühlen sich unsicher

„Ich habe schlecht geschlafen“, sagt eine Frau, die die Auseinandersetzung beobachtete. Sicher fühle sie sich, vor allem als Frau, trotz der Polizei am Marktplatz nicht. Immer wieder beobachte sie dort Schlägereien. „Ich habe Angst“, klagt die Zeugin. Früher arbeitete sie noch in der Nähe der Pyramide, und es fuhren noch Bahnen. Damals seien solche Vorfälle nicht so häufig vorgekommen. „Meine Kinder lasse ich nicht hier, weil es nicht sicher ist.“ Vor allem um ihre Tochter habe sie Angst, aber auch ihren schon erwachsenen Sohn wolle sie hier nicht alleine wissen.

Ähnlich geht es einer anderen Frau. Auch sie fühlt sich unwohl an ihrem Arbeitsplatz. Dass ihr Handy vor kurzem gestohlen wurde, ist für sie ein weiterer Hinweis für die fehlende Sicherheit in diesem Teil der Kaiserstraße.  

Auch der eingangs erwähnte Zeuge macht sich Sorgen. Er arbeitet seit rund zehn Jahren am Marktplatz, sagt er. Schlägereien habe es in der Zeit öfter gegeben. Aber eine Messerstecherei? „Das ist das erste Mal – und das mitten in der Innenstadt. Es ist doch schlecht, wenn sich die Menschen nicht mehr in die Stadt trauen.“

Polizei sucht noch Zeugen

Bezüglich des Angriffs vom Montag laufen die Ermittlungen der Polizei. Zeugen werden gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst unter (0721) 666-5555 in Verbindung zu setzen.

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